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One More Time – Die Pechvögel

„One More Time“ // Deutschland-Start: 30. April 1971 (Kino) // 12. September 2024 (DVD / Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Die Nachtclubbesitzer Charlie Salt (Sammy Davis jr.) und Chris Pepper (Peter Lawford) stecken mal wieder in Schwierigkeiten. 1000 Pfund müssten die beiden Schwerenöter aufbringen, sind aber mal wieder blank. Hilfe erhoffen sie sich von Chris‘ Zwillingsbruder, Lord Sydney Pepper (ebenfalls Lawford), der über ein Schloss und das nötige Kleingeld verfügt. Zu dumm, dass er kurz nach dem Bittgesuch der beiden tot auf seinem Landsitz liegt. Chris fackelt nicht lange und schlüpft in die Rolle seines Zwillingsbruders, um seinen Kopf wieder aus der Schlinge zu befreien. Selbst seinen besten Kumpel Charlie weiht er nicht in sein Spiel ein. Er lässt Charlie ebenfalls mit im Schloss wohnen, worauf sich dieser nur einlässt, weil er diesen Sydney Pepper im Verdacht hat, seinen Freund ermordet zu haben. Denn der Tod des echten Lords war tatsächlich einem Attentat geschuldet, wie Inspektor Crock (Leslie Sands) alsbald feststellt. Dass der adelige Zwillingsbruder sowohl mit einer Diamantenschmuggelbande als auch Interpol etwas zu tun hatte, kommt bei den Nachforschungen nach und nach ans Licht.

Der ermordete Zwillingsbruder

Die „Rat Pack“-Mitglieder Sammy Davis jr. und Peter Lawford waren im Privatleben die besten Kumpels und ließen es sich nicht nehmen, auch immer wieder gemeinsam im Rampenlicht zu stehen. Neben Auftritten in Las Vegas und Filmkomödien an der Seite von Frank Sinatra und Dean Martin hatten sie 1967 mit Salt & Pepper auch eine von Michael Pertwee auf ihre Personen zurechtgeschnittene James-Bond-Parodie im Swinging London realisiert. Die war offensichtlich dermaßen erfolgreich, dass ihr zwei Jahre später mit One More Time (in Deutschland als Die Pechvögel ausgewertet) ein Sequel nachfolgte, in dem die turbulenten Abenteuer der Clubbesitzer von Pertwee weitergesponnen wurden. Die Regie übernahm hier Jerry Lewis (Der verrückte Professor) von seinem Vorgänger Richard Donner, und das merkt man der Fortsetzung sehr deutlich an. Die Anzahl der visuellen Gags hat deutlich zugenommen, und die Ausrede einer Handlung rückt hier noch weiter in den Hintergrund, um einer munteren Nummernrevue Platz zu machen.

War es im ersten Film vor allem das Setting der Londoner Club- und Kneipenszene der ausgehenden 1960er Jahre, die die Komödie von den anderen „Rat Pack“-Abenteuern abzugrenzen verstand, ist es hier nun das mondäne Leben des Landadels auf den imposanten Schlössern. Natürlich darf dabei auch eine traditionelle Fuchsjagd nicht fehlen, genauso wie Empfänge, bei denen die Gäste vom Butler lautstark angekündigt werden, und eine Geheimtür im Bücherregal, die den Weg in düstere Verliese freigibt. Dort trifft der perplexe Charlie Salt auf eine Menagerie der britischen Gruselszene jener Tage, zu denen unter anderem Baron Frankenstein (Peter Cushing) und Graf Dracula (Christopher Lee) zählen. So nett diese Szene mit den Cameo-Auftritten der Gruselfilmstars in ihrer Idee auch sein mag, es fehlt ihr leider an Witz, was das Mitwirken dieser Prominenten dann leider ein wenig schal erscheinen lässt. Gleichwohl nutzt Jerry Lewis die Szenerie des alten Familienschlosses immer wieder für einige gelungene Gags, insbesondere in Gestalt von Sydney Arnold, der als Butler Tombs überaus eifrig ist, aufgrund seines fortgeschrittenen Alters aber leider auch nicht mehr der schnellste. Bei seinen Auftritten kann man sich auch heute noch köstlich amüsieren.

Leben auf dem Schloss

One More Time ist der einzige von Jerry Lewis inszenierte Film, in dem der Komiker nicht gleichzeitig auch vor der Kamera aufgetreten ist. In seinem Kumpel Sammy Davis jr. hat er allerdings einen würdigen Vertreter gefunden, der zum einen Lewis‘ Grimassenkomik beherrscht, als auch den konsternierten Gesichtsausdruck, wenn gerade wieder etwas Unvorhergesehenes passiert ist. Peter Lawford ist im Gegensatz dazu der ruhende Pol des Films, was noch durch die Tatsache unterstrichen wird, dass er einen Großteil der Spielzeit als Lord Sydney Pepper respektive dessen Bruder in dieser Rolle zu sehen ist – einem distinguierten Gentleman, der mit „Wein, Weib und Gesang“ eher wenig anzufangen weiß.

Auch in diesem Sequel dürfen natürlich die Gesangsauftritte nicht fehlen, die das Publikum von einem Film mit Sammy Davis jr. auch erwartet. Zu den Eröffnungscredits singt Davis den Titelsong One More Time, später dann gibt es eine recht sentimentale Sequenz, in der er seinem vermeintlich ermordeten besten Freund nachtrauert und dabei durch die Ahnengalerie des Schlosses schlendert. Dazu ertönt Where Do I Go From Here? zunächst aus dem Off, die finalen Zeilen singt Davis dann aber doch auch On-Screen, was ein wenig aufgesetzt und unglaubwürdig wirkt. Den dritten Song When the Feeling Hits You bringt der Entertainer schließlich als Teil der Handlung auf dem Fest auf dem Schloss dar, womit er etliche verstörte Blicke von den adeligen Gästen erntet, die mit dieser Art der Unterhaltung wohl recht wenig anzufangen wissen.

Insgesamt ist die Handlung hier einfacher und auch etwas glaubwürdiger als beim Vorgängerfilm, weswegen es hier etwas besser gelingt, das Interesse des Publikums zu wecken. Der klar erkennbare, slapstickhafte Inszenierungsstil von Jerry Lewis ist mit dafür verantwortlich, dass Raum für turbulentes Chaos und selbstironische Anspielungen bleibt, insbesondere durch Sammy Davis jr., der ganz im Sinne seines komikerprobten Regisseurs agiert. Ein bisschen Leerlauf gibt es aber auch hier immer wieder, doch wenn man die Hauptdarsteller mag, wird man auf seine Kosten kommen. Die BluRay-Erstveröffentlichung des Films bei Explosive Media (parallel ist auch hier erstmals eine DVD erschienen) bietet ein gutes Bild (im Widescreen-Format 1,85:1), bei dem das Filmkorn mitunter noch sichtbar ist. Der Ton (Deutsch und Englisch im DTS HD Master Audio 2.0, optional mit deutschen und englischen Untertiteln) ist stets gut zu verstehen und der Entstehungszeit angemessen. Als Extras gibt es den US-Kinotrailer zum Film sowie eine größere animierte Bildergalerie, u.a. auch mit Setfotos von Jerry Lewis (mit Vollbart) hinter der Kamera.

Credits

OT: „One More Time“
AT: „Die Pechvögel“
Land: UK, USA
Jahr: 1969
Regie: Jerry Lewis
Drehbuch: Michael Pertwee
Musik: Les Reed
Kamera: Ernest Steward
Besetzung: Sammy Davis jr., Peter Lawford, Percy Herbert, Maggie Wright, Leslie Sands, John Wood, Sydney Arnold

Trailer

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One More Time – Die Pechvögel
fazit
Mit einer einfacheren und größtenteils auch glaubwürdigeren Handlung gelingt es dem Film etwas besser als dem Vorgänger „Salt & Pepper“, das Interesse des Zuschauers zu erwecken. Das liegt nicht zuletzt an Jerry Lewis‘ Inszenierungsstil, der Raum für turbulentes Chaos und selbstironische Anspielungen lässt. Bei den Auftritten von Sydney Arnold als greiser Butler Tombs kann man sich auch heute noch köstlich amüsieren. Auch, wenn man die Hauptdarsteller Sammy Davis jr. und Peter Lawford mag, wird man hier wieder auf seine Kosten kommen.
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