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© 1965 Studiocanal/Gloria Films Production/Fina Cinematografica

Auch eine französische Ehe

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„Auch eine französische Ehe“ // Deutschland-Start: 12. November 1965 (Kino)

Inhalt / Kritik

Zurückgezogen lebt der griesgrämige Tierarzt Léandre Brassac (Jean Gabin) mit seiner Ehefrau Marie (Lilli Palmer) auf einem Schloss bei Nantes. Finanziell mangelt es den beiden an nichts, sie haben alles, was sie brauchen. Doch glücklich ist keiner von beiden. So hat die Kinderlosigkeit die beiden immer weiter auseinandergetrieben. Während er sich überwiegend mit seinen Pferden befasst, ist sie zunehmend dem Alkohol verfallen. Das ändert sich, als Léandre eines Tages der jungen und attraktiven Simone (Michèle Mercier) begegnet und diese mit zu sich aufs Schloss nimmt. Dass sie keinen guten Ruf hat, stört ihn ebenso wenig wie die Einwände von Marie. Was sich der alte Mann einmal in den Kopf gesetzt hat, das zieht er auch durch. Dabei haben auch andere ein Auge auf Simone geworfen …

Paraderolle für eine Leinwandlegende

Jean Gabin gehört sicher zu den großen Charakterdarstellern in der französischen Filmgeschichte. 1937 wurde er in der Rolle des titelgebenden Verbrechers in Pépé le Moko – Im Dunkel von Algier zum Star. Es folgten Klassiker wie Pläsier (1952) und Endstation Schafott (1973). Doch nicht alle Filme in der langen Laufbahn des Schauspielers hinterließen nachhaltigen Eindruck. Eher in Vergessenheit geraten ist beispielsweise Auch eine französische Ehe aus dem Jahr 1965. Der Film lief damals zwar bei uns im Kino, wurde aber nie fürs Heimkino veröffentlicht. Und auch Fernsehausstrahlungen sind sehr selten, weshalb nur wenige das Werk kennen dürften. Dabei hat man den Eindruck, dass dieses für die Leinwandlegende maßgeschneidert wurde.

So demonstriert Gabin, der damals Anfang 60 war, eine Präsenz, gegen die kaum jemand ankommt. Wenn er den griesgrämigen Alten verkörpert, der maßgeblich durch seine Kinderlosigkeit verbittert ist und es mit jedem aufnimmt, der ihm zu nahe kommt, dann ist das auch Jahrzehnte später noch sehenswert. An manchen Stellen macht das auch Spaß. Dennoch muss man nicht so weit gehen, Auch eine französische Ehe als Komödie zu bezeichnen, auch wenn das an vielen Stellen zu lesen ist. Dafür ist es letztendlich zu tragisch, wie das Leben für Léandre und auch Marie zum Alptraum geworfen ist. Wenn er ihr an den Kopf knallt, sie sei wie ein Friedhof, weil sie ihm nie Kinder gebarte, dann ist das selbst für das ferne Publikum auf dem heimischen Sofa ein schmerzhafter, grausamer Moment, nach dem es keine Zukunft mehr geben kann.

Auf der Suche nach dem Glück

Und doch findet Regisseur und Co-Autor Denys de La Patellière (Wiesenstraße Nr. 10) eine Hoffnung in dieser Finsternis. Seine Adaption des Romans Qui m’emporte von Bernard Clavel erzählt, wie Léandre durch die Begegnung mit der jungen Simone wieder eine Art Sinn für sich entdeckt. Dass diese eigentlich Prostituierte ist und deshalb von Berufs wegen anderen Gefühle vortäuscht, ist natürlich auch irgendwie tragisch und lässt Schlimmes befürchten. Auch eine französische Ehe bewegt sich aber in eine andere Richtung, als man da vielleicht erwarten könnte. Es geht nicht so sehr darum, dass ein alter Mann sich noch einmal jung fühlen will und sich deshalb eine deutlich jüngere Frau kauft. Ebenso wenig handelt es sich bei der Romanadaption um einen dieser Filme, wo sich ein Griesgram à la Scrooge bessert.

Vielmehr erzählt das Drama von der Suche nach dem Glück und der Enttäuschung, wenn sich dieses nicht einstellt. Erzählt von Lebensentwürfen, der Frage, was uns ausmacht und wonach wir suchen. Zumindest in Ansätzen ist Auch eine französische Ehe also ein nachdenklicher Film, der nahe bei seinen Figuren bleibt. Dann und wann werden die Gespräche auch ernsthafter, wenn es beispielsweise um Geschlechterbilder geht oder Religion. Zu sehr in die Tiefe geht das dann aber auch nicht. Man sollte hiervon nicht erwarten, mit großen Erkenntnissen wieder in die Welt entlassen zu werden. Aber es ist doch sehenswert, wie mehrere Menschen selbst nach einem Weg durch diese Welt suchen und dabei mal mehr mal weniger erfolgreich sind.

Credits

OT: „Le Tonnerre de Dieu“
AT: „Herr auf Schloß Brassac“
Land: Frankreich, Deutschland, Italien
Jahr: 1965
Regie: Denys de La Patellière
Drehbuch: Denys de La Patellière, Pascal Jardin
Vorlage: Bernard Clavel
Musik: Georges Garvarentz
Kamera: Walter Wottitz
Besetzung: Jean Gabin, Michèle Mercier, Robert Hossein, Georges Géret, Ellen Schwiers, Lilli Palmer

Bilder

Trailer

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Auch eine französische Ehe
fazit
„Auch eine französische Ehe“ erzählt von einem alten Griesgram, der wieder aufblüht, als er eine junge Prostituierte bei sich aufnimmt. Das wird zwar als Komödie verkauft, ist aber doch mehr ein Drama um Menschen, die enttäuscht durchs Leben gehen und ihr Glück suchen. Dabei wird es auch etwas nachdenklicher, selbst wenn es letztendlich nicht zu sehr in die Tiefe geht.
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