Bleib am Ball – Egal was kommt Strijder Bigman
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Bleib am Ball – Egal was kommt!

„Bleib am Ball – Egal was kommt!“ // Deutschland-Start: 5. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Dylan (Maik Cillekens) und Youssef (Anouar Kasmi) sind nicht nur beste Freunde. Sie teilen auch einen gemeinsamen Traum: Sie wollen als Fußballer richtig groß rauskommen! Regelmäßig trainieren sie zusammen, zumal auch sonst Fußball eine große Rolle in ihrem Leben spielt. Dylans Vater etwa trainiert die Mannschaft der beiden und versucht sie auf die Teilnahme an einem Jugendturnier vorzubereiten. Worauf jedoch niemand vorbereitet war: Dylan läuft eines Tages in einem Moment der Unachtsamkeit vor ein Auto. Er überlebt den Unfall zwar, sitzt seither aber im Rollstuhl. Dylan will sich davon nicht unterkriegen lassen, sein Traum darf einfach nicht vorbei sein, obwohl ihm die anderen wenig Mut machen, dass er je wieder wird laufen können – vom Fußballspielen ganz zu schweigen. Aber der 11-Jährige bleibt hartnäckig und kämpft weiter …

Das frühe Ende eines Traums

Was tun, wenn ein großer Traum unerfüllt bleibt? Wenn man einen festen Plan fürs Leben hat, der nie wahr wird? Das ist eine bittere Erkenntnis, vor allem wenn sie erst später kommt, nachdem man viel in die Erfüllung des Traums investiert hat. In Filmen kommt dieses Motiv immer mal wieder vor. Selten geschieht das aber auf eine derart niederschmetternde Weise wie in dem niederländisch-deutschen Familienfilm Bleib am Ball – Egal was kommt!. Nicht nur, dass der Protagonist die Fußballkariere, welche für ihn sein ein und alles war, aufgeben muss. Er wird auch nie wieder laufen können, weil ein Moment der Unachtsamkeit seine Zukunft unwiderruflich zerstört hat. Kein Wunder, dass Dylan diese Diagnose zuerst nicht glaubt, nicht wahrhaben will, dass sein Leben nie wieder so sein wird wie zuvor.

Regisseur Camiel Schouwenaar und sein Co-Autor Job Tichelman, dessen Leben als Inspirationsquelle für den Film diente, gehen diese Geschichte mit viel Einfühlungsvermögen an. Es fällt nicht schwer, mit diesem Jungen mitzufühlen, dem der Boden so plötzlich unter den Füßen weggerissen wurde. Schön ist dabei, dass Bleib am Ball – Egal was kommt! nicht versucht, das Ganze zum großen Drama aufzubauschen, mit herzzerreißender Musik oder anderer manipulativer Mittel. Die Geschichte spricht für sich, muss nicht erst noch verkauft werden. Dennoch gelingen immer wieder emotionale Momente, allen voran der, wenn Dylan trotz seines Rollstuhls bei einem Fußballspiel mitmachen möchte und mitansehen muss, dass er an seine Grenzen kommt. Seine Entschlossenheit mag noch so groß sein, gegen die Realität kommt er am Ende nicht an. Der menschliche Körper kann nicht immer so, wie der Kopf das will.

Ambivalente Hauptfigur

Auch anderweitig zeigt sich Bleib am Ball – Egal was kommt! von einer lobenswerten Erdung. Es wäre einfach gewesen, aus Dylan das arme Opfer zu machen, ein kleiner Held, der vor einer großen Herausforderung steht. Stattdessen zeigt er immer wieder negative Seiten, wenn er missgünstig auf Youssef reagiert, dessen Traum nach wie vor möglich ist. Er legt sich mit anderen an, ist patzig und rechthaberisch, bringt sich auch schon mal in Gefahr, weil er alles ausblendet. Trotz seines beachtlichen Einsatzes, als Vorbild taugt er nur bedingt. Das ist aber kein Manko des Films. Vielmehr ist es sogar eine Stärke, dass das Drama mit einer ambivalenten Figur arbeitet, die in der Form deutlich nachvollziehbarer und glaubwürdiger ist.

Das heißt nicht, dass deswegen in dem Film alles realistisch wäre. Ob es beispielsweise unter anderem die wiederkehrenden von Dylan eingebildeten Situationen gebraucht hätte, in denen der Freestyle-Fußballer als sich selbst auftritt und zum Gesprächspartner wird, darüber kann man sich streiten. Zwischendurch wird es auch etwas märchenhafter, das muss man nicht alles glauben. Dennoch ist Bleib am Ball – Egal was kommt! ein sympathischer Familienfilm geworden, bei dem es um wichtige Fragen geht, mit denen sich auch ein junges Publikum befassen darf. Wie gehe ich damit um, wenn mein Leben nicht so ist und sein kann, wie ich es gern hätte? Der Film muntert dazu auf, weiterzumachen und einen neuen Weg zu finden, spendet Trost, ohne dabei allzu kitschig oder beschönigend zu werden.

Credits

OT: „Strijder“
IT: „Bigman“
Land: Niederlande, Deutschland
Jahr: 2022
Regie: Camiel Schouwenaar
Drehbuch: Camiel Schouwenaar, Job Tichelman
Musik: Anna Kühlein, Lennart Busch, Floris de Haan
Kamera: Marc de Meijer
Besetzung: Maik Cillekens, Anouar Kasmi, Soufiane Touzani, Kailani Busker, Martijn Fischer, Maartje van de Wetering, Walid Benmbarek, Mohamed Tijani

Bilder

Trailer

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Schlingel 2022

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Bleib am Ball – Egal was kommt!
fazit
In „Bleib am Ball – Egal was kommt!“ träumt ein Junge von der Fußballkarriere, bis er nach einem Unfall im Rollstuhl sitzt. Der Familienfilm setzt sich einfühlsam mit einem geplatzten Lebenstraum auseinander, sucht gemeinsam mit seinem Protagonisten nach neuen Wegen. Das ist tröstlich, zwischendurch ambivalent und verzichtet auf einen zu befürchtenden Kitsch.
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