Boy Kills World
© Constantin Pictures
„Boy Kills World“ // Deutschland-Start: 26. September 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

In der Stadt haben die Van Der Koys das Sagen: Oberhaupt Hilda (Famke Janssen), ihre Geschwister Gideon (Brett Gelman) und Melanie (Michelle Dockery) sowie Melanies Ehemann Glen (Sharlto Copley) können tun, was sie wollen. Das bedeutet auch, dass sie einmal pro Jahr zwölf Menschen aus der Bevölkerung einsammeln und live im Fernsehen töten lassen, zur Unterhaltung. Als Boy auf diese Weise seine Mutter und seine Schwester verliert und seither taubstumm ist, wird er von einem Schamanen (Yayan Ruhian) aufgenommen und wieder gesund gepflegt. Jahre später ist aus dem Jungen ein erwachsener Mann (Bill Skarsgård) geworden, der nur von einem Gedanken getrieben wird: Rache. Die ganze Zeit über hat er trainiert und an seinen Kampffähigkeiten gefeilt, um so die verhasste Familie ausschalten zu können …

Rache komisch überzogen

Man kann sie schon gar nicht mehr zählen, die Actionthriller, bei denen es darum geht, dass eine Person – meist ein Mann mit kämpferischem Hintergrund – den Mord an seiner Familie rächen will, indem er Dutzende anderer Menschen tötet. Über die Moral kann man sich streiten, beliebt sind solche Filme aber offensichtlich. Zwar sind Erfolge wie bei John Wick, das mit einem solchen Szenario begann, eine absolute Ausnahme. Aber diese oft direkt für das Heimkino produzierten Filme scheinen profitabel genug zu sein, damit jedes Jahr Dutzende neuer Beispiele herauskommen. Die meisten sind kaum voneinander zu unterscheiden, typische Fließbandware eben. Aber es gibt auch Werke, die durchaus in Erinnerung bleiben. Boy Kills World zählt dazu.

Ein paar Sachen fallen dabei sofort auf. Bemerkenswert ist beispielsweise, dass Bill Skarsgård hier den Racheengel mimt, nachdem er einige Monate zuvor in John Wick: Kapitel 4 noch den Gegenspieler in einem Actionthriller gespielt hatte. Also derjenige, an dem Rache geübt wird. Und auch die Stimme fällt auf, zumindest im englischsprachigen Original. So wird als Voice over eine verwendet, die ganz eindeutig nicht die des Schweden ist und auch nicht einmal ansatzweise zu ihm passt. Üblicherweise lässt das einfach auf eine schlampige Arbeit schließen. Tatsächlich ist das aber Teil des Witzes, wenn wir in Boy Kills World jemanden folgen, der in seiner Vorstellungskraft ein cooler Krieger ist, wie er es aus Videospielen kennt, das aber nicht ist. Überhaupt spielt Humor hier eine große Rolle, wenn alles überzogen ist, mehr wie ein Comic wirkt als wie ein Film.

Blutiger Unsinn

Das bedeutet aber nicht, dass es nicht richtig zur Sache geht. Von Anfang an fließt eine Menge Kunstblut, selbst dann, wenn gar nicht gekämpft wird. Sobald erst einmal der Rachefeldzug beginnt, gibt es ohnehin kein Halten mehr, der Bodycount ist beachtlich. Erlaubt ist bei dem Kampf auch alles, was einem in die Hände fällt. Wo andere Actionfilme sich damit begnügen, dass jemand steif in der Gegend herumsteht und eine Schusswaffe irgendwohin zielt, ist bei Boy Kills World ständig etwas los. Das betrifft auch die Kamera, die zeitweise so sehr umherschwirrt, dass einem schwindlig werden kann. Dass das hier von einem Deutschen inszeniert wurde, genauer von Debütant Moritz Mohr, man mag es kaum glauben.

Noch weniger glaubt man die Geschichte, wenn man überhaupt von einer solchen sprechen mag. Sie folgt dabei nicht dem üblichen Schema, später gibt es auch eine überraschende Wendung. Die ist aber ebenso unsinnig wie vieles von dem, was hier geschieht. Die Actionkomödie, die auf dem Toronto International Film Festival 2023 Weltpremiere hatte, versucht erst gar nicht, dass man hier wirklich mitfühlt und mitfiebert. Dafür ist das nicht real genug. Wen das nicht stört oder im Idealfall sogar Spaß hat an selbstironischen Schlachtplatten, bekommt hier einiges geboten. In der Flut aus Rachethrillern ist Boy Kills World einer, der hervorsticht und kurzweilig ist. Und auch Skarsgård, der zuletzt bei The Crow kein glückliches Händchen mit der Rollenauswahl bewies, gefällt als entschlossener, aber nicht unbedingt immer kompetenter Kämpfer.

Credits

OT: „Boy Kills World“
Land: USA, Deutschland, Südafrika
Jahr: 2023
Regie: Moritz Mohr
Drehbuch: Tyler Burton Smith, Arend Remmers
Musik: Ludvig Forssell
Kamera: Peter Matjasko
Besetzung: Bill Skarsgård, Jessica Rothe, Michelle Dockery, Brett Gelman, Isaiah Mustafa, Yayan Ruhian, Andrew Koji, Sharlto Copley, Famke Janssen

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Boy Kills World
fazit
„Boy Kills World“ folgt einem jungen Mann, der eine einflussreiche Familie ausschalten will, um sich für den Mord an seiner eigenen zu rächen. Im Gegensatz zu regulären Rachethrillern ist das hier aber deutlich humorvoller und überzogener, ohne dabei mit Brutalität zu sparen. Das macht Spaß, auch wenn – oder weil – die Geschichte der Actionkomödie völliger Unsinn ist.
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