Self Reliance

Tommy Walcott (Jake Johnson) staunt nicht schlecht, als auf einmal der Schauspieler Andy Samberg (Andy Samberg) mit seiner Limousine neben ihm hält und ihn zu einer Fahrt einlädt. Was könnte er nur von ihm wollen? Später stellt sich heraus, dass er von anderen engagiert wurde, um Tommy zu einem ganz besonderen Spiel einzuladen. Bei diesem wird er 30 Tage lang von Killern gejagt, die es auf sein Leben abgesehen haben. Überlebt er diese Phase, winken ihm eine Million US-Dollar. Das Geld könnte Tommy schon ganz gut gebrauchen. Aber das Risiko ist groß, gerade auch für sein Umfeld. Als er dann jedoch erfährt, dass er nur getötet wird, wenn er allein ist, sagt er zu, in dem Glauben, ein Schlupfloch entdeckt zu haben. Er braucht nur 30 Tage lang jemanden an seiner Seite. Doch das ist nicht so einfach wie gedacht …

Humorvolle Menschenjagd

Das Motiv der Menschenjagd erfreut sich bei Filmschaffenden immer wieder größerer Beliebtheit. So wurden im Laufe der letzten Jahre eine ganze Reihe von Titeln veröffentlicht, in denen die Hauptfiguren aus den unterschiedlichsten Gründen zur Zielscheibe anderer werden. Bei Hunted – Menschenjagd kürzlich nimmt das Unglück mit einem verpatzten Raubüberfall seinen Anfang, wenn eine vornehme englische Familie Nachhilfe in punkto Klassenzugehörigkeit gibt. Bei The Most Dangerous Game – Die Jagd beginnt gibt es keinen ideologischen Unterbau. Die Jagdgesellschaft mag es einfach nur, anderen Menschen nachzustellen und sie zu töten. Ein bisschen Nervenkitzel ist schließlich nie verkehrt. Gleiches gilt dann auch für Self Reliance. Hier ist es mal wieder eine Art Game Show, an der die Leute teilnehmen und ums Überleben kämpfen. Running Man lässt grüßen.

Es gibt aber einige größere Unterschiede. Zum einen haben bei dem Spiel hier die Beteiligten tatsächlich die Wahl. Tommy wird von niemandem gezwungen, kann frei entscheiden, ob er sich dem Ganzen aussetzt. Ein bisschen geht das dann mit der Frage einher, wie weit die Menschen für Geld gehen, was sich immer für gesellschaftliche Kommentare anbietet. Ganz so weit wollte man dann aber doch nicht gehen. Dafür nimmt Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Jake Johnson das alles auch nicht ernst genug. Tatsächlich ist das Regiedebüt des Schauspielers, der zuvor unter anderem in der Serie New Girl und dem Film Catch Me! Zu sehen war, als Komödie angelegt. Das Publikum darf zwar schon mitfiebern, ob der Protagonist heil aus allem herauskommt. Es soll aber vor allem lachen, wenn Tommy von einer chaotischen Situation in die nächste stolpert.

Nachdenklich, aber ohne viel Abwechslung

Das funktioniert teilweise ganz gut, wenn Johnson immer mal wieder absurde Einfälle hat. Gerade die diversen Killer, die zwischendurch auftauchen, sind ganz amüsant geworden, wenn da richtig bescheuerte Leute dabei sind. Witzig ist zudem, wenn der Protagonist in Self Reliance immer wieder versucht, seine Situation anderen zu erklären, dabei aber – aus verständlichen Gründen – nie ernstgenommen wird. Entsprechend irritierend wird es dann auch bei den Bemühungen, andere zu zwingen, bei ihm zu bleiben, selbst in peinlichen Momenten. Auf Dauer ist die Abwechslung dann aber doch nicht so wahnsinnig groß, da wiederholt sich schon einiges. Der Film wird auch nie so spannend, wie man es bei einem solchen Szenario erwarten könnte. Hinter die Genrezugehörigkeit „Thriller“ darf man schon ein größeres Fragezeichen setzen.

Stattdessen wird der Film, der beim South by Southwest Festival 2023 Premiere feierte, unerwartet nachdenklich. So wird bei Johnson die Flucht vor den Killern gleichzeitig zu einer Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit. Während Tommy um sein Leben fürchten muss, begegnet er Menschen aus seinem Umfeld und muss sich dabei seinen diversen Rückschlägen und unverarbeiteten Erfahrungen stellen. Auch das geht nicht so wirklich in die Tiefe, da Self Reliance von einer sehr episodenhaften Natur ist, die einzelnen Begegnungen oft kurz ausfallen. Die zweite Hauptfigur Maddy (Anna Kendrick) wird auch nie so wichtig, wie man das vielleicht hätte erwarten können. Dennoch ist das Debüt des US-Amerikaners ganz solide geworden, kombiniert Gewohntes mit Originellem zu einer etwas anderen Selbsterfahrung, die inmitten der zahlreichen Menschenjagden hervorsticht.