Joker Folie a deux
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Joker: Folie à Deux

Joker Folie a deux
„Joker: Folie à Deux“ // Deutschland-Start: 3. Oktober 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Zwei Jahre ist es her, dass Arthur Fleck (Joaquin Phoenix) als Alter Ego Joker in Gotham City sein Unwesen trieb und dabei mehrere Menschen umbrachte. Seither sitzt er im Arkham Asylum, wo er sadistischen Wächtern wie Jackie Sullivan (Brendan Gleeson) ausgesetzt ist und auf seine Gerichtsverhandlung wartet. Seine Anwältin Maryanne Stewart (Catherine Keener) ist davon überzeugt, dass er schwer gestört ist aufgrund traumatischer Erfahrungen und deswegen nicht schuldfähig ist. Arthur selbst weiß nicht so recht, was er von allem halten soll, zumal er sowohl innerhalb der Einrichtung wie auch da draußen als Held gefeiert wird. Besonders Harleen Quinzel (Lady Gaga), die ebenfalls in Arkham eingewiesen ist, findet Gefallen an dem stillen Mann mit der blutigen Vergangenheit und ist fest entschlossen, den Joker endgültig zu befreien …

Ein Musical, das eigentlich ein Gerichtsdrama ist

Es gibt nicht wenige, die der Ansicht sind, dass bei den Geschichten um Batman die oft grotesken Schurken und Schurkinnen viel interessanter sind als der Protagonist selbst. Insofern wunderte es dann auch nicht wirklich, dass Joker 2019 auf große Resonanz stieß. Schließlich ist der sadistische Psychopath der bekannteste aller Antagonisten aus diesem Comic-Universum, wurde viele Male im Fernsehen und im Kino porträtiert. Und doch hätte niemand erwartet, wie groß diese Resonanz sein würde. Nicht nur, dass der Film – ganz ohne Auftritt des Helden – über eine Milliarde US-Dollar einspielte, was zuvor noch keinem Werk gelungen war, das in den USA die Erwachseneneinstufung R erhalten hatte. Er erhielt zudem wichtige Preise, darunter den Goldenen Löwen in Venedig sowie einen Oscar für Hauptdarsteller Joaquin Phoenix. Insofern wundert es dann auch nicht, dass mit Joker: Folie à Deux eine Fortsetzung erscheint, obwohl die Comic-Adaption immer als Einzelteil geplant war.

Anstatt aber das Erfolgsrezept zu wiederholen, beschloss man, beim zweiten Teil einen ganz anderen Weg zu gehen. Teilweise war das im Vorfeld bekannt. So machte man keinen Hehl daraus, dass es sich bei dem neuen Werk um ein Musical handeln würde. Nicht ohne Grund wurde Lady Gaga für die Rolle der Harley Quinn engagiert, die ebenfalls große Beliebtheit genießt. Das ist schon mutig. Das düstere Krimidrama mit Gesangseinlagen? Auf die Idee muss man erst einmal kommen. Was allerdings im Vorfeld sehr wohl verschwiegen wurde: Joker: Folie à Deux hat nur wenige dieser durchgeknallten Musicalnummern, mit denen im Vorfeld geworben wurde. Stattdessen ist das hier in erster Linie ein Gerichtsfilm, bei dem die Schuldfähigkeit des Killers verhandelt wird. Die Geschichte beginnt mit den Vorbereitungen und endet mehr oder weniger mit der Verhandlung.

Alles andere als verrückt

Das Problem ist weniger, dass der Film die Erwartungen auf diese Weise nicht erfüllt. Schlimmer ist: Er ist dabei über weite Strecken völlig uninteressant. So sind die Szenen vor Gericht größtenteils langweilig. Lediglich ein bewegender Auftritt einer rückkehrenden Figur sorgt inmitten der eintönigen Tristesse für ein Ausrufezeichen. Aber auch sonst hat Regisseur und Co-Autor Todd Phillips erstaunlich wenig zu erzählen. Joker: Folie à Deux handelt ein wenig von den Selbstzweifeln des Protagonisten, der nicht weiß, ob er Arthur oder Joker sein soll. Er handelt auch erneut davon, wie das mörderische Treiben auf Begeisterung stößt, die Verrücktheit gewissermaßen ansteckend ist. Das hatte man aber schon im ersten Film gehabt in einigen prägnanten Szenen. Hier muss man ewig warten, bis da mal etwas geschieht, das wirklich das Thema vorantreibt. Der Sadismus der Wärter ist narrativ auch nicht sonderlich ambitioniert.

Das bedeutet nicht, dass alles an dem Nachfolger missglückt ist. So kann man an dem Ensemble nichts aussetzen. Innerhalb des nicht immer dankbaren Rahmens – Phoenix darf oft nicht mehr machen als zu lachen – überzeugt das alles. Die Settings sind stimmungsvoll geworden, auch wenn die Zahl überschaubar ist. Und dann sind da noch die besagten Musicalnummern, die zumindest andeuten, was der Film hätte werden können. Aber das reicht nicht. Um dem Titel Joker: Folie à Deux gerecht zu werden, hätte es mehr gebraucht als Coverversionen von Jacque Brels If You Go Away oder To Love Somebody von den Bee Gees. Man würde sich ja wünschen, dass Phillips das Versprechen des Titels einlösen würde und tatsächlich etwas Verrücktes tut. Es hätte der tristen Comic-Adaption gutgetan, wilder zu sein, loszulassen, entfesselt zu sein. In der Form hat das mehr von einer Selbsthilfegruppe, die zweieinhalb Stunden wichtig klingende Selbstgespräche führt und am Ende doch zu nichts geführt hat.

Credits

OT: „Joker: Folie à Deux“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Todd Phillips
Drehbuch: Todd Phillips, Scott Silver
Musik: Hildur Guðnadóttir
Kamera: Lawrence Sher
Besetzung: Joaquin Phoenix, Lady Gaga, Brendan Gleeson, Catherine Keener, Harry Lawtey, Jacob Lofland, Bill Smitrovich

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Joker: Folie à Deux
fazit
„Joker: Folie à Deux“ knüpft an die immens erfolgreiche Comic-Adaption an und macht den zweiten Auftritt des traurigen Psychopathen zu einer Mischung aus Gerichtsdrama und Musical. Das klang wild, ist aber vielmehr erschreckend eintönig und nichtssagend. Trotz eines stimmungsvollen Settings und eines tollen Ensembles wird das hier zeitweise zu einer Geduldprobe, die nur selten zeigt, was möglich gewesen wäre.
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