Soo-hyun (Shin Hye-sun) arbeitet für eine Baufirma und überwacht die Fertigstellung von Projekten. Als wäre ihr Job nicht schon stressig genug, findet sie auch privat im Moment keinerlei Entspannung, besonders als nach ihrem Umzug ihre Waschmaschine den Geist aufgibt. Auf den Tipp einer Freundin hin macht sie sich auf einem Online-Marketplace auf die Suche nach einem neuen Gerät und wird schnell fündig. Die Lieferung erfolgt schnell, aber die Maschine ist defekt und Soo-hyun muss sich damit abfinden, auf einen Scammer hereingefallen zu sein. Als sie auf derselben Plattform den Scammer meint wiederzuerkennen, warnt sie alle potenziellen Käufer vor dem Betrug. Das hat jedoch sehr unangenehme Folgen, denn der Scammer ist zudem ein geschickter Hacker, der schon bald alles von Soo-hyun herausgefunden hat und die junge Frau zu terrorisieren beginnt.
Schnelle Lösungen
Wie jede andere moderne Gesellschaft ist auch in der südkoreanischen die Abhängigkeit zu Gadgets wie dem Smartphone nicht mehr wegzudenken und gehört zum heutigen Stadtbild. In seinem Thriller Don’t Buy the Seller bezieht sich Regisseur und Drehbuchautor Park Hee-gon auf diesen Aspekt des modernen Lebens und erzählt von unserer Suche nach schnellen Lösungen und dem bisweilen fatalen Vertrauen, das wir dieser Technik entgegenbringen. Nach seinem großen Erfolg an den Kinokassen in Südkorea Anfang 2024 kommt Don’t Buy the Seller nun auch bei uns auf den Markt, sodass man sich selbst ein Bild von diesem sehr solide gemachten Thriller machen kann.
Obwohl die schon erwähnten Gadgets nicht mehr wegzudenken sind aus unserem Leben, nicht zuletzt in Südkorea, heißt dies nicht, dass man unkritisch mit ihnen umgeht. Aktuelle Blockbuster wie Park Jin-Pyos Brave Citizen (ebenfalls mit Shin Hye-sun in der Hauptrolle) oder Kim Chang-jus Hard Hit zeigen die Kehrseite einer Gesellschaft, die sich im Laufe der Zeit viel zu sehr abhängig gemacht hat von Smartphones und sozialen Medien. Im Falle von Park Hee-gons Film bleiben diese Gedanken hinter den Thrillerkonventionen zurück, sind aber dennoch sehr präsent, wenn man genau hinsieht. Die Figuren sind daran gewöhnt, dass Lösungen sich durch einen Mausklick oder eben durch das Wischen auf dem Display schnell ergeben.
Praktisch das ganze Leben, das private wie auch das berufliche, spielt sich auf diversen Bildschirmen ab, was im faszinierenden ersten Bild des Filmes deutlich wird. Die Skyline Seouls ist vollgestopft mit einer Übersicht der diversen Bildschirme, die gerade von den Bürgern aufgerufen werden – ein visuelles Thema, zu dem der Film immer wieder zurückfindet. Soo-hyuns Geschichte, so dramatisch sie auch sein mag, scheint in diesem Zusammenhang wie eine von vielen, also das Los eines Menschen, die viel zu sehr auf die Informationen setzt, welche ihr die Displays zeigen und daher angreifbar für jene düsteren Gestalten wird, die sie ins Netz stellen.
Eine Vertrauenssache
Bevor es zu spannenden Verfolgungen und Duellen kommt, steht in Don’t Buy the Seller zuerst der Prozess des Aufwachens und die eigene Ohnmacht. Shin Hye-sun ist eine Frau, die sich als Handelnde versteht, selbst wenn sie ihrem Chef gegenüber manchmal etwas hilflos erscheint. Der Scam, auf den sie reinfällt, ist der Beginn eines Prozesses, der sie verstehen lässt, das nichts in ihrer Macht ist, wenn es der Hacker nicht zulässt. Ihr Spiel ist überzeugend, weil man als Zuschauer nachempfinden kann, wie sie reagiert und warum sie ihre Handlungsfähigkeit zurückhaben will. Ihrem Gegenspieler hingegen hätte man durchaus etwas mehr Substanz geben können. Besonders dem Psychoduell der beiden Figuren hätte dies noch eine weitere Dimension verliehen, die gerade bei den erwähnten Themen interessant gewesen wäre. Die Ermittler, an die sich Soo-hyun in ihrer Not wendet, wirken da schon eher blass und eindimensional, sodass man sich fragt, ob die Handlung diese Charaktere überhaupt gebraucht hätte.
OT: „Target“
Land: Südkorea
Jahr: 2023
Regie: Hee-gon Park
Drehbuch: Hee-gon Park, Dong-hoo Kim
Musik: Young-gyu Jang
Kamera: Yoon-seok Baek, Seon-yong Lee
Besetzung: Hye-sun Shin, Sung-kyun Kim, Chul-soo Im, Joo-young Lee, Sae-rok Keum, Jae-sup Choi, Young-hak Noh
Amazon (DVD „Don’t Buy the Seller“)
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