Seit einiger Zeit schon liegen bei den Menschen von New Salem die Nerven blank. Schließlich treibt ein Serienmörder sein Unwesen, der junge Frauen entführt, sie wochenlang foltert und dann sterben lässt. Das neueste Opfer des Unbekannten ist Aubrey Fleming (Lindsay Lohan), sämtliche Versuche des FBI, sie noch lebend zu finden, scheitern. Umso größer ist die Freude bei ihren Eltern Susan (Julia Ormond) und Daniel (Neal McDonough), als Aubrey wider Erwarten doch noch gefunden wird. Sie ist zwar schwer verletzt, der Killer hat ihr je eine Hand und ein Bein amputiert. Aber sie wird leben. Dabei hat sie noch mehr verloren als die zwei Extremitäten. So kann sie sich weder an ihre Eltern, noch an ihren Freund Jerrod Pointer (Brian Geraghty) erinnern. Stattdessen behauptet sie, die Stripperin Dakota Moss zu sein. Handelt es sich dabei um einen Schutzmechanismus? Oder ist da mehr dran?
Filmischer Horror
Dass sich künstlerische Karrieren wie kaum eine andere für Aufstieg-und-Fall-Geschichten eignen, ist kein Geheimnis. Beispiele für sagenhafte Durchbrüche und bittere Abstürze gibt es schließlich mehr als genug. Doch kaum jemand steht derart sinnbildlich für ein solches auf und ab wie Lindsay Lohan. Die wurde als Kind bzw. als Teenagerin zum Star, bevor ihr auf einmal alles entglitt. Sie war in der zweiten Hälfte der 2000er Jahre nur noch wegen der privaten Eskapaden in den Nachrichten, weniger wegen ihrer Arbeit. Dabei hat sie mit Ich weiß, wer mich getötet hat 2007 durchaus Filmgeschichte geschrieben. Lohan erhielt nicht nur zwei Goldene Himbeeren für ihre schauspielerische „Leistung“. Mit sieben Schmähpreisen, darunter einem, der nur für diesen Film eingeführt wurde („Worst Excuse for a Horror Movie“), stellte der Thriller einen Rekord ein.
Ist der Film damit der schlechteste aller Zeiten? Das vielleicht nicht, wie so oft sollte man die Razzies nicht überbewerten. Ich weiß, wer mich getötet hat gewann mit der Zeit sogar Kultstatus, manche halten das Werk für einen missverstandenen Giallo, der mit surrealer Atmosphäre und Mut zur Seltsamkeit einfach nur anders ist. Das darf man natürlich so sehen. Man darf aber auch bei den ursprünglichen Urteilen bleiben, demzufolge die Mischung aus Horror, Mystery und Thriller ein Griff ins Klo ist. Ein ganz großes Problem ist dabei die Geschichte, der mit „Schwachsinn“ noch geschmeichelt wäre. Autor Jeff Hammond, der hiermit sein erstes und zugleich letztes Drehbuch geschrieben hat, wollte offensichtlich das Publikum mit einem rätselhaften Fall auf die Folter spannen. Das mit der Folter hat geklappt, das mit der Spannung weniger.
Bloße Zeitverschwendung
Wobei auch Regisseur Chris Sivertson (Monstrous), der es immerhin auf eine Dutzend Regiearbeiten brachte, dazu diverse Drehbücher wie Pfad der Vergeltung, seinen Anteil an der Misere hatte. Bemüht war er schon, diese Geschichte möglichst stylisch zu inszenieren. Da wird beispielsweise gern mit Farben gearbeitet, alternativ mit düsteren Settings. Aber nur, weil etwas schillert, ist es nicht sehenswert. Nichts zu sehen, weckt nicht zwangsweise die Neugierde darauf, was im Schatten geschieht. Die Erotikszenen, mit denen damals Werbung gemacht wurde, helfen Ich weiß, wer mich getötet hat auch nicht weiter. Die sind genauso stümperhaft wie der Rest. Man kann sich darüber aufregen, aufregend ist der Schund hingegen nicht.
Dabei hätte es durchaus Wege gegeben, wie man aus diesem Stoff etwas Unterhaltsames hätte machen können. Entweder man geht komplett in eine surreale Richtung und versucht, die Welt hinter sich zu lassen. Oder man geht die Sache mit Humor an, nutzt die lächerliche Geschichte bewusst. Ich weiß, wer mich getötet hat ist für das erste am Ende aber zu konventionell, nimmt sich für das zweite selbst zu ernst. Das macht dann nicht einmal für einen geselligen Trashabend Spaß. Stattdessen ist das Werk bloße Zeitverschwendung, den späteren Kultstatus muss man nicht nachvollziehen können.
OT: „I Know Who Killed Me“
Land: USA
Jahr: 2007
Regie: Chris Sivertson
Drehbuch: Jeff Hammond
Musik: Joel McNeely
Kamera: John R. Leonetti
Besetzung: Lindsay Lohan, Julia Ormond, Neal McDonough, Brian Geraghty, Garcelle Beauvais, Spencer Garrett
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