Die Fotografin Lee
Kate Winslet in dem biografischen Drama "Die Fotografin" über Lee Miller (© Sky UK Ltd / Kimberley French)

Kate Winslet [Interview]

Die Fotografin (Kinostart: 19. September 2024)  erzählt die wahre Geschichte der Fotografin Lee Miller, die einst für zahlreiche Künstler als Muse agierte und als Model vor der Kamera stand. Bis sie genug davon hatte und entschied, selbst die Kamera in die Hand zu nehmen. Im zweiten Weltkrieg lässt sich die mutige Frau akkreditieren, um für die britische Vogue die Geschehnisse vor Ort mit ihrer Kamera festzuhalten. Mit diesen Aufnahmen, die die Grausamkeiten des Krieges ungefiltert zeigen, sollte Lee eines Tages Geschichte schreiben…

Mit Die Fotografin hat die oscarprämierte Hauptdarstellerin Kate Winslet (Titanic, Der Vorleser) nicht nur bewiesen, dass sie eine hervorragende Schauspielerin ist, sondern auch als Co-Produzentin ein echtes Herzensprojekt verwirklicht. Bei einer Pressekonferenz zum Film hatten wir die Gelegenheit, ihr ein paar Fragen zu dem biografischen Drama zu stellen.

Der Film erzählt die besondere Geschichte einer starken und mutigen Frau. Was hat Sie an Lee Miller ganz besonders fasziniert?

In den Krieg zu gehen und für die weiblichen Leserinnen der britischen Vogue die Geschehnisse zu dokumentieren, das war der Teil ihrer Lebensgeschichte, der mich am meisten interessiert hat.

Als Produzentin versuchten Sie schon länger das Filmprojekt umzusetzen. Was hat Sie dazu bewegt, diesen wunderbaren Film unbedingt machen zu wollen?

Im Jahr 2015 erhielt ich einen Anruf von einem Freund von mir. Er lebt in Cornwall und arbeitet für ein Auktionshaus. Er weiß, dass ich gerne koche und alles liebe, was mit Familie und Küche zu tun hat. Und er sagte zu mir: „Da ist ein Tisch, der reingekommen ist, ich muss dir unbedingt davon erzählen!“ Er sagte mir, dass der Tisch Annie und Roland Penrose gehörte, die beiden waren Geschwister und Roland war mit einer Frau namens Lee Miller verheiratet. Der Tisch gehörte zu dem Haus, in dem Lee Miller viele glückliche Sommer mit Künstlern, wie Roland, Max Ernst, Noel Corward und Picasso verbrachte. Sie haben um diesen Tisch herum gekocht und gestritten. Und ich dachte, ich werde mir diesen Tisch besorgen. Ich war begeistert, als ich meine Hände auf diesen Tisch gelegt habe und mich gefragt, warum noch kein Film über Lee Miller gedreht wurde. Und das war der Beginn dieser Reise. Daraufhin habe ich Kontakt mit Antony Penrose, Lee Millers und Rolands Sohn aufgenommen.

Wie war euer erstes Aufeinandertreffen?

Ich fuhr zu seinem Haus in Sussex und als ich in die Einfahrt fuhr, wartete er schon mit einem breiten Lächeln auf mich. Ich sagte: „Hi!“ und er sagte: „Seit Sinn und Sinnlichkeit wollte ich, dass du meine Mutter spielst.“ Und ich dachte nur, ok, was für ein Druck. (lacht) Das war im Jahr 2015. Und so begann der Prozess unserer Zusammenarbeit, die über mehrere Jahre ging.

Wie ist das Projekt dann letzten Endes zustande gekommen?

Nach und nach kamen Co-Autoren mit an Bord. Zuerst Liz Hannah, dann kam Ellen als Regisseurin dazu. Und dann fanden wir Kate Solomon, die ebenfalls an der Produktion des Films beteiligt war. Dann bekamen wir diese unglaubliche Besetzung. Und alles ganz plötzlich. Es war eine große Herausforderung, aber auch ein lohnender Prozess vom Anfang bis zum Ende. Ich bin sehr stolz, dass wir es tatsächlich geschafft haben.

Der Film ist mit vielen starken Schauspielern wie Ihnen, Marion Cotillard und Alexander Skarsgard besetzt. Aber auch Andy Samberg gehört zu dem Cast. Wie war es wohl für ihn als Stand-Up-Comedian, in so einem ernsten Film mitzuspielen?

Als jüdischer Mann war es sehr schwer für ihn. Wir waren uns erst nicht sicher, ob er die Rolle spielen würde, aber als wir ihn fragten, sagte er: „Meine Mutter würde so stolz sein.“ Aber es war hart für ihn.

Gab es im Laufe der Dreharbeiten Szenen, die Ihnen schwergefallen oder besonders nah gegangen sind?

Die Szene mit den toten Körpern war besonders hart, aber wichtig. Die oberen Körper auf dem Stapel der toten Menschen, die in Waggons verteilt lagen, waren echte Menschen. Es waren Tänzer. Als Andy und ich das Set zum ersten Mal betraten, dachte ich erst: was für gute Spezialeffekte! Das Team hat einen unglaublichen Job gemacht…  Als sich dann herausstellte, dass es echte Menschen waren, konnte ich es nicht glauben und sagte: „Danke, dass ihr das getan habt.“ Und jeder einzelne von ihnen sagte: „Nein, das ist wichtig.“

Die Freundschaft zwischen Lee Miller und ihrer Chefredakteurin bei der britischen Vogue, Audrey Withers, war innig und speziell. Erzählen Sie ein bisschen über Audrey und ihre Freundschaft mit Lee.

Sie war eine phänomenale Frau! Es gab so viele Briefe zwischen Lee und Audrey. Noch von der Zeit vor dem Krieg und ganz besonders während des Krieges. Eine große Box war voll mit Briefen, die sie sich geschrieben haben. Und man hat gemerkt, dass sie nicht nur eine berufliche Beziehung zueinander hatten, sondern dass sie auch wirklich gut befreundet waren. Audrey schrieb sehr oft: „Du wirst es wagen, Mädchen!“ Da war ein Gefühl der Unterstützung, was für Lee sehr wichtig war.

Was denken Sie, was die beiden Frauen so stark miteinander verbunden hat?

Audrey war in einer dramatischen Ehe und Lee hat eine dramatische Vergangenheit. Da war ein unausgesprochener Respekt zwischen den beiden Frauen. Sie hatten eine wunderbare Verbindung. Im Film gibt es eine entscheidende Schlüsselszene, die diese Verbindung besonders in Szene setzt: Die, in der Lee und Audrey im Park spazieren gehen.

Warum glauben Sie, ist sie in den Krieg gezogen?

Ich glaube Lee war eine Frau, die daran glaubte, die Wahrheit zu sagen. Sie hielt nichts davon, Dinge zu vertuschen und sie war als Kind selbst in einer schrecklichen Situation gewesen, in der es um Gerechtigkeit ging. Es wurde immer propagiert, der Krieg sei vorbei gewesen, aber der Krieg war nicht vorbei. Der Krieg war weit davon entfernt vorbei zu sein, während Menschen auch noch vermisst wurden. Sie musste es mit eigenen Augen sehen und wollte die Wahrheit aufdecken.

Was meinen Sie, war für Antony Miller ein bedeutender Moment im Film über seine Mutter?

Lees Sohn bekam im wahren Leben nie die Konversation mit seiner Mutter, die im Film eingebaut wurde. Es war Liz Hannah als Co-Autorin, die so fasziniert von Tonis Geschichte war und das Gespräch, das er nie mit seiner Mutter führte. Mutter und Sohn hatten sehr mit ihrer Beziehung zu kämpfen. Aber in den Boxen nach Antworten zu suchen und zu recherchieren, das ist ihm wirklich passiert.

Zur Person
Kate Winslet wurde am 5. Oktober 1975 in Reading, Berkshire geboren. Die britische Schauspielerin und Sängerin erlangte im Jahr 1997 durch ihre Rolle der Rose DeWitt Bukater in James Camerons Meisterwerk Titanic weltweite Bekanntheit. Es folgten weitere bedeutende Rollen in Filmen, wie Das Leben des David Gale (2003), Vergiss mein nicht! (2004) und Liebe braucht keine Ferien (2006). Kate Winslet erhielt zahlreiche Nominierungen für mehrere Filmpreise. Für ihre Darbietung der Hanna Schmitz in Der Vorleser wurde sie jedoch erstmals mit dem Oscar ausgezeichnet. Bei ihrem neuen Film Die Fotografin übernahm sie nicht nur die Hauptrolle, sondern wirkte auch als Produzentin bei ihrem Herzensprojekt mit, einem Film über die mutige Frau und Fotografin Lee Miller.



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