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© NDR/Christine Schroeder

Anderst schön

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„Anderst schön“ // Deutschland-Start: 12. Juni 2015 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Als Hausmeister in einer Schweriner Platte hat Roger (Charly Hübner) immer etwas zu tun. Gewissenhaft kümmert er sich um die Menschen und ihre Sorgen, selbst wenn er nicht das große Talent mitbringt. Aber das wird bald vorbei sein, schließlich soll das Haus abgerissen werden. Einige kämpfen zwar noch dagegen an, doch die Hoffnung schwindet. Auch privat hat er einiges um die Ohren. Da ist seine missmutige, alkoholkranke Mutter Katrin (Renate Krößner), die selbst im fortgeschrittenen Alter über sein Leben bestimmen will. Und da ist die neue Nachbarin Ellen (Christina Große), die gerade mit ihrer Tochter Jill (Emilie Neumeister) in das Haus eingezogen ist. Roger findet schnell Gefallen an der Neuen, zumal er sich nach Liebe sehnt. Doch das ist alles einfacher gesagt denn getan, so richtig weiß er nicht, wie das alles gehen soll …

Der tragikomische Plattenbau

Man nehme ein Haus voll schräger Figuren und lasse diese in einer Ausnahmesituation aufeinanderprallen: Das schreit geradezu nach einer Komödie. Tatsächlich wird Anderst schön auch als eine solche verkauft. Und doch könnte das falsche Erwartungen wecken, da die ARD-Produktion weniger auf Witze setzt, es gibt nicht so viel Situationskomik oder große Reibungen, die Lacher verursachen könnten. Letztere sind hier dann auch eher rar gesät. Zu schmunzeln gibt es aber schon einiges, wenn der deutsche Fernsehfilm, der erstmals 2015 ausgestrahlt wurde, mit leisem Humor arbeitet. Und eben Figuren, die mehr Persönlichkeit mitbringen, als man es von hiesigen TV-Titeln oft gewohnt ist.

Verbunden werden diese Ecken und Kanten mit viel Nachdenklichkeit. Oft ist der Film überraschend melancholisch, wenn er uns mitnimmt auf eine Reise in ein verfallendes Ostdeutschland. Dass der Plattenbau, der so lange Zeit eine Heimat bildete für die unterschiedlichsten Leute, abgerissen werden soll, gibt gewissermaßen die Stimmung vor, mit der hier gearbeitet wird. Über allem schwebt dieses Gefühl einer Endlichkeit. Die Ahnung, dass das alles ohnehin nichts bringen wird. Zumal Anderst schön auch ernst Themen anspricht. Beispielsweise erfahren wir später, dass Jills Vater bereits eine neue Frau hat, ein neues Kind – und vom alten nichts wissen will. Auch Rogers Sehnsucht nach Liebe und Katrins Unzufriedenheit, die sie in Alkohol ertränkt, dienen als traurige Tupfer in dem komischen Miteinander.

Zurückhaltend zwischen Ende und Neuanfang

Anderst schön verbindet beides miteinander, die Komik und die Trauer, tut dies mit viel Zurückhaltung. Und er setzt dem Pessimismus immer wieder auch Hoffnung entgegen. An manchen Stellen gibt es fast schon so etwas wie eine Aufbruchstimmung, wenn das Ende zugleich ein Anfang sein kann. Natürlich werden sich die beiden Hauptfiguren, trotz eines holprigen Anfangs, näherkommen. So viel Konvention muss sein. Allgemein will der ansonsten krimiaffine Drehbuchautor Wolfgang Stauch (Emma nach Mitternacht: Der Wolf und die sieben Geiseln, Tatort: Diesmal ist es anders) sein Publikum nicht überfordern, baut eine Reihe bewährter Elemente ein. Die obligatorische dramatische Zuspitzung zum Ende hätte beispielsweise nicht sein müssen, dieses Klischee wird viel zu oft verwendet. Da wäre ein bisschen mehr kreative Eigenleistung schön gewesen.

Die inhaltlichen Schwachstellen werden durch das Ensemble aber ausgeglichen. Dreh- und Angelpunkt ist natürlich Charly Hübner (Micha denkt groß), der als gutmütiger, etwas einfach gestrickter Hausmeister viel Herz in die Geschichte bringt. Das Zusammenspiel mit Christina Große als Love Interest mit Geheimnissen funktioniert sehr gut. Die Auftritte von Renate Krößner als garstige Mutter, die ungeniert über ihren Sohn bestimmen will, gehören ohnehin zu den Höhepunkten. Insgesamt ist Anderst schön eine ganz angenehme Komödie geworden, die zwar vielleicht nicht so unterhaltsam ist, wie man sich das gewünscht hätte, mit der man sich aber einen netten Abend vor dem Fernseher gestalten kann und Menschen trifft, denen man gern die Daumen drückt auf dem weiteren Lebensweg.

Credits

OT: „Anderst schön“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Bartosz Werner
Drehbuch: Wolfgang Stauch
Musik: Eckart Gadow
Kamera: Rodja Kükenthal
Besetzung: Charly Hübner, Christina Große, Renate Krößner, Hermann Beyer, Kida Khodr Ramadan, Christoph Jungmann, Barbara Philipp, Udo Thies, Steffi Kühnert, Emilie Neumeister

Bilder

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Anderst schön
fazit
„Anderst schön“ nimmt uns mit in einen Plattenbau, der abgerissen werden soll, erzählt von skurrilen Menschen auf der Suche nach Liebe und einem Neuanfang. Das ist nicht so lustig wie gedacht. Der mit leisem Humor und Nachdenklichkeit arbeitende Fernsehfilm ist aber ganz angenehm und zudem gut besetzt.
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