Was ist schon normal? Un P'tit truc en plus
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Was ist schon normal?

Was ist schon normal? Un P'tit truc en plus
„Was ist schon normal?“ // Deutschland-Start: 5. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Paulo (Artus) und sein Vater (Clovis Cornillac) sind ein eingespieltes Team, immer wieder haben die beiden zusammen krumme Dinger gedreht. Doch als sie einen Juwelier überfallen und mit der Beute abhauen wollen, droht alles schiefzugehen. Überall ist Polizei, eine Flucht scheint sinnlos. Was also tun? In ihrer Not schleichen sie sich bei einem Reisebus ein, der eine Gruppe von Menschen mit Behinderung an ihren Urlaubsort in die Berge bringen soll. Paulo gibt sich dabei als Sylvain aus, der ebenfalls mitfahren sollte, sich aber verspätet hat. Schließlich ist der neu, niemand weiß, wie er in Wirklichkeit aussieht. Tatsächlich klappt die Vortäuschung der fremden Identität, in dem Feriendomizil sind sie erst einmal in Sicherheit. Jetzt heißt es aber, einen Ausweg zu finden, ohne dass einer der anderen dabei Verdacht schöpft …

Publikumshit aus Frankreich

Manchmal darf man schon ein bisschen neidisch nach Frankreich schauen, wenn es um Filme geht. Das soll nicht zwangsläufig heißen, dass dort die besseren Titel produziert werden. Unstrittig ist aber, dass in der Grande Nation Filme einen ganz anderen Stellenwert haben. So werden dort trotz einer geringeren Bevölkerungszahl jährlich fast doppelt so viele Eintrittskarten verkauft. Das macht sich auch bei den einzelnen Filmen bemerkbar. Schon die beiden erfolgreichsten heimischen Produktionen 2023 – die Komödien Asterix & Obelix im Reich der Mitte und Alibi.com 2 – erreichten mit 4,6 bzw. 4,3 Millionen Besucher und Besucherinnen Massen, von denen man hierzulande nur noch träumen kann. Und das ist nichts im Vergleich zu Was ist schon normal?, das inzwischen mehr als zehn Millionen in die Kinos lockte, was aktuell für Platz 32 der Allzeit-Charts in Frankreich reicht.

Nun ist kommerzieller Erfolg natürlich nicht zwangsläufig mit Qualität gleichzusetzen. Tatsächlich gibt es zahlreiche Beispiele, bei denen in Kritiken verrissene Werke zu Blockbustern wurden oder umgekehrt hochgelobte Filme kein Publikum fanden. Ganz klar wird es bei Was ist schon normal? auch nicht, was die Komödie nun so viel besser machen soll als andere Titel, denen keine vergleichbaren Zahlen vergönnt waren. Gerade aus deutscher Sicht darf einem viel bekannt vorkommen. Dass ein Verbrecher sich in einer Gruppe einschleicht und für jemand anderes ausgibt, um an seine Beute zu kommen, erinnert beispielsweise an Fack ju Göhte. Auch der Vergleich mit Die Goldfische bietet sich an, eine weitere Komödie um eine Reise von Menschen mit Behinderung, die als Tarnung missbraucht werden. Die französische Variante wirkt da wie eine Kreuzung der beiden hiesigen Hits.

Sympathische Wohlfühlkomödie

Es ist auch nicht so, als ob Artus so wahnsinnig originelle Witze ersinnt hätte. Der als Schauspieler (Der Lügner, Meine schrecklich verwöhnte Familie) und Komödiant bekannte Franzose gibt mit Was ist schon normal? sein Debüt als Regisseur und Co-Autor. Es ist ein solides Debüt, das sicherlich seine Qualitäten hat. So ist das Multitalent sympathisch in seinem Auftritt. Natürlich ist auch das Anliegen sympathisch, die einzelnen Teilnehmenden der Reisegruppe als Individuen zu porträtieren, die eigene Geschichten und Sehnsüchte haben. Dabei fehlt es jedoch an der nötigen Abwechslung, wenn manche Witze einfach ein bisschen sehr oft wiederholt werden. Dem Film hätte zudem mehr Biss gutgetan, anstatt um jeden Preis den Wohlfühlfaktor nach oben zu treiben. Auch in der Hinsicht ist die Komödie nichts Besonderes.

Das heißt aber nicht, dass der Film deswegen schlecht ist. Tatsächlich kann man hiermit schon eine gute Zeit haben. Da ist das reizvolle Bergsetting, das quasi automatisch die Laune anhebt. Wir haben das spielfreudige Ensemble, das auch wirklich etwas zu tun bekommt, da die Teilnehmenden nicht einfach an den Rand geschoben werden. Und auch wenn die versöhnliche Note wie so vieles hier nicht sonderlich originell ist, stimmt die Komödie doch zuversichtlich und vermittelt Lebensfreude, was nun wirklich nie verkehrt ist. Das allein reicht dann zwar nicht, um den Blockbusterstatus zu erklären oder zu rechtfertigen. Aber wer einfach nur mal wieder eine gute Zeit im Kino haben will und einen Anlass zum Abschalten sucht, findet in Was ist schon normal? ein passendes Angebot.

Credits

OT: „Un P’tit truc en plus“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Artus
Drehbuch: Artus, Clément Marchand, Milan Mauger
Kamera: Jean-Marie Dreujou
Besetzung: Artus, Clovis Cornillac, Alice Belaïdi, Marc Riso, Céline Groussard, Gad Abecassis, Ludovic Boul, Stanislas Carmont, Marie Colin, Thibault Conan, Mayane Sarah El Baze, Theophile Leroy, Boris Pitoëff, Sofian Ribes, Arnaud Toupense

Bilder

Trailer

Interview

Ihr wollt mehr über den Film erfahren? Wir hatten die Gelegenheit, ein Interview mit Regisseur, Autor und Hauptdarsteller Artus zu führen. Im Gespräch über Was ist schon normal? reden wir über die Arbeit an der Komödie und was er selbst für sich dabei gelernt hat.

Artus [Interview]

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Was ist schon normal?
fazit
„Was ist schon normal?“ folgt zwei Kleinganoven auf eine Freizeit für Menschen mit Behinderung, wo sie erfolgreich untertauchen. Das Ergebnis ist eine nette Komödie mit reizvollem Setting, einem spielfreudigen Ensemble und einer positiven Grundaussage, die aber mehr Abwechslung und Mut vertragen hätte.
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