Nobody Wants This – Staffel 1

Mit Sex und Beziehungen kennt sich Joanne (Kristen Bell) aus. Zumindest verdient sie damit ihr Geld: Der Podcast, den sie mit ihrer Schwester Morgan (Justine Lupe) betreibt, hat eine Menge Fans. Dabei geht es oft auch darum, wie beide in ihrem Leben dauernd unerfreuliche Erfahrungen machen, die sie mit den anderen da draußen teilen. Doch als Joanne Noah (Adam Brody) kennenlernt, kommt Bewegung in diese Konstellation. Sie entwickelt Gefühle für ihn, es wird ernst. Die Sache hat aber einen Haken: Noah ist Rabbi. Während es für ihn kein Problem ist, mit einer Nicht-Jüdin zusammen zu sein, läuft seine Familie Amok. Da ist nicht nur Bina (Tovah Feldshuh), seine herrische Mutter, die über jeden Aspekt seines Lebens bestimmen will. Auch Esther (Jackie Tohn) stänkert kontinuierlich herum, die Frau von Noahs Bruder Sasha (Timothy Simons). Dabei geht es ihr weniger um die Religion. Vielmehr ist sie eine enge Freundin von Rebecca (Emily Arlook), von der sich Noah gerade getrennt hat …

Auf der Suche nach Liebe

Diese Woche stehen bei Netflix Titel um romantische Gefühle hoch im Kurs. Da war Scheidung über ein lange getrenntes Paar, das sich endlich auch kirchlich scheiden lassen will, um neu zu heiraten – was mit vielen Problemen einhergeht. Ein echter Gentleman wiederum erzählt von einem Callboy, das die große Liebe findet, zum Ärger seiner Stammkundin. Und auch bei der True Crime Doku Jailbreak: Liebe auf der Flucht spielt das Thema eine große Rolle. Der Film erinnert an eine Gefängniswärterin, die mit einem Insassen auf spektakuläre Weise geflohen ist. Wer noch nicht genug hat von amourösen Schicksalen und Problemen, für den hat der Streamingdienst einen weiteren, vierten Titel innerhalb weniger Tage ins Programm aufgenommen. Denn auch bei Nobody Wants This steht im Mittelpunkt eine komplizierte Liebe.

Wobei sie das aus zwei Gründen ist. Der eine betrifft recht universelle Themen. So lernen wir Joanne als höchst unsichere Frau kennen, die beispielsweise von der Exfreundin ihres Partners besessen ist. Gleichzeitig ist sie gefallsüchtig, was sie zwischendurch in Schwierigkeiten bringt. Das ist dann gern mal etwas überzeichnet, schließlich handelt es sich bei Nobody Wants This um eine Komödie. Zumindest in Ansätzen bietet das aber genügend Identifikationsfläche, die Serie erzählt davon, wie aufregend eine neue Beziehung sein kann. Aber auch die Stolpersteine werden angesprochen, wenn beide noch nicht wissen, die das alles aussehen soll, wie sie sich zu verhalten haben, gerade beim Kennenlernen des jeweiligen Umfelds. Die Szenen, in denen sie zwei jeweils auf die Eltern treffen, enden wenig überraschend im Chaos.

Wobei dieses recht universelle Szenario mit der speziellen Besonderheit verbunden ist, dass Noah nun einmal Jude ist. Eigentlich sollte man meinen, dass dies nicht weiter erwähnenswert ist, Menschen unterschiedlichen Glaubens verlieben sich ständig ineinander. Bei Nobody Wants This wird das aber zu einem entscheidenden Problem, wenn die Familie des Rabbis keine Fremden duldet. Sicher, es gibt Ausnahmen. Für viele innerhalb der jüdischen Gemeinde in der Serie spielt das keine Rolle. Doch gerade die Mutter will davon nichts wissen. Das Ergebnis ist etwas schwierig. Natürlich macht sich Serienschöpferin Erin Foster, die selbst vor ihrer Hochzeit zum Judentum konvertierte, über diese Engstirnigkeit lustig. Sie bestätigt dabei aber auch eine Reihe von Klischees und verpasst es, sich mit der Religion auch wirklich auseinanderzusetzen. In der Hinsicht war Die Zweiflers doch die deutlich spannendere Serie.

Aber Nobody Wants This soll eben keine tatsächliche Auseinandersetzung sein, sondern will mit den Problemen des Paares seinen Spaß haben. Das funktioniert nicht immer, aber oft genug. Unterhaltsam ist beispielsweise, wenn sich Joanne mit Noahs Mutter anlegt oder Esther für sich zu gewinnen versucht. Auch der Besuch eines jüdischen Jugendcamps hat witzige Momente. Manchmal wird es aber etwas anstrengend oder langweilig, wenn die Figuren mal wieder sich und anderen im Weg stehen. Das kann schon sehr nervig werden. Die Figurenzeichnung lässt ohnehin teilweise zu wünschen übrig. Zum Glück überwiegen jedoch die positiven Momente, zuweilen ist das hier ziemlich süß, manchmal sogar bewegend, wenn zwei Leute aus unterschiedlichen Welten darum kämpfen, zusammen sein zu dürfen.