Surf on Europe
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Surf on, Europe!

Surf on Europe
„Surf on, Europe!“ // Deutschland-Start: 7. August 2024 (WDR)

Inhalt / Kritik

Wie kaum eine andere Sportart ist das Surfen mit einem Versprechen der Freiheit verbunden. Auf den Wellen zu reiten, mit der Natur zu kämpfen oder auch eins mit ihr zu werden, das hat schon ein ganz eigenes Flair. Immer wieder versuchen Filme, diese Faszination nachzubilden. Das kann im fiktionalen Bereich geschehen, Gefährliche Brandung wurde durch die Kombination aus freigeistiger Selbstbehauptung und actionreicher Krimihandlung zum Kulthit. Hinzu kommen zahlreiche Dokus wie Keep Surfing, die davon erzählen, was der Sport für die Menschen bedeuten. Dieser Bereich erhält jetzt durch Surf on, Europe! Nachschub, das zeitlich passend parallel zu den Olympischen Sommerspielen in Paris das erste Mal im WDR ausgestrahlt wird.

Lebensfreude trifft ernste Themen

Manche könnten den Film schon vorher gesehen haben. So feierte das Werk im Wettbewerb des Max Ophüls Preis 2024 Premiere, war anschließend auf anderen Festivals oder im Rahmen von Special Screenings im Kino zu sehen. Grundsätzlich ist Surf on, Europe! dort auch besser aufgehoben als auf dem heimischen Fernseher. Dass die beiden Regisseure Constantin Gross und Lukas Steinbrecher selbst erfahrene Surfer sind, spürt man hier zu jeder Zeit. Ihr Film ist eine Liebeserklärung an den Sport, wird dabei von Bildern untermalt, die eine pure Lebensfreude ausdrücken. Die beeindruckenden Wellen, die Strände, die Sonne – die Aufnahmen halten die Balance aus gut gelaunter Idylle und Nervenkitzel, wenn das Meer trotz aller Erfahrung immer auch unberechenbar bleibt.

Gross und Steinbrecher begnügen sich aber nicht damit, das Surfen als solches vorzustellen. Vielmehr verbinden sie die Sportart mit dem Porträt dreier Menschen. Dabei wird Surf on, Europe! auch überraschend ernst. Das Thema der Freiheit, welches sich gerade beim Surfen anbietet, wird mit einer gesellschaftlichen kontrastiert. Da geht es dann um das Reizthema Migration und wie für manche Menschen die Grenzen offenstehen und für andere nicht. Verdeutlicht wird das anhand von Majid, der ursprünglich aus Marokko stammt, wo seine Familie auch noch immer lebt, jetzt aber als Surflehrer in Spanien arbeitet. Das Meer wird dabei sowohl für Surfer wie auch Geflüchtete zu einem Symbol der Freiheit, dem Tor zu einer anderen Welt. Doch während die einen beseelt am Ende des Tages zu ihrem Alltag zurückkehren, bleiben andere außen vor, dürfen nur von dem besseren Leben träumen.

Eskapismus trifft Nachdenklichkeit

Neben Majid kommen noch zwei andere Menschen hauptsächlich zu Wort, die ebenfalls auf ihre Weise noch ein politisches Element mitbringen. So versucht Margaux, im französischen Biarritz ein LGBTQ-freundliches Surffestival auf die Beine zu stellen. Das sollte eigentlich nicht so schwierig sein, möchte man meinen, schließlich bringen wir mit dem Sport eine gewisse Freigeistigkeit in Verbindung. Und doch gibt es auch dort Normen und Erwartungen. Schon ein rein für Frauen ausgerichtetes Festival sorgt für Empörung, wie es an einer Stelle heißt. Der Dritte im Bunde bei Surf on, Europe! ist Derry, dessen Geschichte primär mit seiner nordirischen Heimat verknüpft ist. Da geht es um das historische Erbe der IRA, aber auch die Herausforderungen des Brexits.

Eine reine Gutelaune-Doku ist das hier daher nicht. Dafür werden zu viele persönliche wie gesellschaftliche Probleme angesprochen. Insofern erzählt Surf on, Europe! auch von einem Eskapismus, der Sport wird für die drei Hauptfiguren zu einer Möglichkeit, die Ängste und Sorgen des Alltags hinter sich zu lassen. Man ist hier unter sich, teilt die Leidenschaft dafür, sich auf den Wellen der Meere zu beweisen und selbst zu erfahren. Das steckt auf gewisse Weise schon an, will gleichzeitig zum Nachdenken anregen. Dann und wann ist der Film vielleicht ein bisschen zu schön, eine Art schicker Imagefilm, was nicht so ganz zum inhaltlichen Anspruch passt. Sehenswert ist das Ganze aber schon.

Credits

OT: „Surf on, Europe!“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Constantin Gross, Lukas Steinbrecher
Drehbuch: Regine Bielefeldt
Musik: Steffen Lohrey
Kamera: Noah von Thun

Bilder

Trailer

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Surf on, Europe!
fazit
„Surf on, Europe!“ erzählt von der Faszination des Surfens, verbindet dies aber mit ernsten gesellschaftlichen Themen. Das Kombination aus beidem ist interessant, lässt gleichermaßen zum Träumen wie Nachdenken ein, auch wenn manche Passagen vielleicht doch zu sehr Imagefilm geworden sind.
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