Worst Ex Ever – Staffel 1

True Crime und kein Ende: Jeden Monat bringt Netflix gleich mehrere Titel heraus, die sich vergangener Verbrechen annehmen und damit beim Publikum für Nervenkitzel sorgen wollen. Kürzlich war da beispielsweise American Murder: Laci Peterson über eine schwangere Frau, die ausgerechnet an Heiligabend spurlos verschwunden ist. Untold: The Murder of Air McNair erinnert an den Footballer Steve McNair, der ermordet wurde. Und dann war da noch Schmutziges Pop-Geschäft: Der Boy-Band-Betrug, das die schmutzigen Geheimnisse der Boyband-Hypes in den späten 1990ern noch einmal lüftet. Die Geschichten in Worst Ex Ever, einer neuen Serie des Streamingdiensts, sind weniger bekannt als die obigen. Das machen sie aber durch einen umso höheren Schockfaktor wieder wett.

Liebe mit üblem Ende

Der Titel wird dabei manchen vielleicht bekannt vorkommen. Wer viele True Crime Dokus auf Netflix schaut, könnte Worst Roommate Ever bzw. Der schlimmste Mitbewohner aller Zeiten gesehen haben, das in bislang zwei Staffeln von Wohngemeinschaften erzählte, die ein richtig übles Ende nahmen. Bei Worst Ex Ever handelt es sich, wie der Titel bereits verrät, um Partnerschaften mit einem ähnlich bösen Verlauf. Genauer versammelt die Serie vier Beispiele dafür, dass eine Liebe zu einer Katastrophe führen kann. Der Titel mag sich dabei irgendwie lustig anhören. Das Ergebnis ist es nicht, ob nun Mord oder Betrug, die jeweiligen Exfreunde, in einem Fall auch eine Exfreundin, scheuen vor nichts zurück. Die Erinnerungen an die Beziehungen lassen einem das Blut in den Adern gefrieren.

Viel mehr sollte man über die einzelnen Fälle im Vorfeld besser nicht wissen. Ein Teil der Spannung liegt schließlich darin, dass man nie weiß, inwieweit die einzelnen Geschichten noch eskalieren. Zu wissen, dass diese Männer und Frauen skrupellos sind, teilweise auch psychotisch, heißt schließlich noch nicht, den Ausgang vorhersagen zu können. Anders als bei manchen True Crime Dokus der letzten Zeit, wo eigentlich schon zu Beginn klar ist, was geschehen ist oder geschehen wird, da kann man bei Worst Ex Ever tatsächlich mitfiebern. Zu dem Zweck zeigt sich die Serie ebenfalls von einer skrupellosen Seite, das wird teilweise schon sensationslüstern in Szene gesetzt, um maximalen Effekt zu erzielen. Der Zielgruppe dürfte das aber egal sein, da das in dem Segment keine Seltenheit ist.

Animierte Nachstellung

Ungewöhnlich ist allenfalls ein Stilmittel der Serie. So werden die Erzählungen immer wieder durch animierte Sequenzen verbildlicht. Oft haben solche Dokus, da nun einmal keine Aufnahmen der Verbrechen existieren, eine Mischung aus Interviews mit Betroffenen, Nachrichten oder Gerichtsszenen im Angebot. Wer es besonders dramatisch mag, stellt einzelne Szenen mit Schauspielern und Schauspielerinnen nach. Worst Ex Ever erledigt diese Rückblicke in gezeichneter Form. Ob das jetzt eine Verbesserung darstellt, darüber kann man sich streiten. Auf der einen Seite führt es zu einer etwas größeren Distanz im Vergleich zu Szenen mit echten Menschen. Andererseits hat man dadurch größere Freiheiten bei dem, was man zeigen möchte. Manches lässt sich durch Animation doch leichter darstellen.

In Erinnerung werden aber sowieso primär die Geschichten bleiben. Vereinzelt können diese tragisch sein. Sie sind jedoch vor allem bitter bis schockierend, wenn die Verflossenen keine Hemmungen kennen und eine kriminelle Energie beweisen, die man so nur selten bei Leuten sieht, die nicht Teil einer kriminellen Organisation sind. Gesellschaftlich relevant ist Worst Ex Ever dabei kaum, da ist nur wenig dabei, das allgemeingültig ist oder zu Diskussionen anregen würde. Diesen Anspruch hat man wohl aber auch nicht. Stattdessen ist die Serie ein Fall für Zuschauer und Zuschauerinnen, die einen tiefen Blick in die menschlichen Abgründe wagen wollen. Man riskiert jedoch, im Anschluss selbst neuen Beziehungen aus dem Weg zu gehen, um bloß nicht mit solchen Psychos zu enden.