Invelle Nowhere
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Invelle Nowhere
„Nowhere“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Zelinda hat es nicht leicht. Ihre Mutter ist an der Spanischen Grippe gestorben, der Vater wurde einberufen und kämpft nun im Ersten Weltkrieg. Während sie auf dessen Rückkehr wartet, muss sie anpacken und die Farm bewirtschaften. Viele Jahre später hatte Zelinda eigentlich gehofft, nie wieder solche Erfahrungen machen zu müssen. Doch die Zeiten wiederholen sich, der Zweite Weltkrieg ist ausgebrochen, was auch massive Auswirkungen auf das Leben ihrer Tochter Assunta hat. Ihr Enkel Icarus wird in den 1970ern eigene Erfahrungen machen. Ein weiterer Weltkrieg konnte vermieden werden, dafür halten terroristische Aktivitäten das Land im Atem. Seine Familie steht kurz davor, die ländliche Heimat hinter sich zu lassen, um in der Stadt das Glück zu suchen …

Dreifaches Zeitporträt anhand einer Familie

Untätigkeit kann man Simone Massi sicherlich nicht vorwerfen. Seit seinem Debüt 1995 hat er rund zwei Dutzend Kurzfilme gedreht, die auf zahlreichen renommierten Festivals liefen. Doch auf einen Langfilm musste man lange warten. Bei den Filmfestspielen von Venedig 2023 war es dann endlich so weit und der italienische Regisseur lieferte mit Nowhere sein abendfüllendes Debüt ab. Wobei die Wurzeln auch dort noch klar erkennbar sind, wenn der Film eigentlich drei Geschichten erzählt und damit eine Art Kurzfilmsammlung darstellt. Der Unterschied: Während bei sonstigen Anthologien die einzelnen Geschichten unabhängig voneinander sind, hängen diese hier gleich auf mehrfache Weise zusammen.

Da ist zum einen der familiäre Aspekt. Massi und sein umfangreiches Drehbuchteam stellen uns drei Generationen einer Familie vor, die in einer ländlichen Region Italiens lebt. Nowhere kombiniert auf diese Weise Statisches mit Veränderungen und zeichnet so drei Zeitporträts. Es geht zwar immer um dieselbe Familie, auch der Ort bleibt gleich. Aber diese Figuren sind ein Mittel zum Zweck, um mehr über die 1910er, die 1940er und 1970er zu erzählen. Sehr viel hat sich getan in diesem Zeitraum, sowohl im eigenen Land wie auch international. Die Gesellschaften und die Lebensumstände haben sich verändert, stellen die Menschen vor immer neue Herausforderungen, bringen zugleich neue Möglichkeiten mit sich. Wenn bei der dritten Geschichte ein Wechsel in die Stadt ansteht, wird das zu einer Zäsur, selbst wenn noch nicht klar ist, ob es eine positive oder eine negative ist.

Ausdrucksstark und düster

Nowhere ist aber nicht das bloße Porträt eines Landes, das sich im Wandel befindet, wie es beispielsweise der chinesische Regisseur Jia Zhangke für seine Heimat tut. Massi betont gerade auch die Gemeinsamkeiten der drei Figuren und ihrer jeweiligen Geschichten, weshalb diese nahtlos ineinander übergehen. Jedes Mal wird aus Sicht eines Kindes erzählt, das in einer kriselnden, von Unglück begleiteten Welt nach einem Platz für sich sucht, manchmal auch nach einem Ausweg. Beispielsweise werden alte Legenden und Mythen zu einer Möglichkeit für Assunta, den traurigen Alltag hinter sich zu lassen. Icarus wiederum, selbst nach einer Sagengestalt benannt, beschließt, die höchste Stelle der Gegend zu erklimmen, um so etwas zu sehen, das über den beschränkten Horizont hinausgeht.

Das ist auch der ungewöhnlichen Bilder wegen sehenswert. 40.000 sind es, von Massi in seiner typischen Kratztechnik handgezeichnet, die zu einem gleichzeitig weitläufigen wie klaustrophobischen Panorama zusammengesetzt wurden. Die meisten davon sind schwarzweiß, arbeiten viel mit Schatten und grob schraffierten Flächen. Nur hin und wieder sind Farbtupfer zur Akzentuierung eingesetzt, beispielsweise in einem leuchtenden Rot. Auch bei diesen Zeichnungen sind Grenzen fließend, wenn etwa Gesichter auf einmal verschwinden. Doch auch wenn es an manchen Stellen schwierig ist, sich zu orientieren oder bei den Figuren zu bleiben, ist Nowhere ein sehr ausdrucksstarker Animationsfilm geworden, bedrückend in seiner Darstellung eines ärmlichen, harten Lebens.

Credits

OT: „Invelle“
Land: Italien, Schweiz
Jahr: 2023
Regie: Simone Massi
Drehbuch: Simone Massi, Anne Paschetta, Alessio Torino, Luca Briasco, Julia Gromskaya, Nello Massi, Assunta Ceccarani
Musik: Lorenzo Danesin

Trailer

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Nowhere
fazit
„Nowhere“ erzählt anhand von drei Generationen einer Familie vom ärmlichen Leben im ländlichen, vom Krieg geprägten Italien. Der bedrückende Animationsfilm ist dabei gleichzeitig Porträt eines Landes im Wandel wie auch Darstellung sich wiederholender Muster. Das ist sehenswert, auch der ausdrucksstarken Schwarzweiß-Zeichnungen wegen.
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