Edgar (Uwe Ochsenknecht) mag in die Jahre gekommen sein, der Körper will nicht mehr so, wie er es gern hätte. Doch wenn der seit Jahrzehnten erfolgreiche Komiker auf der Bühne steht und seine Witze erzählt, kleben die Menschen an seinen Lippen. Dabei erzählt er besonders oft Geschichten aus seiner gescheiterten Ehe mit Eva (Corinna Harfouch), über die er sich noch immer lustig macht. Doch als die unerwartet nach einem Auftritt vor ihm steht und ihm erzählt, dass sie unheilbar an Krebs erkrankt ist, bricht für ihn eine Welt zusammen. Umso mehr, da sie sich nicht mehr behandeln, sondern in Ruhe sterben möchte. Das kann Edgar so nicht akzeptieren und versucht, wieder Teil in ihrem Leben zu werden. Das bedeutet auch, seine Kinder Melli (Emilia Schüle) und Patrick (Robert Gwisdek) zu treffen, die er damals im Stich gelassen hat und zu denen er keinen Kontakt hat …
Das Leben vor dem Tod
Wenn Regisseur Markus Goller und Drehbuchautor Oliver Ziegenbalg zusammenkommen, weiß man bereits, dass es sehr menschelt und irgendwelche verschütteten Probleme auf den Tisch kommen. So erzählten sie in 25 km/h von zwei ungleichen Brüdern, die bei einer lang geplanten Mopedtour die Vergangenheit aufarbeiten. In One for the Road setzten sich die beiden mit Alkoholismus auseinander, anhand zweier Menschen, die sich in einem Vorbereitungskurs für die Medizinisch-Psychologische Untersuchung kennenlernen. Nun legen die zwei mit Die Ironie des Lebens ein weiteres gemeinsames Werk vor. Und wieder gibt es ernste, teils geradezu existenzielle Themen, die sie mit Humor verpacken und anhand einer kleinen Gruppe von Menschen veranschaulichen.
So dauert es nur ein paar Minuten, bis wir von der gescheiterten Ehe erfahren, die den Protagonisten offensichtlich Jahrzehnte später noch beschäftigt. Und dann ist da der drohende Krebstod. Beides sind dann auch die Hauptthemen. Die Ironie des Lebens erzählt, wie der in die Jahre gekommene Komiker seine Exfrau dazu überreden will weiterzuleben, während er selbst die Sachen aufarbeiten muss, die zuvor in seinem Leben schiefgegangen sind. Das betrifft einerseits die Beziehung zu Eva, die ihm all die Jahre später noch immer etwas bedeutet. Es betrifft aber auch die Kinder, um die er sich nie gekümmert hat. Tatsächlich hat er Melli nie kennengelernt, sie war zu jung, als er fortging. Darüber ist sie nie hinweggekommen. Nicht nur, dass sie immer wieder heimlich auf einem seiner Auftritte war. Sie will auch selbst Komikerin werden, wenngleich im Internet, was Papa nicht so toll findet.
Einfallslos und frei von Persönlichkeit
Das Szenario ist also schnell etabliert, mit zahlreichen Konfliktthemen, die behandelt werden können. Die Ironie des Lebens tut dies auch. Doch während die beiden obigen Filme noch originelle Einfälle hatten, witzig sein konnten und mit echten Charakteren arbeiteten, da ist hier so gut wie nichts zu holen. Schon bei den Gags auf der Bühne ahnt einem Übles. Wenn Edgar der erfolgreichste Komiker Deutschland sein soll, so wird behauptet, wird so ziemlich jedes Klischee des humorlosen Deutschen bestätigt. Bei den Auftritten der Filmtochter sieht es nicht besser aus, das ist alles schmerzhaft unkomisch. Auch sonst ist der Film geradezu schockierend einfallslos geworden. Die Tragikomödie hält sich bei der Dramaturgie an jede Konvention. Schlimmer noch ist, dass man nicht gewillt war, Arbeit in die Entwicklung zu investieren. Wenn man schon eine Läuterungsgeschichte erzählt, bei der sich entfremdete Menschen annähern, sollte das entsprechend erarbeitet werden. Die Art und Weise, wie das mit dem Sohn aufgelöst wird, ist schon richtig dreist.
Das heißt nicht, dass es auf dem Weg zum Quasi-Happy-End nichts Sehenswertes gibt. Schließlich ist da noch die Besetzung, die aus dem formelhaften Drehbuch noch ein wenig Leben herauspressen kann. Ein Film mit Corinna Harfouch kann nie ganz schlecht sein, selbst wenn sie eine derart blasse Figur spielt, die sich ausschließlich über andere definiert. Er kann aber überflüssig sein, so wie hier. Die Ironie des Lebens folgt so vielen Konventionen, dass dabei die eigene Persönlichkeit völlig auf der Strecke bleibt. Der Film hat einfach nichts Nennenswertes zu sagen, weder zu den Figuren noch den Themen. Wenn die Tochter queer ist, wirkt das wie ein bloßes Lippenbekenntnis, um sich eine weitere Charakterisierung zu sparen. Das darf man dann alles bewegend finden und schluchzen. Es darf einen aber aufgrund der geradezu zynischen Machart, die den Tod instrumentalisiert, auch ziemlich kalt lassen.
OT: „Die Ironie des Lebens“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Markus Goller
Drehbuch: Oliver Ziegenbalg
Musik: Annette Gentz
Kamera: Torsten Breuer
Besetzung: Uwe Ochsenknecht, Corinna Harfouch, Emilia Schüle, Henning Peker, Robert Gwisdek
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