Ein tödliches Virus hat die Menschheit schwer getroffen, viele sind diesem zum Opfer gefallen. Als Maeve (Sarah Pidgeon) und Imogen (Katie Douglas) dabei zu Waisen werden, beschließt ihre Tante Lee (Ashley Judd), sie allein großzuziehen. Zu diesem Zweck nimmt sie die beiden mit in eine abgelegen im Wald liegende Hütte, wo sie sich vor der Außenwelt schützen können. Dort leben die drei in Frieden. Allerdings hat Lee den Mädchen strikte Regeln auferlegt, an die diese sich halten müssen. Dazu zählt, das von ihr Lazareth getaufte Zuhause zu ehren und dieses nicht zu verlassen. Nur Lee selbst ist es gestattet, hin und wieder in die Außenwelt zurückzukehren, etwa um die Vorräte aufzustocken. Dieses friedliche Leben wird jedoch bedroht, als die beiden den schwer verletzten Owen (Asher Angel) finden und entgegen den Regeln mit in die Hütte nehmen …
Angst vor der Außenwelt
Eigentlich sollte man ja meinen, dass die Menschen die trüben Corona-Jahre, die für alle einen markanten Einschnitt bedeuteten, endlich hinter sich lassen und nach vorne blicken wollen. Und doch finden sich immer mal wieder Filme, bei denen deutlich ist, dass sie einer innerlichen Aufarbeitung dienen. So begann unlängst Else mit einem Virus und Lockdowns, weckt dabei ungute Erinnerungen, bevor sich das Werk einem surrealen Body Horror hingibt. Und auch Lazareth – End of Days zeigt anfangs Bilder, die einem schrecklich bekannt vorkommen, wenn die Menschen Masken tragen und aus den Städten fliehen, um in der Natur einer möglichen Ansteckung zu entkommen. Jeder Fremde wird misstrauisch beäugt, er könnte schließlich infiziert sein.
Letztendlich ist der Film aber gar nicht so sehr mit der Krankheit als solchen beschäftigt. Vielmehr nutzt Regisseur und Drehbuchautor Alec Tibaldi das Szenario, um grundsätzlichere Themen anzusprechen. So lernen wir in Lazareth – End of Days eine Frau kennen, die sich bei ihrem Versuch, die Kinder vor den Gefahren der Außenwelt zu schützen, selbst in eine Art Wahn hineinsteigert. Das erinnert an Never Let Go – Lass niemals los derzeit, das mit einer sehr ähnlichen Konstellation arbeitet. Auch dort ist es eine Frau, die mit zwei Kindern abgelegen in einer Waldhütte aufwächst, welche sie kultisch verehrt und gegen alle Einflüsse von außen abschirmt. Auch die Verweise auf die Zeit vor der Katastrophe ist den beiden Filmen gemeinsam, welche den Kindern nur vom Hörensagen her bekannt ist. Die einzige Welt, die sie kennen, ist die des Waldes, in dem sie aufgewachsen sind und dessen Regeln sie befolgen müssen.
Zwischen Survival und Sexualität
Während der obige Kollege aber intensiv mit übersinnlichen Elementen spielt und immer offenlässt, ob es da eine dämonische Bedrohung gibt, da ist Lazareth – End of Days ausschließlich mit irdischen Gefahren beschäftigt. Auch an der Stelle darf man sich natürlich fragen, ob die Sorgen gerechtfertigt sind. Zum Teil sind sie das sicherlich: Wie bei vielen Endzeitfilmen werden die Menschen im Moment der existenziellen Krise zu selbstsüchtigen Kreaturen, die zum Zweck des eigenen Überlebens andere gnadenlos über den Haufen schießen. Eine andere Gefahr besteht aber eher in dem Kontrollverlust, wenn aus den Mädchen junge Frauen werden und ihre Sexualität entdecken. Loslassen spielt dabei eine große Rolle, vergleichbar zu „normalen“ Eltern, die sich damit arrangieren müssen, wenn der Nachwuchs hinauszieht und ein eigenes Leben führt.
Insofern ist an Lazareth – End of Days schon ein bisschen mehr dran als an anderen Survivalthrillern, die im Wald spielen. Zu viel sollte man dabei aber nicht erwarten, da der Film die Balance aus Genre und Drama sucht und dadurch vieles nur angedeutet bleibt. Es bedeutet auch, dass ein Publikum, das sich insbesondere für den Spannungsteil interessiert, nicht ganz bedient wird. Tibaldi spielt zwar mit einer unheilvollen Atmosphäre, die Stimmung in der Hütte ist zunehmend von Konflikten geprägt. Tatsächlicher Nervenkitzel entwickelt sich daraus aber nicht. Inmitten des idyllischen Settings geht es doch mehr darum, dass das Paradies bedroht werden könnte, als dass daraus etwas entsteht.
OT: „Lazareth“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: Alec Tibaldi
Drehbuch: Alec Tibaldi
Kamera: Martim Vian
Besetzung: Ashley Judd, Sarah Pidgeon, Katie Douglas, Asher Angel
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