Die Schule der Frauen
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Die Schule der Frauen

„Die Schule der Frauen“ // Deutschland-Start: 5. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Bei kaum einem Beruf gibt es eine größere Diskrepanz zwischen einer äußeren Wahrnehmung und dem tatsächlichen Alltag als bei dem der Schauspielerei. Zu viele denken dabei noch immer an Glamour, an rote Teppiche und ein Leben im Luxus. Dabei ist klar, dass es nur ein verschwindend geringer Teil so weit schafft, der Rest wird unterwegs zerrieben. Zahlreiche Filme haben sich damit auseinandergesetzt, wie diese Branche Menschen verheizt und ambitionierte Träumende an der Realität scheitern. Zumindest teilweise räumt auch Die Schule der Frauen mit Vorstellungen auf, die am Anfang einer schauspielerischen Laufbahn noch vorherrschen können. Genauer lässt der Dokumentarfilm Cornelia FeldenKaroline Eichhorn, Katharina Linder, Kerstin Weiss und Jacqueline Kornmüller zu Wort kommen, die in den 1980ern ihre Schauspielausbildung starteten.

Blick auf eine patriarchische Branche

Ein solches Ehemaligentreffen kann schnell mit Nostalgie verbunden sein, wenn sich alle an die eigene Jugend zurückerinnern. Hier nicht. Die fünf haben nicht viel Nettes über die damalige Zeit zu sagen. Eigentlich haben sie allgemein nicht viel Nettes darüber zu sagen, als Schauspielerin zu arbeiten, weshalb manche sich inzwischen auch schon davon distanziert haben. So erfahren wir in Die Schule der Frauen von einem Vorsprechen, das mit dem Vorwurf endete, keinen Rock getragen zu haben. Sie erinnern sich an Übergriffe, seien sie nun sexueller Natur oder in Form von Gewalt. Der Dokumentarfilm führt damit noch einmal vor Augen, wie wichtig die #MeToo-Bekenntnisse waren. Früher wurde von den Frauen erwartet, dass sie sich unterwerfen, am Set oder auf der Bühne waren sie Menschen zweiter Klasse.

Wenn sie es überhaupt dorthin schafften. Ein größeres Thema in dem Film ist, dass von vornherein weniger Frauen als Männer in die Kurse gelassen wurden. Die, die es schafften, mussten sich mit tendenziell uninteressanteren Rollen zufriedengeben. Denn auch das gehört zu den offenen Geheimnissen dieses Metiers: Frauen sind in Geschichten nur Begleiterscheinungen, auch weil die gesamte Branche patriarchisch organisiert ist. Die Entscheider sind männlich, die Autoren auch, Frauen haben wenig mitzureden. Interessant wäre es gewesen, dabei stärker auf die zeitliche Dimension einzugehen. Was hat sich in den letzten drei Jahrzehnten so getan? Die Schule der Frauen greift das zwar schon auf. Dennoch ist der Dokumentarfilm in erster Linie ein Rückblick, das Porträt einer vergangenen Ära, der nur zum Teil etwas über die Gegenwart zu sagen hat.

Die Unsichtbarkeit älterer Frauen

Damit zusammen hängt ein anderes grundsätzliches Problem: Altersdiskriminierung. Frauen jenseits der 50er oder 60er haben noch deutlich weniger Rollen zur Wahl, da über solche kaum gesprochen wird. Regisseurin Marie-Lou Sellem, selbst als Schauspielerin bekannt, ist selbst zwar durchaus noch immer in Filmen zu sehen  – zuletzt etwa Sad Jokes oder Verbrannte Erde. Aber selbstverständlich ist das nicht. Die Schule der Frauen ist dadurch nicht nur eine Bestandsaufnahme, sondern eine Aufforderung, für mehr Repräsentation zu sorgen. Und das bedeutet eben auch Frauen in einem stärker fortgeschrittenen Alter zu zeigen, von denen es nicht wenige gibt und die doch in Filmen oft unsichtbar sind.

Die Themen, die hier angesprochen werden, sind daher ohne Zweifel relevant. Der Dokumentarfilm, der auf dem Filmfest München 2024 Premiere feierte, arbeitet anschaulich heraus, warum der Traumberuf keiner ist. Was ihm jedoch fehlt, ist eine Perspektive. Die Schule der Frauen ist primär mit der Kritik beschäftigt, weniger der Frage, wie sich die Situation denn ändern könnte. Natürlich muss er das nicht, die zahlreichen Anekdoten funktionieren auch ohne zukünftiges Element. Es führt aber dazu, dass der Film kaum zum Diskutieren einlädt oder größere Erkenntnisse bietet. Man hat nicht wirklich das Gefühl, nach dem Anschauen nennenswert weitergekommen zu sein.

Credits

OT: „Die Schule der Frauen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Marie-Lou Sellem
Drehbuch: Marie-Lou Sellem
Musik: Mischa Sideris
Kamera: Jens Harant

Bilder

Trailer

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Die Schule der Frauen
fazit
„Die Schule der Frauen“ bringt mehrere Frauen zusammen, die auf ihre Zeit während der Schauspielausbildung und ihre spätere Laufbahn zurückblicken. Der Dokumentarfilm arbeitet dabei anschaulich heraus, was es heißt, in einer derart patriarchischen Branche zu arbeiten, hat aber nur wenig Perspektiven zu bieten und sagt auch nicht viel darüber, was sich seither verändert hat.
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