Für Xenia Paget (Anna König) ist es die schlimmste Zugfahrt in ihrem Leben. Die ganze Zeit schaut sie ein Fremder (Liliom Lewald) so komisch an – bis er eine Waffe zieht. Auch mit Hilfe von Kate Linville (Henny Reents) gelingt es ihr, sich in eine Toilette zu flüchten und kommt mit dem Schrecken davon. Doch wer war der Unbekannte, der im Anschluss spurlos verschwunden ist? Und warum hatte er es auf sie abgesehen? Später erfährt Kate, die eine neue Dienstelle bei der North Yorkshire Police antritt, von einem weiteren Anschlag auf eine Frau (Ramona von Pusch), die seither schwer verletzt im Krankenhaus liegt. Als sich herausstellt, dass es offenbar einen Zusammenhang zwischen den beiden Fällen geben muss, macht sich die Polizistin auf die Suche nach Antworten, muss dabei aber auf die Hilfe von Detective Chief Inspector Caleb Hale (Lucas Gregorowicz) verzichten, der vom Dienst suspendiert wurde …
Dritter Fall für die Polizistin
Mit ihren Romanen zählt Charlotte Link zu den bekanntesten deutschen Autorinnen unserer Zeit. Der Bekanntheitsgrad dürfte durch die zahlreichen Adaptionen, die für das hiesige Fernsehen produziert worden sind und meistens ihren Namen im Titel tragen, noch einmal größer geworden sein. Zwischenzeitlich heißt es jedoch, immer mal wieder warten zu müssen, da können zwischen den einzelnen Filmen schon mehrere Jahre vergehen. So auch dieses Mal. Der letzte Beitrag Die Suche wurde im Herbst 2021 ausgestrahlt, knapp drei Jahre später gibt es mit Ohne Schuld Nachschub. Vorlage bildete hier der gleichnamige Roman, der bereits 2020 veröffentlicht wurde und der dritte Band in der aktuell fünfteiligen Reihe um Linville ist, die auch schon beim obigen Werk die Hauptfigur war.
Sich so viel Zeit zu lassen zwischen zwei Teilen, das kann schon etwas heikel sein. Schließlich besteht die Gefahr, dass das Publikum in der Zwischenzeit vergessen hat, was beim letzten Mal geschehen ist – von neu hinzukommenden Zuschauern und Zuschauerinnen ganz zu schweigen. Wobei man nicht zwangsläufig Vorkenntnisse braucht, um bei Charlotte Link: Ohne Schuld folgen zu können. Lediglich das Verhältnis zwischen den zwei Hauptfiguren geht auf diese Weise verloren. Und darauf kann man eh verzichten, über die beiden hat der Film letztendlich nicht viel zu sagen. Das war schon beim letzten Mal ein echtes Ärgernis. Dieses Mal sieht es nicht besser aus. Wobei es eine Verbesserung gibt: Der zweite Auftritt ist nur 90 Minuten lang, anstatt wieder ein Zweiteiler zu sein. Wenn man schon nichts zu erzählen hat, kann man sich schließlich auch kurzfassen.
Schwacher Krimi mit schönen Bildern
Dabei ist der Auftakt des Films noch vergleichsweise spannend. Wenn ein Unbekannter in einem Zug auftaucht und dich durchs Abteil jagt, dann wirft das zwangsläufig Fragen auf. Als später klar wird, dass es zwei Mordanschläge auf Frauen gab, die nichts miteinander zu tun haben und doch etwas gemeinsam haben müssen, ist ein rätselfreudiges Publikum gefragt. Leider ist die Auflösung jedoch eine Enttäuschung. Eine große Wendung ist dreist von einem Krimiklassiker geklaut. Ansonsten gibt es wieder viel, das in Charlotte Link: Ohne Schuld keinen Sinn ergibt oder zu konstruiert ist, alternativ beliebig zusammengeklaut. Zusammen mit den besagten langweiligen Figuren, die zwischen nichtssagend und stereotyp sind, ist die Versuchung groß, wieder abzuschalten. Sofern man nicht zwischendurch eingeschlafen ist.
Das beste Argument, sich den Film anzuschauen, ist noch die Optik. Wie bei so vielen anderen ARD-Krimis spielt Charlotte Link: Ohne Schuld nicht nur in England, sondern wurde dort auch gedreht, was zumindest die passenden und stimmungsvollen Settings zur Folge hat. Es bedeutet aber auch, dass lauter Deutsche als Engländer verkauft werden soll, was nicht wirklich überzeugt. Nicht nur an den Stellen darf man an Rosamunde Pilcher denken. Hinzu kommt eine nervige Musik, welche immer wieder die Atmosphäre zerstört. Allgemein sollte man vielleicht die Ohren etwas auf Durchzug stellen, um die diversen furchtbaren Dialoge besser ignorieren zu können. Spannender wird der Film dadurch aber nicht.
OT: „Charlotte Link: Ohne Schuld“
Land: Deutschland
Jahr: 2023
Regie: Roland Suso Richter
Drehbuch: Benjamin Benedict
Vorlage: Charlotte Link
Musik: Andreas Weidinger
Kamera: Max Knauer
Besetzung: Henny Reents, Lucas Gregorowicz, Anna König, Mathias Junge, Liliom Lewald, Simon Stache, Julian M. Deuster
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