Plastic Guns Les Pistolets en plastique
© Charades

Plastic Guns

Plastic Guns Les Pistolets en plastique
„Plastic Guns“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Seitdem er seine Frau und seine Kinder brutal ermordet hat, ist Paul Bernardin (Laurent Stocker) ein gesuchter Mann. Ganz Frankreich ist auf den Beinen, um den spurlos verschwundenen Mörder ausfindig zu machen. Star-Profiler Zavatta (Anthony Paliotti) scheint nun tatsächlich fündig geworden zu sein. Leider stellt sich der Mann, der am Kopenhagener Flughafen festgesetzt wurde nicht um den besagten Killer, sondern den harmlosen Tänzer Michel Uzès (Gaëtan Peau) – was ihm aber niemand glauben mag, zu groß wäre der Ruhm, den Verbrecher geschnappt zu haben. Derweilen sind auch die beiden Hobby-Ermittlerinnen Léa (Delphine Baril) und Christine (Charlotte Laemmel) auf dem Weg, nachdem sie eine heiße Spur haben …

True Crime mal anders

Dass die Menschen von Verbrechen besessen sind, ist kein Geheimnis. Es ist inzwischen nahezu unmöglich, den ganzen True-Crime-Produktionen zu entkommen, die das Publikum mit schaurigen Details erfreuen sollen. Vor allem Netflix wird nicht müde, nach solchen Geschichten zu suchen. Ob nun der schockierende Vermisstenfall in der Doku Into The Fire: Die verlorene Tochter oder das fiktionalisierte Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez, das einen brutalen Elternmord rekonstruiert, da wird ständig etwas veröffentlicht. Mit Plastic Guns steht ein weiterer Film an, der von einem solchen wahren Verbrechen inspiriert wurde. Genauer orientiert man sich hier an dem Fall um Xavier Pierre Marie Dupont de Ligonnès, der 2011 seine Frau und seine vier Kinder ermordet hat, um anschließend spurlos zu verschwinden.

Doch man würde dem Film kaum gerecht werden, wenn man ihn in dieselbe Schublade stecken würde wie die obigen Titel. So hat Regisseur und Co-Autor Jean-Christophe Meurisse (Bloody Oranges) gar kein wirkliches Interesse an dem Verbrechen, zielt nicht auf Nervenkitzel ab, wie es bei den meisten dieser Produktionen der Fall ist. Sein neuestes Werk ist über weite Strecken primär eine Komödie, die sich über alles und jeden lustig macht. Später greift der französische Filmemacher zwar noch einmal den Mord auf und zeigt diesen sogar. Das dient aber eher dazu, das Publikum daran zu erinnern, was da ursprünglich vorgefallen ist. Ansonsten ist Plastic Guns nämlich mit lauter anderen Themen beschäftigt.

Provokative Farce

Genauer spricht Meurisse von lauter Menschen, die sich mit diesem Unglück profilieren wollen. Ob es nun die Polizei in Kopenhagen ist, die selbst dann noch an der Verhaftung festhält, als eigentlich klar ist, dass es sich um einen Irrtum handelt, oder die beiden eifrigen Hobby-Ermittlerinnen, die weder Scham noch Zurückhaltung kennen: Plastic Guns zeichnet kein sehr schmeichelhaftes Bild. Hinzu kommt, dass der große Eifer der Suchenden nicht mit einem entsprechenden Talent einhergeht. Eigentlich sind die Leute sogar ziemlich unfähig, wie sie immer wieder unter Beweis stellen. Selbst ein einfacher Video Call wird zu einem unüberwindbaren Hindernis. Mit True Crime hat das dann weniger zu tun, eher handelt es sich um eine Farce, bei der alle Beteiligten ihr Fett abbekommen.

Irritierend ist ein später Wechsel, wenn der Film nach dem Spott, der zuweilen ins Surreale geht, auf einmal doch ganz konkret wird. Dabei wird auch dem Publikum einiges zugemutet. Die Krimikomödie, die 2024 als Abschlussfilm der Quinzaine des cinéastes in Cannes Premiere feierte, genießt die Provokation und greift gewissermaßen die eigenen Zuschauer und Zuschauerinnen an. Das wird nicht allen gefallen, manche werden sich regelrecht vor den Kopf gestoßen fühlen. Aber das trägt dazu bei, dass Plastic Guns ein sehenswerter Beitrag geworden ist, der die eine oder andere Diskussion anstoßen dürfte. Dabei geht es nicht nur um Gewalt und die Darstellung derselben, sondern auch darum, wie wir diese konsumieren und abstrahieren, als wäre gar nichts geschehen.

Credits

OT: „Les Pistolets en plastique“
Land: Frankreich
Jahr: 2024
Regie: Jean-Christophe Meurisse
Drehbuch: Jean-Christophe Meurisse, Amélie Philippe
Kamera: Javier Ruiz Gomez
Besetzung: Laurent Stocker, Delphine Baril, Charlotte Laemmel, Gaëtan Peau, Anthony Paliotti

Bilder

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Plastic Guns
fazit
„Plastic Guns“ erzählt inspiriert von einem wahren Fall von der Jagd auf einen Mann, der seine Frau und Kinder ermordet hat. Mit einer üblichen True-Crime-Produktion hat das jedoch wenig gemeinsam. Vielmehr befasst sich die zwischen Farce und Brutalität wechselnde Krimikomödie mit der Frage, wie Gewalt dargestellt und konsumiert wird, von manchen auch nur ein Mittel zur Selbstprofilierung ist.
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