A Different Man
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A Different Man

A Different Man
„A Different Man“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Aufgrund der Erbkrankheit Neurofibromatose ist das Gesicht von Edward (Sebastian Stan) mit kleinen Tumoren übersät, die ihn in den Augen der anderen völlig entstellt haben. Lediglich seine neue Nachbarin Ingrid (Renate Reinsve) ist an ihm interessiert, verbringt gerne Zeit mit ihm, auch wenn sie vergeben und unerreichbar ist. Er versucht zwar, das Beste aus der Situation zu machen. Sein Traum, als Schauspieler durchzustarten, hat sich bislang aber kaum erfüllt. Er erhält lediglich sehr spezielle Rollen, die ihn auf sein Aussehen reduzieren. Frustriert von diesem Leben als Außenseiter lässt er sich auf eine experimentelle Behandlung ein. Die schlägt tatsächlich an, sogar deutlich besser als erwartet. Zunehmend verändert sich sein Gesicht, es fallen immer mehr Teile ab, bis er eines Tages mit einem blendenden Aussehen dasteht. Für ihn ist das die Gelegenheit, auch seine alte Identität abzulegen und jemand Neues zu werden. Aber das ist nicht so einfach wie gedacht …

Eine Frage des Aussehens

Es wird ja gern immer wieder gesagt, dass es auf die inneren Werte ankommt und eine rein äußerliche Schönheit gar nicht so wichtig ist. Aber das stimmt natürlich nicht oder zumindest nur im begrenzten Maß. Dass ein gutes Aussehen im Berufsleben hilft, ist kein Geheimnis, bei der Suche nach Partner und Partnerin sowieso. Wer einem genormten Schönheitsideal entspricht, hat automatisch Vorteile im Leben. Durch die sozialen Medien ist das nicht unbedingt besser geworden, da wird viel vorgegeben. In Filmen sowieso, wie man kürzlich in Ugly – Verlier nicht dein Gesicht gesehen hat, wo auf absurde Weise lauter gutaussehende Menschen als hässlich verkauft werden soll. Aber es geht auch anders, wie das Beispiel A Different Man zeigt, das sich auf ganz eigene Weise mit dem Thema auseinandersetzt.

Der Film setzt dabei auf einen maximalen Kontrast. Wenn jemand, der so umwerfend aussieht wie Sebastian Stan, einem Mann gegenübergestellt wird, der durch eine angeborene Krankheit derart entstellt ist, dass Leute ihn entweder anstarren oder wegsehen, dann treffen zwei Welten aufeinander. Die Entscheidung, ihm eine solche Maske aufzusetzen, erscheint zunächst grotesk. Doch wer Regisseur und Drehbuchautor Aaron Schimberg kennt bzw. dessen letzten Film Chained for Life, der weiß bereits, dass es dabei nicht um einen bloßen Schockfaktor geht. Vielmehr ist Edward optisch dem Schauspieler Adam Pearson nachempfunden, der bereits in dem besagten Werk mit dem Filmemacher zusammengearbeitet hat und der tatsächlich an der Krankheit des Protagonisten leidet.

Tragikomische Suche nach Identität

Die Krankheit selbst ist es aber gar nicht, was Schimberg umtreibt. Auch die Sache mit der Schönheit ist letztendlich nur sekundär. Vielmehr geht es überwiegend um das Thema Identität und die Frage, was uns eigentlich ausmacht. Zunächst sieht es so aus, als wäre Edward durch das neue Gesicht auch zu einem neuen Menschen geworden. Er schließt Freundschaften, kommt bei Frauen an, feiert auch berufliche Erfolge. Durch einen ebenso gemeinen wie absurden Kniff wird er in A Different Man aber mit seiner Vergangenheit konfrontiert bzw. von dieser eingeholt. Das muss man dann nicht unbedingt glauben, um eine Abbildung der Realität geht es hier nicht. Vielmehr ist diese Figurenkonstellation eine Art Gedankenexperiment, über das man im Anschluss sehr viel nachgrübeln kann.

Mehr sollte man inhaltlich gar nicht über den Film wissen, der gerade auch durch einige überraschende Wendungen und originelle Einfälle überzeugt. Der auch sehr viel Spaß macht. Trotz des etwas verkopften Themas gibt es bei A Different Man erstaunlich viel Humor, der zwischen albern, surreal und schwarz wechselt. Es kann aber auch düster werden, Elemente des Bodyhorrors einbauen. Und natürlich ist es letztendlich tragisch, was Schimberg zu erzählen hat, wenn der Protagonist ein Gefangener seiner selbst ist und hilflos mitansehen muss, wie andere ihn und sein Leben zu eigen machen, er gleich in mehrfacher Hinsicht fremdbestimmt ist. Das ist alles sehr sehenswert, die kuriose Genremischung, die auf dem Sundance Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, ist ein außergewöhnlicher und zudem hervorragend gespielter Film. Wenn wir hier einem Menschen auf der Selbstsuche Gesellschaft leisten, ist das schon bizarr und bietet doch viele interessante Anknüpfungspunkte im Alltag.

Credits

OT: „A Different Man“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Aaron Schimberg
Drehbuch: Aaron Schimberg
Musik: Umberto Smerilli
Kamera: Wyatt Garfield
Besetzung: Sebastian Stan, Renate Reinsve, Adam Pearson

Trailer

Filmfeste

Sundance Film Festival 2024
Berlinale 2024
Fantasy Filmfest 2024

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A Different Man
fazit
„A Different Man“ erzählt die Geschichte eines von Natur aus entstellten Mannes, der nach einer Behandlung plötzlich blendend aussieht und nach sich selbst sucht. Mit erstaunlich viel Humor, aber auch düsteren Elementen befasst sich der Film mit Schönheit sowie Fragen der Identität, über die man trotz eines absurden Szenarios noch viel nachdenkt.
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