Königin im Ring
© Progress Film-Verleih

Königin im Ring

Königin im Ring
„Königin im Ring“ // Deutschland-Start: 3. Juni 2010 (Kino)

Inhalt/Kritik

Regina Halmich ist eine Pionierin des Frauenboxens in Deutschland und zählt zu den prägendsten Persönlichkeiten des Sports. 1994, in einer Zeit also, in der das Frauenboxen noch weniger Beachtung fand als heute, startete sie ihre Profikarriere und erkämpfte sich schon bald darauf den Weltmeistertitel im Fliegengewicht, den sie über zwölf Jahre hinweg mit eisernem Willen verteidigte. Mit einer Bilanz von 54 Siegen in 56 Profikämpfen und gerade einmal einer Niederlage verabschiedete sie sich 2007 als ungeschlagene Weltmeisterin in den Ruhestand. 2016 wurde sie vom Magazin The Ring zur zweitbesten Boxerin aller Zeiten gekürt. In einer Welt, in der Lucia Rijker, Christy Martin (Untold: Deal with the Devil) und Laila Ali existieren, ist es eigentlich für jeden, der nicht Ann Wolfe heißt, schon ziemlich schwierig, in den Top Drei gesehen zu werden, fraglos muss sich Regina Halmich in dieser illustren Gesellschaft aber nicht verstecken. 2021 wurde sie als fünfte (von mittlerweile zehn) und bisher einzige deutsche Frau in die International Boxing Hall of Fame (Kategorie Frauen der Neuzeit) aufgenommen.

Der Ruhm der gebrochenen Nase

Neben ihren sportlichen Erfolgen war Halmich auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass das Frauenboxen vor allem hierzulande in den Medien und der Öffentlichkeit an Anerkennung gewann. Mit ihrem Kampfgeist, ihrer Disziplin und ihrer Ausstrahlung erreichte sie ein breites Publikum, das weit über die Boxszene hinausging. Ganz alleine schaffte sie das allerdings nicht – wie immer beim Kampfsport galt auch hier die Devise „it takes two to tango“. Ihr Boxkampf gegen Stefan Raab im Jahre 2001, bei dem sie ihm die Nase brach, verhalf maßgeblich zu ihrer Bekanntheit. Das Rematch im Jahre 2007 sorgte sogar für noch etwas größere Aufmerksamkeit. Am 14. September 2024 werden die beiden erneut im Ring aufeinander treffen. Ob das heute noch eine Zuschauerschaft begeistern kann, bleibt abzuwarten.

Der 2008 erschienene Dokumentarfilm Königin im Ring begleitet Halmich bei ihren letzten beiden Titelverteidigungen im Jahre 2007, um davon ausgehend ihre ganze Karriere zu beleuchten. Natürlich steht Regina Halmich selbst hier im Mittelpunkt – und der Titel ist aufgrund seiner Vieldeutigkeit exzellent gewählt -, so richtig zu Wort kommen aber erst einmal ihre Eltern. Kein normaler Mensch möchte sich vorstellen oder gar zusehen, wie die eigene Tochter auf die Fresse bekommt – im Deutschland der 1990er-Jahre zumal, wo Frauenboxen der breiten Masse total unbekannt war. Wer zu Größerem bestimmt ist, der lässt sich aber nicht aufhalten. Verhindern konnten die Eltern Reginas Karrierestart nicht, ihn lediglich von bestimmten Auflagen abhängig machen. So durfte etwa die Schule unter dem Training nicht leiden.

Technisch hervorragend umgesetzt

Königin im Ring beginnt mit einer interessanten Montage, die Bilder miteinander verbindet, welche an sich nicht zusammenpassen, und dem Zuschauer somit die Dualität einer Boxerin wortwörtlich vor Augen führt. Generell ist die Dokumentation überwiegend technisch hervorragend. Lediglich das etwas eigenwillige „Wort für Wort“-Einblenden von Zeitungsartikelausschnitten hätte etwas lesbarer gestaltet werden können. Zeitsprünge in Dokus können manchmal für Verwirrung sorgen, doch auch wenn Königin im Ring nicht strikt linear erzählt wird, ist hier alles absolut nachvollziehbar präsentiert. Ein bisschen politische Einfärbung war bei dem Thema zu erwarten, unbestritten hatte Regina es auch nicht leicht, als Boxerin anerkannt zu werden. Die Dokumentation stammt jedoch wie erwähnt aus dem Jahre 2008 und verdreht das Ganze daher nicht so, wie es heute wohl der Fall wäre. Das ist insgesamt schon alles recht legitim, wenn auch nicht in einen größeren Kontext eingeordnet. Es handelt sich eben um Reginas persönlichen Erfahrungen, und die kann ihr ja keiner absprechen.

Neben den Eltern kommt auch Stefan Raab selbst zu Wort, der sich als Außenstehender so verdient um den Frauenboxsport gemacht hat wie sonst kaum jemand. Ansonsten ist es hauptsächlich Halmich, die sich äußert. In den Interviews wirkt sie sympathisch (wie auch sonst immer) und entspannt, vor allem aber scheint sie sich sehr mit der Doku anzufreuden. In der echten Welt sah das Ganze dann leider doch ein bisschen anders aus, die Kinoauswertung der fürs Fernsehen gedachte Dokumentation führte zu Gerichtsverfahren, bei denen zwischen Halmich und den Produzenten vermittelt werden musste. Sehenswert ist das Ergebnis jedenfalls allemal.

Credits

OT: „Königin im Ring“
Land: Deutschland
Jahr: 2008
Regie: Simone Jung
Drehbuch: Simone Jung
Musik: Frank Moesner
Kamera: Kai Wiehagen
Mitwirkende: Regina Halmich, Stefan Raab

Trailer

Kaufen / Streamen

Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.




(Anzeige)

Königin im Ring
Fazit
"Königin im Ring" beleuchtet die Karriere der als Boxweltmeisterin ungeschlagenen Regina Halmich. Technisch hervorragend und inhaltlich interessant. Die Dokumentation ist ein Muss für jeden Boxfan, sollte aber auch das Interesse von Unbedarften wecken können.
Leserwertung0 Bewertungen
0
8
von 10