The Frog

Eigentlich wollte Jeon Young-ha (Yoon-seok Kim) nur ganz in Ruhe seine Ferienwohnung betreiben, welches in einer abgelegenen Gegend liegt. Früher hatte er selbst in dem Haus gelebt, nach dem Tod seiner Frau ging er dazu über, dieses zu vermieten. Doch das mit der Ruhe ist vorbei, als Yoo Seong-a (Min-si Go) bei ihm eincheckt, an ihrer Seite ein kleiner Junge. Denn die mysteriöse Frau wird sein Leben für immer verändern, als sie das Kind in seinem Haus tötet. Während die Geschichte immer weiter eskaliert, wird auch die Polizistin Yoon Bo-min (Jung-eun Lee) auf den Fall aufmerksam. Dabei muss sie an einen anderen Fall denken, den sie zwanzig Jahre zuvor als junge Frau (Yoon-kyung Ha) erlebt hat und der den Hotel-Besitzer Gu Sang-jun (Kye-sang Yoon) betrifft, der eines Tages von einem Serienmörder Besuch erhielt …

Auch wenn der ganz große Hype rund um südkoreanische Filme und Serien inzwischen vorbei ist, zumindest Netflix hält an der Idee fest, möglichst viele Titel von dort zu importieren, immer auf der Suche nach neuen Hits. Dieses Jahr gab es beispielsweise A Killer Paradox über einen Mann, der ein besonderes Talent an sich entdeckt: Mörder ermorden. Dann war da das Drama My Name is Loh Kiwan, bei dem ein Südkoreaner in Belgien ein neues Leben beginnt. Und auch Parasyte: The Grey, inspiriert von dem bekannten Manga, dürfte seine Fans gefunden haben. Nun nimmt der Streamingdienst mit „The Frog“ eine weitere Serie ins Programm auf und richtet sich damit wie so oft an ein Publikum, das gern düstere Stoffe mag. Schließlich wird es hier böse, richtig böse sogar.

Genauer erzählt die Serie von zwei Menschen, die jeweils Morde begehen und auf diese Weise das Leben anderer auf den Kopf stellen. Die beiden Geschichten liegen zwanzig Jahre auseinander und haben nur bedingt etwas miteinander zu tun. Mit der Figur der Polizistin gibt es zwar ein Bindeglied. Man sollte aber nicht zu viel erwarten, es sind eher thematische Gemeinsamkeiten, die es rechtfertigen, beide Stränge in eine Serie zu packen. Und selbst dann kann man sich darüber streiten, ob es die Kombination gebraucht hätte. „The Frog“ sorgt auf diese Weise nur für Verwirrung, wenn zwischen den Strängen hin und her springt. Allgemein versucht man hier etwas krampfhaft, eine Mystery-Stimmung zu erzeugen, wenn beispielsweise Menschen spurlos verschwinden und wir erst deutlich später erfahren, was vorgefallen ist. Dabei bringt die Auflösung keine wirklichen Erkenntnisse mit sich, zumindest keine relevanten.

Deutlich unterhaltsamer ist, wie Yoo Seong-a mit zunehmend rabiaten Mitteln gegen andere Menschen ankämpft. Ihr Szenario ist auch das interessantere: So weiß Jeon Young-ha, was vorgefallen ist, ahnt es zumindest, will aber nicht eingreifen, aus Angst vor den Folgen. Also schweigt er, lange, zu lange. „The Frog“ lässt diese Konstellation aber zunehmend außer Kontrolle geraten und bezieht dabei auch andere Figuren mit ein. Das hat teilweise eine Katz-und-Maus-Situation zur Folge, kann aber ebenso zu einem direkten Kampf werden. Letztere Szenen gehören zu den Höhepunkten, da die anderen Figuren untypischerweise richtig viel Gegenwehr zeigen. Da wird dann aufeinander eingestochen, es wird gerungen. Dabei hat die Antagonistin auch andere Wege, gegen ihre Gegner vorzugehen, ihr ist keine Manipulation fremd. Erpressung sowieso nicht.

Min-si Go (The Witch: Subversion) zeigt dabei eine gute Leistung, wird zu einer psychopatischen Killerin, der jedes Mittel recht ist und keinerlei Skrupel hat, dabei aber keine übermächtige Feindin ist. Das treibt die Spannung nach oben, wer und auf welche Weise ihr das Handwerk gelegt wird. Ganz ohne Längen geht das aber nicht, „The Frog“ tritt stellenweise schon ein wenig auf der Stelle. Eine richtige Entwicklung findet dann nicht mehr statt. Insgesamt ist die südkoreanische Thrillerserie aber eine unterhaltsame Angelegenheit, sofern man sich nicht daran stört, dass sie gnadenlos überzogen ist und man vieles von dem, was hier geschieht, besser nicht hinterfragen sollte.