Eigentlich hat Lydia (Winona Ryder) ihren Frieden damit geschlossen, Geister sehen zu können. Schließlich hat sie das berühmt gemacht, als Host einer eigenen Fernsehsendung. Privat läuft es hingegen weniger gut. So hat sie sich sehr von ihrer Tochter Astrid (Jenna Ortega) entfremdet, die wenig mit dem Hokuspokus ihrer Mutter anfangen kann. Als Lydia dann auch noch von ihrer Stiefmutter Delia (Catherine O’Hara) erfährt, dass ihr Vater Charles gestorben ist, droht endgültig alles auseinanderzubrechen, zumal sie ohnehin schon länger seelisch angeknackst und tablettenabhängig ist. Dass ihr Produzent Rory (Justin Theroux) die Beziehung intensivieren will, kommt da zu keinem guten Zeitpunkt. Dabei ist da noch etwas anderes, das sie beschäftigt. Seit einiger Zeit meint sie schon, Beetlejuice (Michael Keaton) zu sehen, einen Geist, der sie und ihre Familie vor vielen Jahren terrorisiert hat und sie unbedingt heiraten wollte …
Fortsetzung der Kultkomödie
The Crow, Beverly Hills Cop: Axel F, Ghostbusters: Frozen Empire, Top Gun: Maverick, Twisters, Road House – in den letzten Jahren hat es zahlreiche Filme gegeben, die auf ihre Weise versuchten, von Hits der 1980er und 1990er zu profitieren. Die einen versuchten, direkte Fortsetzungen der Klassiker zu drehen. Andere waren eher Remakes oder Reboots. Gemeinsam ist ihnen der Wunsch, mit großen Namen ein großes Publikum anzusprechen. Mit Beetlejuice Beetlejuice kommt nun der nächste Aspirant, einen alten Kassenschlager zu reaktivieren. Die Chancen stehen gar nicht schlecht, dass dieser Versuch aufgeht. Zumindest in den USA werden beeindruckende Einspielergebnisse prognostiziert. Bei dem Debüt bei den Filmfestspielen von Venedig 2024, wo die Fantasykomödie als Eröffnungsfilm lief, waren die Reaktionen ebenfalls wohlwollend.
Dabei schien der Film eigentlich unter keinem guten Stern zu stehen. Zwar wurde nach dem großen Erfolg von Beetlejuice 1988 schnell an Fortsetzungen gearbeitet. Bis heute genießt die Komödie auch Kultstatus. Aber irgendwie wollte das alles nicht funktionieren, jahrzehntelang wurde immer mal wieder ein zweiter Teil geplant, ohne greifbares Erlebnis. Am Ende hat es dann doch geklappt und bringt sogar die meisten Beteiligten des ersten Teils noch einmal zusammen, sei es Regisseur Tim Burton, Komponist Danny Elfman oder der Cast. Das Geister-Paar Maitland ist nirgends zu sehen, wird nur erwähnt. Gleiches gilt für Charles Deetz, da dessen Darsteller Jeffrey Jones seit der Kinderpornografie-Verurteilung von der Bildfläche verschwunden ist. Ganz möchte man bei Beetlejuice Beetlejuice nicht auf ihn verzichten, möchte ihn zum Teil der Geschichte zu machen und überlegte sich zu dem Zweck eine Lösung zwischen grotesk und geschmacklos – was ausgesprochen gut zu dem Film passt.
Morbid-albern und spielfreudig
Allgemein muss man Beetlejuice Beetlejuice anrechnen, dass nicht einfach nur versucht wurde, an das Nostalgiebedürfnis des Publikums zu appellieren, wie es bei so mancher Spätfortsetzung der Fall war. Sicher, über einen Mangel an wiederkehrenden Elementen wird sich niemand beschweren. Ob es die Figuren sind oder das legendäre Wartezimmer, da wird vieles wiederaufgegriffen. Aber es gibt auch eine Reihe neuer Einfälle, die dem Klassiker absolut würdig sind. Zu diesen zählt beispielsweise die Art und Weise, wie Verstorbene das Jenseits erreichen, oder auch eine von Willem Dafoe verkörperte Figur, die Ordnung in die Anarchie bringen soll und dabei selbst kaum ernstzunehmen ist.
Etwas enttäuschend ist das Finale, das zwar für die zahlreichen konkurrierenden Handlungsstränge ein Ende findet. Dieses fällt aber immer so kurz und überhastet aus, dass es unbefriedigend wird. An mehreren Stellen hat man den Eindruck, dass es primär darum ging, möglichst viele Ideen zusammenzuwerfen, ohne dabei ein Konzept zu haben, was mit diesen anzufangen ist. Das trifft insbesondere auf Monica Bellucci zu, deren neu geschaffene Figur zwar einige amüsante Szenen hat, die letztendlich für die Geschichte aber völlig überflüssig ist. Aber nachdenken ist bei Beetlejuice Beetlejuice ohnehin weniger angesagt. Hier heißt es, sich zurücklehnen, sich am morbid-albernem Humor erfreuen, an der kunstvoll-verspielten Optik sowie an einem Ensemble, das sichtlich Spaß an dem jenseitigen Unsinn hat. Vor allem Catherine O’Hara, die mit unbändiger Energie eine Künstlerinnenkarikatur verkörpert, stiehlt regelmäßig anderen die Show – was einem bei einer solchen Besetzung erst einmal gelingen muss.
OT: „Beetlejuice Beetlejuice“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Tim Burton
Drehbuch: Alfred Gough, Miles Millar
Musik: Danny Elfman
Kamera: Haris Zambarloukos
Besetzung: Michael Keaton, Winona Ryder, Jenna Ortega, Catherine O’Hara, Justin Theroux, Monica Bellucci, Willem Dafoe, Arthur Conti, Burn Gorman
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