Maldoror
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Maldoror
„Maldoror“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Belgien, 1995: Der Schock ist groß, als zwei Kinder verschwinden. Der Polizei fehlt jede Spur, man kommt einfach nicht voran. Zwar steht Marcel Dedieu (Sergi López), ein bereits vorbestrafter Sexualstraftäter, im Verdacht, etwas damit zu tu zu haben. Doch es mangelt an Beweisen. Als der Druck der Öffentlichkeit immer größer wird, ruft Hinkel (Laurent Lucas), der Chef der lokalen Gendarmerie, die geheime Operation „Maldoror“ ins Leben. Nachwuchspolizist Paul (Anthony Bajon) und sein älterer Kollege Luis (Alexis Manetti) sollen den Verdächtigen observieren. Paul ist Feuer und Flamme, ist fest entschlossen, den Verbrecher zu überführen. Doch als die Erfolge auf sich warten lassen und er zunehmend an den Regeln und Bestimmungen verzweifelt, steigert er sich immer weiter hinein, worunter auch seine Beziehung zu Gina (Alba Gaïa Bellugi) leidet …

Neuauflage eines bekannten Falls

True Crime und kein Ende. Weltweit ist die Faszination groß für Verbrechen, das Publikum scheint gar nicht genug davon zu bekommen, weshalb unzählige Podcasts, Bücher und eben Filme dieses Bedürfnis befriedigen. Das kann mal dokumentarisch sein, mal in gespielter Form. Manche Werke lassen sich auch nur von realen Fällen inspirieren. Aktuellstes Beispiel ist Maldoror, das sich mal wieder die Geschichte von Marc Dutroux vornimmt. Von dieser dürften auch Leute gehört haben, die sich sonst weniger für solche tatsächlichen Krimis interessieren. Schließlich war der Fall um den Mann, der in den 1990ern 11 Kinder und Jugendliche entführte, missbrauchte und einige Morde beging, in allen Nachrichten. Dabei waren es nicht nur die schockierenden Verbrechen, die für Entsetzen sorgten, sondern auch die Verfehlungen der Polizei, die der Sache einfach nicht gewachsen war.

Der belgische Regisseur und Co-Autor Fabrice Du Welz (Eiskalter Engel, Message from the King) konzentriert sich dann auch auf den zweiten Aspekt. Die Entführungen und Misshandlungen werden zwar erwähnt, gezeigt wird aber kaum etwas. Stattdessen folgen wir den Polizisten, die versuchen, irgendwie an die nötigen Beweise zu kommen. Die Hauptfigur von Maldoror ist dann auch einer der Polizisten. Genauer stellt der Filmemacher den jungen Paul in den Mittelpunkt, der gegen die Windmühlen der Bürokratie kämpft. Diesen gab es damals bei Dutroux nicht, der Protagonist wurde neu erfunden. Allgemein ist die belgisch-französische Coproduktion eine recht freie Interpretation, die zwar einzelne Bestandteile der damaligen Vorfälle übernimmt, daraus aber eine eigene Geschichte bastelt und auch sämtliche Namen ändert.

Exzessive Wartezeit

Prinzipiell darf man das natürlich machen. Viele andere Filme haben das auch getan. Wenn man aber schon eine eigene Fassung erzählen möchte, sollte diese auch interessant sein. Das ist hier aber nur bedingt der Fall. So ist die Figur eines Polizisten, der sich in seinen Fall hineinsteigert und dabei das Privatleben vernachlässigt, auch nicht mehr als ein Stereotyp, das viel zu oft verwendet wird. Hinzu kommt, dass Maldoror einfach viel zu lang ist. Mehr als zweieinhalb Stunden dauert der Krimithriller, der 2024 in Venedig Premiere feierte. Da sind immer wieder Passagen dabei, die sich ewig ziehen. Sich den Film an einem Stück anzuschauen, wird so zu einer echten Herausforderung, ohne dass sich das unbedingt lohnen würde.

Gute Momente gibt es dabei durchaus. So macht der Film immer wieder einen Schlenker hin zum Horrorgenre, was beeindruckend sein kann, gerade auch durch die sehr persönliche Perspektive des Polizisten. Dieser ist zudem gut gespielt von Anthony Bajon (Die Welt von morgen, Athena), der sich bei seiner Verkörperung verausgabt. Allgemein kann man dem Ensemble keinen Vorwurf machen, die Schauspieler und Schauspielerinnen holen aus ihren jeweiligen Rollen einiges heraus. Es reicht nur nicht aus, um damit einen ganzen Film zu füllen, zumal das Ende auch vorweggenommen ist. Wo man bei anderen Werken vielleicht mitfiebert, wie das alles ausgehen mag, da ist das bei Maldoror bekannt. Mehr als ein Warten auf das Unvermeidliche ist nicht drin.

Credits

OT: „Maldoror“
Land: Belgien, Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Fabrice Du Welz
Drehbuch: Fabrice Du Welz, Domenico La Porta
Musik: Vincent Cahay
Kamera: Manuel Dacosse
Besetzung: Anthony Bajon, Alba Gaïa Bellugi, Alexis Manenti, Sergi López, Laurent Lucas, David Murgia, Béatrice Dalle, Lubna Azabal

Bilder

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Maldoror
fazit
„Maldoror“ erzählt, angelehnt an den berühmten Fall um Marcel Dedieu, von der Suche nach zwei entführten Kindern. Der Krimithriller hat ein engagiertes Ensemble, einige Horrormomente hinterlassen auch Eindruck. Das reicht aber nicht einmal ansatzweise, um die Laufzeit von über zweieinhalb Stunden zu rechtfertigen. Da sind zu viele Längen drin, zumal die selbst ausgedachte Geschichte nicht sehr spannend ist.
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