Ezra – Eine Familiengeschichte
© Tobis Film / John Baer

Ezra – Eine Familiengeschichte

„Ezra – Eine Familiengeschichte“ // Deutschland-Start: 12. September 2024 (Kino)

Inhalt  Krtk

Als ehemaliger Comedy-Autor versuchte Max Brandel (Bobby Cannavale) immer, andere zum Lachen zu bringen. Sein eigenes Leben gibt gerade aber nur wenig Anlass dazu. So kommt seine Karriere als Stand-up Comedian nicht wirklich in Gang. Außerdem gibt es ständig Ärger mit seiner Exfrau Jenna (Rose Byrne). Ein Grund dafür ist der gemeinsame Sohn Ezra (William Fitzgerald), der Autismus hat und regelmäßig zu Meinungsverschiedenheiten führt. Als es zu einem Zwischenfall kommt, wird der Junge auf eine Sonderschule verlegt und soll Medikamente nehmen. Max will dem nicht tatenlos zusehen und beschließt, ihn eines Nachts einfach mitzunehmen und zu einem Freund zu fahren. Als Jenna davon erfährt, ist sie außer sich und nötigt Max’ Vater Stan (Robert De Niro), ihr bei der Suche nach den beiden zu helfen …

Über das Leben mit einem autistischen Kind

In den letzten Jahren ist Autismus ein überraschend oft behandeltes Thema in Filmen und Serien geworden. Netflix tat sich beispielsweise durch eine Reihe von Produktionen hervor, zuletzt etwa das Liebesdrama Goyo um einen Museumsführer, der sich in eine neue Mitarbeiterin verliebt. Aus Deutschland kam Wochenendrebellen, das basierend auf einer wahren Geschichte von einem Jungen erzählt, der unbedingt einen Lieblingsfußballclub will und deswegen mit seinem Vater durchs ganze Land fährt. Nun steht mit Ezra – Eine Familiengeschichte ein weiterer Kinofilm an, diesmal aus den USA, der einige Gemeinsamkeiten aufweist. Erneut handelt es sich um ein tragkomisches Roadmovie. Erneut steht eine Vater-Sohn-Beziehung im Mittelpunkt, bei der beide Seiten etwas dazulernen.

Dieses Mal wird zwar keine reale Lebensgeschichte verfilmt. Einen wahren Kern gibt es aber auch hier. So wollte Drehbuchautor Tony Spiridakis seine eigenen Erfahrungen mit einem autistischen Sohn und dem Ende seiner Ehe verarbeiten. Überhaupt war bei Ezra – Eine Familiengeschichte das Thema Authentizität wichtig. De Niro sagte zu, da er ebenfalls ein autistisches Kind hat. Am Set waren mehrere Menschen mit Autismus tätig, um sicherzustellen, dass sich die Titelfigur natürlich verhält. Tatsächlich ist es erfrischend, wie hier ein Protagonist vorgestellt wird, der seine Auffälligkeiten hat, darunter einige Angststörungen, in anderen Momenten aber wie ein gewöhnlicher Junge agiert. Es wird auch darauf verzichtet, ihm eine Inselbegabung andichten zu wollen, was seit Rain Man ein unverwüstliches Klischee rund um Autismus geworden ist.

Bewegend an der Oberfläche

Das heißt aber nicht, dass der Film deswegen durchweg realistisch ist. Tatsächlich ist der Ablauf der Handlung zum Teil völlig absurd. Vielleicht wollte man dies als Gegenpol haben und einen starken Kontrast aufbauen. Vielleicht sollten diese Verwicklungen auch einfach nur unterhalten. Letzteres klappt nur mäßig, so wie der Humor allgemein etwas schwach ist. Ähnlich zu Die Ironie des Lebens kürzlich, wo müde Witze auf der Bühne auf ein enthusiastisches Publikum treffen, darf man sich fragen, was da jetzt hätte komisch sein sollen. Besser sind die ernsten Szenen, wenn sich Ezra – Eine Familiengeschichte mit dem Autismus, aber auch dem Zwischenmenschlichen befasst. So erfahren wir beispielsweise, dass zwischen Max und Stan auch einiges vorgefallen ist. Gerade die Szene, in denen Max kurz vor einem Gewaltausbruch steht und um Hilfe fleht, darf einem zu Herzen gehen. Der Film zeigt da eine sehr ambivalente Hauptfigur in all ihren hässlichen Seiten.

Insgesamt ist der Film ganz schön geworden. Größtes Manko ist neben den unkomischen Szenen, dass einiges nicht ausreichend vertieft wurde. Das gilt beispielsweise für diverse hochkarätig besetzte Nebenfiguren, die kurz auftauchen und gleich wieder verschwinden, noch bevor sie etwas beizutragen hatten. Das ist bei Roadmovies zwar keine Seltenheit. Trotzdem hat man hier an mehreren Stellen das Gefühl, dass Ezra – Eine Familiengeschichte zu viel Potenzial ungenutzt liegen lässt. Andererseits kommt es dadurch auch zu keinen nennenswerten Längen. Die Tragikomödie, die 2023 auf dem Toronto International Film Festival Premiere feierte, ist rechtkurzweilig geworden und ein weiterer willkommener Beitrag, um das Thema Autismus näher zu beleuchten.

Credits

OT: „Ezra“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Tony Goldwyn
Drehbuch: Tony Spiridakis
Musik: Carlos Rafael Rivera
Kamera: Daniel Moder
Besetzung: Bobby Cannavale, William Fitzgerald, Rose Byrne, Robert De Niro, Vera Farmiga, Whoopi Goldberg, Rainn Wilson

Bilder

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Ezra – Eine Familiengeschichte
fazit
„Ezra – Eine Familiengeschichte“ nimmt sich des Themas Autismus an, wenn ein kriselnder Comedian seinen autistischen Sohn entführt und auf eine Fahrt durchs Land mitnimmt. Der Humor ist oft eher schwach. Aber es gibt einige bewegende Szenen und den löblichen Versuch, hier auch mal authentisch das Leben von Betroffenen zu zeigen.
Leserwertung0 Bewertungen
0
6
von 10