New Life

Jessica Murdock (Hayley Erin) ist auf der Flucht. Verfolgt wird sie von bewaffneten Männern, die nicht lange fackeln werden, wenn sie die junge Frau in der Schusslinie haben. Mit viel Glück gelingt es ihr, sich auf der Ladefläche eines Tricks zu verstecken und weiter nach Norden zu kommen, wo sie hofft, über die Grenze nach Kanada zu kommen. Ihr auf den Fersen ist die an ALS erkrankte Agentin Elsa Gray (Sonya Walger), eine erfahrene Expertin, wenn es um das Aufspüren von Flüchtigen geht. Ihre Auftraggeber geben ihr nur wenige Informationen darüber, warum Jessica eigentlich gejagt wird, doch eigentlich ist die Elsa auch zunächst egal. Mit einem Team aus Programmierern und anderen Agenten im Hintergrund beginnt sie, sich auf die Suche nach der Flüchtigen zu machen, während sie Tag für Tag beobachten muss, wie ihr eigener Körper ihr immer weniger gehorcht. Jedoch merkt sie, dass mit dem Fall etwas nicht stimmt, spätestens als die ersten Toten auftauchen, wobei die Opfer alle mit Jessica in Berührung gekommen sind.

Like a rolling stone

New Life ist der erste Spielfilm von Regisseur und Drehbuchautor John Rosman. Inspiriert von seiner Vorliebe für Horrorfilme sowie einer journalistischen Arbeit, die ihn mit einigen der Themen des Filmes in Berührung brachte, ist New Life ein Mix aus verschiedenen Elementen. Vor allem eine Stelle in der Handlung, nach circa 40 Minuten Laufzeit, bringt den Film in eine ganz neue Richtung und verändert zum einen die Figuren wie auch den Ton der Geschichte. Seine Lieblingshorrorfilm, Tobe Hoopers The Texas Chain Saw Massacre, war dabei eine besonders Inspiration, weil auch Hooper mit verschiedenen Stimmungen arbeitet und zugleich eine raue, zutiefst verstörende Atmosphäre erzeugt, die den Zuschauer nicht mehr loslässt.

Natürlich soll hier nicht vorweggenommen werden, um was es sich bei dieser Wendung genau handelt. Doch es ist nicht nur dieser Aspekt, der New Life besonders macht, denn neben der fragmentarischen Struktur in der ersten Hälfte sind dies nicht zuletzt die beiden Hauptfiguren und ihre Entwicklung. Bob Dylans Song Like a rolling stone, den Elsa immer wieder hört, erscheint wie eine Metapher auf beide Frauen, die ebenso ohne Zuhause sind, ohne Wurzeln und sich ohne Zurückzublicken ihren Weg bahnen, weil ihnen keine andere Wahl mehr bleibt. Hayley Erin und Sonya Walger sind beide auf der Flucht vor etwas, das sie weder genau verstehen noch kontrollieren können, und was ihr Leben immer mehr aus der Bahn wirft. Man meint vielleicht als Zuschauer, man habe diese Figuren durchschaut, doch Rosmans Drehbuch und Inszenierung, vor allem aber die narrative Struktur von New Life, geben immer neue Details zu den Figuren, ihrer Motivation und ihrer Vorgeschichte preis, was sie interessant und faszinierend macht.

Die Starken und die Schwachen

Dabei nutzt Rosman durchaus bekannte Versatzstücke in seinem Spielfilm. Das neue Leben, auf das die Heldin an einer Stelle anstößt, ist in diesem Land nicht mehr möglich, wenn man immer und überall überwacht wird und jede Information in Windeseile durch die Computer der Überwachungsserver der Geheimdienste gejagt wird. Alles wird ausgewertet und gegen die verwendet, die als die Schwachen und Kranken gelten. Zuletzt wird auch noch der eigene Körper zu einem Gefängnis, aus dem man sich befreien will, was Rosman in teils drastischen, teils dramatischen Szenen zeigt. Spätestens hier wird New Life dann auch mehr zu dem Horrorfilm, der er bis zum Finale dann bleibt, in dem sich die beiden Figuren für dieses neue Leben entscheiden können und damit eine Freiheit, die ihnen wohl keiner mehr nehmen kann.