Ganz aufgegeben hat der Geburtshelfer Toni Hasler (Leo Reisinger) ja nicht, doch noch mit der Frauenärztin Dr. Luise Fuchs (Wolke Hegenbarth) zusammenzukommen, für die er schon länger Gefühle hat. Dass deren Beziehung mit Sami (Marcel Mohab) ein wenig kriselt, weckt die Hoffnung, dass sich etwas tun könnte. Aber es kommt ganz anders. Auf einmal liegt da ein Neugeborenes vor ihrer Tür, um das sich Luise kümmern muss. Woher kommt es? Wo sind die Eltern? Toni macht sich auf die Suche nach der Mutter und wird dabei wirklich fündig: Die völlig überforderte Studentin Charly (Michelle Barthel) hat das Kind ausgesetzt, weil sie nicht wusste, wie sie sich darum kümmern soll. Doch Toni will es dabei nicht beruhen lassen, sondern setzt alles daran, um der Endzwanzigerin zu helfen – selbst als er hinter ihr Geheimnis kommt …
Neuer Auftritt des Geburtshelfers
Fans deutscher Fernsehfilme mussten in den letzten zwei Monaten genügsam sein. Bedingt durch die beiden sportlichen Großereignisse der Fußball-Europameisterschaft und der Olympischen Spiele in Paris sind die Abende bei den öffentlich-rechtlichen Sendern derart verplant, dass es keine neuen Eigenproduktionen mehr gab. Lediglich die eine oder andere Wiederholung war noch drin. Jetzt kommen etwas überraschend zwei neue Filme der 2019 gestarteten ARD-Reihe Toni, männlich, Hebamme, die im wöchentlichen Abstand ausgestrahlt werden. Knapp anderthalb Jahre sind seit den letzten beiden Teilen Eine Klasse für sich und Mächtig schwanger vergangen. Los geht es dabei mit Baby im Korb, bevor am Freitag drauf Das Glück der Anderen folgt. Dabei handelt es sich um den 9. bzw. 10. Teil der Reihe.
Dabei richtet man sich prinzipiell an ein Publikum, das mit den vorherigen Filmen vertraut ist. So gibt es einiges an Vorwissen, das man im Idealfall mitbringen sollte. Das betrifft das komplizierte Verhältnis zwischen dem Geburtshelfer und der Ärztin, wenn Toni nach wie vor mehr möchte als sie. Und dann wären da noch die Nebenfiguren, die immer wieder auftauchen und bei denen nicht wirklich erklärt wird, in welchem Zusammenhang sie Teil des Geschehens sind. Das betrifft in Toni, männlich, Hebamme: Baby im Korb gerade auch Franzl Schimmelpfennig (Frederic Linkemann), der beste Freund des Protagonisten. Der versucht sich dieses Mal als Amor im Dienst seiner Mama und sorgt damit für ein wenig Auflockerung und Humor, gern an der Grenze zur Albernheit.
Zwischen Albernheit und Verzweiflung
Umso ernster ist die Hauptgeschichte um Charly. Zunächst wird noch ein kleines Geheimnis darum gemacht, was denn mit der jungen Frau nicht stimmt. Relativ bald wird aber dieses bereits gelüftet und das Publikum erfährt, dass sie das sogenannte Messie-Syndrom hat, bei dem Menschen immer mehr Kram ansammeln in ihrer Wohnung. Die berührende Stop-Motion-Tragikomödie Memoir of a Snail hat dies kürzlich am Beispiel einer Schneckensammlung gezeigt. Bei Toni, männlich, Hebamme: Baby im Korb gibt es kein übergreifendes Thema: Charly kann sich einfach von nichts trennen. Dass dahinter eine tiefergehende Störung liegt, ist offensichtlich, auch wenn der Film nicht ganz konkret wird. Vielmehr beschreibt er die junge Frau als jemanden, der ganz allgemein nichts auf die Reihe bekommt, mit Ende zwanzig noch immer studiert und von der Mutter abhängig ist, ohne Perspektive und Antrieb.
Richtig viel Tiefgang hat das nicht, vieles wiederholt sich zu sehr, ohne dass die Geschichte oder die Charakterisierung vorangetrieben würde. Außerdem kommt es zu etwas seltsamen Schwankungen in der Tonalität, wenn zwischen Albernheit und Verzweiflung gewechselt wird. Und doch ist die Absicht der Reihe, hier wie auch bei vergangenen Filmen gesellschaftliche Themen aufzugreifen, natürlich nicht verkehrt. Es gibt auch den einen oder anderen emotionalen Moment in Toni, männlich, Hebamme: Baby im Korb, bei dem das Publikum schlucken muss. Insofern ist der erste Film nach der langen Sommerpause durchaus solide, auf dem Programmplatz bekommt man oft Schlimmeres zu sehen, auch wenn das hier sicherlich kein Höhepunkt deutscher Fernsehkunst ist.
OT: „Toni, männlich, Hebamme: Baby im Korb“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Sibylle Tafel
Drehbuch: Sibylle Tafel, Sebastian Stojetz
Musik: Marco Meister, Robert Meister
Kamera: Florian Schilling
Besetzung: Leo Reisinger, Wolke Hegenbarth, Frederic Linkemann, Charlotte Schwab, Marcel Mohab, Michelle Barthel, Annette Paulmann, Helmfried von Lüttichau
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