Als Will (Nat Wolff) zu spät bei der Hochzeit eines Freundes auftaucht, ist das natürlich schon etwas unangenehm. Allerdings erregt er damit auch die Aufmerksamkeit von Jane (Lucy Hale). Das Interesse ist beidseitig, kurze Zeit später befinden sie sich bereits in der der Garderobe und sind dabei sich auszuziehen – bis Will einen Rückzieher macht, weil er sich lieber erst einmal unterhalten möchte. Jane ist stinksauer, will am liebsten sofort weg. Doch Will lässt nicht locker und verstrickt sie tatsächlich in ein Gespräch. Nach und nach teilen sie miteinander Geschichten aus ihrer Vergangenheit rund um frühere Beziehungen und Begegnungen, darunter witzige – aber auch viele traurige …
Der Fluch alter Beziehungen
Eigentlich gilt es ja als absolutes No Go, bei einem Date über frühere Beziehungen zu reden. Vor allem dann, wenn bei denen etwas nicht so gut gelaufen ist, macht dies doch nicht unbedingt Lust auf eine gemeinsame Zeit. Umso ungewöhnlicher ist die Geschichte, welche Which Brings Me To You erzählt. Anfangs meint man hier noch, dass es sich um eine ganz gewöhnliche Liebeskomödie handelt. Wenn sich Will und Jane bei einer Hochzeit über den Weg laufen, sieht das nach einer dieser typischen meet-cute-Szenarien aus, wie man sie bei solchen Filmen sehr oft zu sehen bekommt. Stattdessen besteht nahezu der gesamte Film aber darin, wie sich die beiden von früheren Partnerschaften erzählen und dabei kein unangenehmes Detail auslassen.
Ausgedacht haben sich die Geschichte Julianna Baggott und Steve Almond, auf deren 2006 veröffentlichtem Roman Vor Liebe wird gewarnt der Film basiert. Dabei ist es nicht nur der Bruch mit der ungeschriebenen Regel, die hier überrascht. Auch der allmähliche Wandel der Tonalität ist bemerkenswert. So dominiert zunächst der Humor, wenn Will von einer peinlichen Sexszene berichtet. Auch später wird es immer wieder Momente der Komik geben. Das ergibt sich zum Teil durch die Inszenierung: Während Which Brings Me To You die alten Beziehungen zeigt, tauchen Will und Jane selbst in diesen Flashbacks auf und kommentieren diese fleißig. Das geht zwar nie so weit, dass daraus ein tatsächliches Meta-Element würde. Aber es sorgt doch für mehrere amüsante Momente, wenn die beiden ihr bisheriges Leben auseinandernehmen.
Von Ironie und bitterem Ernst
Doch was so lockerleicht und ironisch beginnt, wird mit der Zeit immer nachdenklicher, ernster und eben auch trauriger. Da werden dann plötzlich Erfahrungen geteilt, von denen wirklich nur ein enges Umfeld wissen sollte. Je länger der Film dauert, umso größer wird die Zahl an gebrochenen Herzen. Umso bitterer werden auch die einzelnen Schicksale. Im Gegensatz zu den meisten Liebeskomödien, welche die Hauptfiguren bei allen Macken doch als positive Menschen darstellen, hat Which Brings Me To You kein Problem damit, seine eigenen Figuren an den Pranger zu stellen. Das bedeutet nicht, dass sie deswegen schlecht sind. Regisseur Peter Hutchings (Küss mich, Mistkerl!, Then Came You) stellt uns vielmehr zwei ambivalente Individuen vor, die zwar sympathisch sind, aber doch auch ziemlich verkorkst.
Das ist unterhaltsam, teilweise bewegend, auch wenn die einzelnen Geschichten sehr abrupt enden. Überhaupt nimmt sich der Film nicht immer genügend Zeit für alles, das obligatorische Happy End, wenn sich Which Brings Me To You doch noch den Konventionen beugt, kommt etwas unvermittelt. Dennoch ist die US-Produktion eines der interessanteren Beispiele der letzten Zeit. Sie lebt dabei nicht nur von dem ungewohnten Inhalt, sondern auch dem Zusammenspiel des Casts. Lucy Hale und Nat Wolff entwickeln die nötige Chemie, um einen solchen Film tragen zu können. Es macht einfach Spaß, wenn die beiden Zeit miteinander verbringen – selbst dann, wenn der Inhalt ihrer Gespräche alles andere als spaßig ist.
OT: „Which Brings Me To You“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Peter Hutchings
Drehbuch: Julianna Baggott, Steve Almond
Musik: Spencer Hutchings
Kamera: Karina Silva
Besetzung: Lucy Hale, Nat Wolff
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