City of Darkness Twilight of the Warriors Walled In
© Plaion Pictures

City of Darkness

City of Darkness Twilight of the Warriors Walled In
„City of Darkness“ // Deutschland-Start: 28. November 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

In den 1980ern ist Chan (Raymond Lam) einer von vielen Einwanderern aus China, die im Hafen von Hongkong versuchen, über die Runden zu kommen, immer auf der Hut vor den Behörden. Ein wenig Geld verdient er sich durch illegale Kämpfe, wobei er dem Triadenboss Mr. Big (Sammo Hung) auffällt. Als dieser ihn betrügt, stiehlt Chan einen Beutel mit Drogen und flieht nach Kowloon, einer ummauerten Enklave mitten in Hongkong, das kontrolliert wird von Männern wie Cyclone (Louis Koo) und seinen Männern. Zunächst ist Cyclone alles andere als begeistert von dem Neuankömmling, doch er bietet ihm dennoch einen Platz in der Stadt an. Mit der Zeit erweist sich Chan nicht nur als sehr loyal und ehrgeizig, sondern er sieht Kowloon als sein neues Zuhause an, das er nie wieder verlassen will. Jedoch ist seine neue Heimat in Gefahr, denn mit der Rückgabe Hongkongs an China scheinen die Tage der Enklave gezählt zu sein und Mr. Big und seine rechte Hand King (Philip Ng) lauern nur auf eine günstige Gelegenheit, ihren Machtbereich zu erweitern und Cyclones Gang auszuschalten.

Hinter Mauern

City of Darkness, auch bekannt unter dem Titel Twilight of the Warriors: Walled In, ist die Verfilmung des gleichnamigen Romans von Yuyi sowie des Comics von Andy Seto. Das Projekt ist bereits seit den 2000ern in der Mache, wobei John Woo und Johnnie To gemeinsam Regie führen sollten. Die Besetzung war ebenfalls ein Who-is-who bekannter Stars aus Hongkong, unter anderem Chow Yun-fat, Andy Lau und Tony Leung. Jedoch kam das Projekt lange nicht von der Stelle, bis 2021 bekannt gegeben wurde, dass Regisseur Soi Cheang (Limbo) die Regie übernehmen würde. Mit Sammo Hung und Louis Koo sind zwei bekannte Schauspieler Hongkongs in Hauptrollen besetzt, was sicherlich auch Grund dafür ist, dass der Film in seiner Heimat eines der höchsten Einspielergebnisse überhaupt erzielte. Nun strebt man auch den internationalen Markt an, denn City of Darkness läuft nach Cannes aktuell auf vielen Festivals wie dem SLASH Filmfestival und dem Fantasy Filmfest.

Als 1994 der Abriss von Kowloon City abgeschlossen wurde, begann in vielerlei Hinsicht eine neue Zeitrechnung für die Bürger Hongkongs. Von daher ist Soi Cheangs Film weit mehr als ein Actionfilm, wie man ihn aus Hongkong gewohnt ist, sondern zugleich ein Abbild dieser prägenden Zeit, ihrer politischen, kulturellen wie auch wirtschaftlichen Umstrukturierung. Wie schon in Limbo beweist Cheang sein Talent, wenn es darum geht, den Moloch einer Großstadt zu zeigen, der Dunkelheit, dem Dreck, dem Lärm und der Gerüche, die man als Zuschauer fast hautnah erleben kann. Im Gegensatz zu Limbo wird die Stadt aber nicht zum Widersacher, denn sie ist Zuflucht und Heimat für den von Raymond Lam gespielten Helden wie auch für viele andere Menschen, die sich hier, fernab von Behörden und Banden, ein Leben aufgebaut haben.

Bisweilen erscheint die Perspektive, die der Film einnimmt, etwas zu idealistisch zu sein, wenn man bedenkt, dass das reale Kowloon City von eben diese Tiraden kontrolliert wurde und ein Hort für Prostitution und Drogenhandel war. Dennoch gelingt es Cheang, die „Textur“ dieses Ortes einzufangen, seine Farben und seine Geräusche, bis dieser Ort sich am Ende zu einem urbanen Schlachtfeld verwandelt. Über allem hängt jedoch die Aura des Vergänglichen, was man Louis Koos Cyclone ansieht, der seine traurigen Augen hinter der Sonnenbrille verbirgt und ahnt, dass die Stunden dieses Ortes bereits gezählt sind.

Spiegel einer Zeit

Die Figuren stehen für die unterschiedlichen Stimmungen der Zeit. Lam spielt einen, der versucht, seine Vergangenheit abzulegen und einen Neuanfang wagt, wobei er letztlich ein Zuhause findet. Koo und Hung sind zwei Bosse, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, denn während der eine noch an Prinzipien festhält, lauert der andere auf eine Chance, Kowloon City auszubeuten und ein Geschäft zu machen. Der Kampf, den diese Figuren austragen, ist einer, bei dem es um nicht weniger als um die Zukunft einer Idee geht, einer Heimat und einer Kultur. Entsprechend aufwändig und temporeich sind die Actionszenen des Films, die nicht zuletzt Fans des Actionkinos Hongkongs ansprechen werden. Rayond Lam, Richie Jen und vor allem Philip Ng (Birth of the Dragon, Enter the Fat Dragon) überzeugen in diesen Momente, die nicht nur Mittel zum Zweck sind, sondern die Figuren und ihre Entwicklung widerspiegeln. Ng scheint darüber hinaus sichtlich Freude an der Darstellung einer Figur zu haben, die überzogen und sehr gefährlich zugleich ist.

Credits

OT: „Jiu Long cheng zhai · Wei cheng“
IT: „Twilight of the Warriors: Walled In“
Land: Hongkong
Jahr: 2024
Regie: Soi Cheang
Drehbuch: Ai Kin-yee, Shum Kwan-sin, Chan Taili, Lai Chun
Vorlage: Yuyi, Andy Seto
Musik: Kanji Kawai
Kamera: Cheng Siu-keung
Besetzung: Louis Koo, Samo Hung, Richie Jen, Raymond Lam, Terrance Lau, Kenny Wong, Philip Ng, Tony Wu, German Cheung

Bilder

Filmfeste

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Fantasia Film Festival 2024
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City of Darkness
fazit
„City of Darkness“ ist ein ambitionierter Actionfilm über die letzten Jahre Kowloon Citys. Soi Cheangs erzählt von einer Zeit des Umbruchs und der erbitterten Kämpfe um Macht, Boden und Identität, wobei nicht zuletzt sein Gefühl fürs Lokalkolorit und die Figuren überzeugt.
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