Detective Grace: Du sollst nicht sterben

Als in einem Brightoner Nobelhotel eine Frau vergewaltigt wird, schrillen bei Roy Grace (John Simm) die Alarmglocken. Schließlich erinnert ihn der Fall um einen Mann in einem Latexanzug an einen Vergewaltiger, der 2012 eine Reihe von Frauen überfallen hatte, dann aber plötzlich aufhörte. Sollte er wieder zurück sein? Aber was hat ihn dazu veranlasst, nach all den Jahren wieder anzufangen? Die Geschichte ist auch deshalb pikant, weil ausgerechnet Roys verhasster Vorgesetzter Cassian Pewe (Sam Hoare) zuvor Kontakt mit dem Opfer hatte, seine Avancen aber abgewiesen wurden. Bei ihrer Suche nach Antworten beschäftigt sich das Ermittlerteam auch wieder mit den alten Fällen, in der Hoffnung, unentdeckte Hinweise zu finden. Tatsächlich stellt sich dabei heraus, dass eine Spur damals übersehen wurde …

Auftakt der dritten Staffel

Diesmal ging es für Fans der britischen Krimireihe Detective Grace überraschend schnell. Nicht einmal ein halbes Jahr ist es her, dass mit Nicht tot genug, So gut wie tot und Und morgen bist du tot drei Teile im ZDF ausgestrahlt wurden. Nun folgt schon das nächste Trio. Ganz so schnell ging es mit der Produktion neuer Geschichten natürlich nicht. Stattdessen waren die obigen drei Filme Teil der zweiten Staffel, die in Großbritannien bereits 2022 gesendet wurde. Jetzt stehen die Folgen der dritten Staffel an, die aus dem Jahr 2023 stammt. Während die heimischen Fans bereits bei der vierten Staffel angekommen sind, können deutsche Rätselliebende so zumindest ein wenig aufholen und erfahren, wie es mit dem beliebten Ermittler seither weitergegangen ist. Den Auftakt macht dabei Du sollst nicht sterben, basierend auf dem gleichnamigen sechsten Roman von Peter James.

Die alten Filme bzw. Bücher muss man dabei nicht zwingend kennen, um hier einsteigen zu können. Zumindest der Hauptfall ist völlig unabhängig. Fortgeführt wird lediglich der Nebenstrang rund um Roys verschwundene Frau Sandy (Clare Calbraith) und die Konflikte mit seiner Freundin Cleo (Zoë Tapper). Beides ist letztendlich aber reine Nebensache, wirklich wichtig ist das nicht, auch wenn es einen minimalen Fortschritt gab. Der Streit mit Pewe ist ebenfalls eine Fortsetzung, in So gut wie tot wurde das schon mal besprochen. Da sind Vorkenntnisse aber sogar mal ein Nachteil. Nicht nur, dass er in Detective Grace: Du sollst nicht sterben plötzlich wieder da ist, obwohl er eigentlich in der vorherigen Staffel fortgegangen war. Er wird jetzt auch von einem anderen Schauspieler verkörpert, statt James D’Arcy spielt nun Sam Hoare den Widersacher, der dabei auch noch eine neue Position bekommen hat. Ein bisschen verwirrend ist das schon.

Spannend, aber unglaubwürdig

Die meisten vor den Fernsehern werden sich aber stärker für ein anderes Rätsel interessieren: Wer ist der Mann im Latexanzug? Dass es bei Detective Grace: Du sollst nicht sterben ausnahmsweise mal um Vergewaltigung geht statt Mord, macht den Film nicht weniger spannend. Das Publikum darf auch im klassischen Whodunit-Modus spekulieren, welcher der dubiosen Herren der Täter ist. Die Auswahl ist dabei nicht so wahnsinnig groß. Wer einigermaßen erfahren ist, dürfte selbst auf die Lösung kommen, auch wenn dabei Fragen offenbleiben. Einige davon werden später beantwortet. Aber nicht alles davon ist plausibel. Tatsächlich sind da einige Punkte dabei, die nicht sonderlich überzeugend sind und auf den letzten Metern für Ärger sorgen.

Während es bei der Detailarbeit hapert, ist der Film insgesamt ein weiterer solider Fall in dieser Reihe. Gerade die Möglichkeit des Vergewaltigers, scheinbar beliebig bei anderen einsteigen zu können, ist Stoff für Alpträume. Es gibt auch eine schockierende Entdeckung im weiteren Verlauf, die mit einem früheren Opfer zusammenhängt. Wer angesichts der vielen mäßigen deutschen Krimis, die derzeit im Fernsehen gebracht werden, wieder etwas von gehobener Qualität sehen möchte, kann es einmal mit Detective Grace: Du sollst nicht sterben versuchen. Fans der Reihe schalten sowieso ein. Die Woche drauf geht es mit Rigor Mortis weiter.