Eigentlich ist Pierre Vidal (Pierre Richard) ein gewissenhafter Mitarbeiter der Bank, auf den man sich verlassen kann. Deswegen ernennt der Bankdirektor ihn auch zu seinem Vertreter, während er übers Wochenende verreist. Was soll da schon groß schiefgehen? Eine Menge, wie sich herausstellt. Nicht nur, dass Vidal aufgrund einer Reihe unglücklicher Missverständnisse mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt gerät und dabei die Bekanntschaft von Kommissar Brunet (Michel Aumont) macht. Es wird außerdem eine Blankovollmacht aus einem der Schließfächer gestohlen, die den Besitz des Travestieclubs Alcazar regelt. Vidal kann das nicht zulassen und heftet sich an die Spur der Diebe, wobei er nicht nur von Brunet verfolgt wird, sondern auch seiner Freundin Janet (Jane Birkin) …
Das typische Chaos
Claude Zidi ist sicherlich einer der großen Namen in der Geschichte der französischen Komödie. So inszenierte er den preisgekrönten Klassiker Die Bestechlichen, drehte mehrere Filme mit der Blödelikone Louis de Funès (Brust oder Keule, Der Querkopf). Aber auch mit Pierre Richard, dem zweiten großen Schauspieler des albernen Humors, arbeitete er mehrfach zusammen. Da war 1974 Der lange Blonde mit den roten Haaren, in dem Richard einen Mathematiklehrer verkörperte, der ungewollt in eine schwierige Lage gerät. Ein Jahr später folgte mit Der Tollpatsch mit dem sechsten Sinn eine weitere Zusammenarbeit. Und weil Zidi gern auf Bewährtes setzte, war auch Jane Birkin wieder mit von der Partie, die bereits beim obigen Film eine Rolle hatte. Dem heimischen Publikum gefielt das Wiedersehen, knapp drei Millionen sahen die Komödie damals im Kino. Hierzulande ist der Film hingegen etwas in Vergessenheit geraten.
Dabei ist er nicht schlecht als andere Filme von Zidi. Anders sowieso nicht. Erneut hat der Franzose, der auch das Drehbuch geschrieben hat, überzeichnete Figuren angelegt, die ein absolutes Chaos anrichten. Noch bevor die eigentliche Geschichte beginnt, sieht das Publikum, wie Vidal aufgrund seiner Ungeschicktheit gleich mehrfach Probleme mit der Polizei bekommt, als eine Art Running Gag. Mit der Haupthandlung hat das weniger zu tun, dient allein der Unterhaltung. Aber man sollte von dem Inhalt ohnehin nicht viel erwarten. Der ist nur ein Mittel zum Zweck, um pausenlos irgendwelche Witze einzubauen. Man kann Der Tollpatsch mit dem sechsten Sinn dann auch kaum vorwerfen, dass nichts geschieht. Verschnaufpausen sind selten.
Unterhaltsam, aber altmodisch
Die Trefferquote ist dabei aber nicht immer die höchste. An einigen Stellen ist der Humor schon arg in die Jahre gekommen – kein Wunder, bei einer inzwischen fast 50 Jahre alten Komödie. Beispielsweise ist das hier einer der Filme, die es automatisch für lustig halten, wenn Männer Frauenkleidung tragen. So lustig, dass sogar mehrere Szenen damit arbeiten, spielt doch ein Travestieclub eine größere Rolle. Das ist aber eher langweilig als erheiternd, da damit nichts Interessantes gemacht wird. Andere Einfälle sind in Der Tollpatsch mit dem sechsten Sinn besser geglückt, darunter ein später Auftritt, bei dem natürlich nichts so funktioniert wie gedacht, was die Anwesenden aber nicht bemerken.
Die gelegentlichen inhaltlichen Schwächen werden aber zumindest teilweise durch das spielfreudige Ensemble ausgeglichen. Auch die Settings machen in Der Tollpatsch mit dem sechsten Sinn einiges her, wenn der Film kaum stillsteht und wir von einem Ort zum nächsten hasten. Beispielsweise steht irgendwann eine Reise nach England auf dem Programm, da der einzige Hinweis dorthin führt. Wer anderthalb Stunden Zerstreuung sucht, macht deshalb hiermit nichts verkehrt. Das funktioniert auch all die Jahre später noch. Sicher gibt es bessere Filme von Zidi, es hat schon seinen Grund, warum eher andere als Klassiker gelten. Aber wer eben diese Art Komödie mag, kann nach wie vor einen Blick auf diese hier werfen und dabei die Zeit und die Welt da draußen vergessen.
OT: „La Course à l’échalote“
Land: Frankreich, Deutschland
Jahr: 1975
Regie: Claude Zidi
Drehbuch: Claude Zidi, Michel Fabre, Jean-Luc Voulfow
Musik: Vladimir Cosma
Kamera: Henri Decaë
Besetzung: Pierre Richard, Jane Birkin, Michel Aumont, Marc Doelnitz, Amadeus August, Henri Déus, Luis Rego, Catherine Allégret, Claude Dauphin
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)