Als die Leiche des Verlegers Jan Weigel (Pascal Breuer) gefunden wird, bietet sich der Polizei ein seltsamer Anblick. Jemand hatte dem Toten die Hose ausgezogen, die Krawatte gleicht einem Strick. Lukas Laim (Max Simonischek) und Anton Simhandl (Gerhard Wittmann) gehen der Sache nach und stoßen dabei schnell auf dessen Ex-Partnerin Nina Schott (Ursina Lardi). Schließlich hatte die bekannte Medienjournalistin, die in ihrem Blog Sexismus anprangert, ihn kurz vorher noch angerufen und ihn auch öffentlich bloßgestellt. Doch dann taucht auch eine Mail von einer Nutzerin mit dem Namen Pandora auf, die sich auf den Mord beziehen könnte …
Der einsame Wolf in seinem siebten Fall
Laim ist mittlerweile zu einer festen Institution in der deutschen Krimilandschaft geworden. Sehr produktiv ist die ZDF-Reihe zwar nicht, anfangs vergingen mehrere Jahre zwischen den einzelnen Teilen. Tatsächlich war lange nicht klar, ob es überhaupt einen zweiten Film geben würde. Seit 2020 hat man aber seinen Rhythmus gefunden, es erscheint zuverlässig ein neuer Teil pro Kalenderjahr. Die Einschaltquoten sind dabei vergleichsweise konstant, meistens schalten etwa fünf Millionen Menschen ein. So auch zuletzt bei Laim und die schlafenden Hunde, das vor rund einem Jahr von dem Mord an einem obdachlosen und gescheiterten Tech-Nachwuchsunternehmer erzählte. Jetzt meldet sich der Münchner Kriminalhauptkommissar mit Laim und die Toten ohne Hosen zurück, dem siebten Teil der Reihe.
Dabei ist die Titelfigur erneut Mittelpunkt des Geschehens. Zwar gibt es eigentlich zwei Kommissare, die im Team ermitteln. Für Simhandl interessiert sich das Drehbuch aber kaum. Stattdessen dreht sich alles um den großgewachsenen Polizisten, der wie kaum eine Figur im deutschen Krimi den einsamen Wolf verkörpert. Er ist verschlossen, distanziert, wortkarg, ein bisschen rätselhaft, aber immer für Sex zu haben: Eine frühe Szene zeigt ihn mal wieder bei einem bedeutungslosen One Night Stand. Als Charakterisierung ist das vielleicht ein wenig dünn. Aber es passt doch gut zu der Atmosphäre des Films. In Laim und die Toten ohne Hosen herrscht eine trostlose Stimmung, irgendwo zwischen Melancholie und Wut, verbunden mit einer gehörigen Portion Leere. In dem Film wirken alle irgendwie verloren, schlurfen durch die Welt, ohne dass eine Richtung erkennbar wäre.
Atmosphärisch, aber nicht sehr spannend
Das ist gelungen, macht den Film sehenswert. Für das Publikum wird aber die Frage noch wichtiger sein: Ist er spannend? Das ist er aber nur zum Teil. Natürlich möchte man wissen, wer den Mord denn nun begangen hat. Es ist aber nicht so, dass es da ganz viele Alternativen gäbe oder ein komplexes Rätsel. Das Publikum wird zwar zeitweise auf eine falsche Spur geführt, es bleibt auch nicht bei einer Leiche, weshalb eine gewisse Dringlichkeit hinzukommt. Was wenn der Mörder oder die Mörderin noch häufiger zuschlägt? Zu mehr Hektik führt das aber nicht, Laim und die Toten ohne Hosen ist über weite Strecken ein recht ruhiger, fast schon phlegmatischer Genrevertreter. Erst zum Ende gibt Regisseur Michael Schneider, der bislang alle Teile inszeniert hat, in einem überraschenden Finale ein bisschen mehr Gas.
Nachvollziehen muss man dieses aber nicht. Allgemein sollte man an den Inhalt keine größeren Erwartungen haben. Sonderlich glaubwürdig ist das nicht, was hier so erzählt wird. Und auch wenn das Thema Sexismus sicherlich wichtig ist, eine wirkliche Auseinandersetzung damit findet nicht statt. Es ist auch nicht so, als wäre Nina Schott eine sehr spannende Figur geworden, trotz einer engagiert auftretenden Ursina Lardi (Nathalie – Überwindung der Grenzen). Übers Mittelmaß kommt Laim und die Toten ohne Hosen so nicht hinaus. Mal wieder hapert es an einem zu genügsamen Drehbuch. So sonderbar die Inszenierung der Morde ausfällt, so uninteressant ist die Geschichte, die drumherum erzählt wird.
OT: „Laim und die Toten ohne Hosen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Michael Schneider
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Musik: Dirk Leupolz
Kamera: Andreas Zickgraf
Besetzung: Max Simonischek, Gerhard Wittmann, Ursina Lardi, Maximilian Krappatsch, Lea Reinberger, Katja Bürkle, Heinz-Josef Braun, Sebastian Feicht, Pascal Breuer, Natascha Lifka
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