Reise der Schatten Journey of Shadows
© Freihändler

Reise der Schatten

Reise der Schatten Journey of Shadows
„Reise der Schatten“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Das Leben des Paares ist von festen Ritualen und Gewohnheiten geprägt. Wenn sie schwimmen gehen, dann tun sie das absolut synchron, so als wären sie dieselben Menschen. Diese Routine wird jedoch durch den Tod unterbrochen. Was nun? Mit dem alleinigen Leben konfrontiert, beschließt die zurückgelassene Person, sich auf eine Reise zu begeben. Die einsame Insel wird so zum Anlass, sich selbst neu zu entdecken und zu definieren, die eigene Identität in dieser Welt zu bestimmen …

Abstrakte Animation

Animationsfilme sind nicht nur, sofern sie gut gemacht sind, schön anzusehen. Das Medium gibt Filmschaffenden zudem die Möglichkeit, das abzubilden, was als Live-Action-Variante nicht oder schwer möglich wäre. Beispielsweise können fremde Welten entworfen werden, für die es sonst immens aufwändige Kulissen oder den Einsatz teurer Spezialeffekte gebraucht hätte. Es ist zudem leichter, Figuren etwas tun zu lassen, was in der Realität nicht möglich ist. Animation kann aber auch die Möglichkeit sein, so einfach zu werden, dass ein „normaler“ Film das niemals hätte zeigen können. Reise der Schatten ist so ein Beispiel.

Im Mittelpunkt des Schweizer Werks steht eine Figur, der jegliche Form einer Identität fehlt. Wir wissen nicht, wie sie heißt, woher sie kommt. Wir hören sie auch nicht sprechen, der Film verzichtet auf jegliche Dialoge. Das Publikum kann nicht einmal definitiv sagen, welchem Geschlecht die Figur angehört. Regisseur und Drehbuchautor Yves Netzhammer lässt all das bewusst offen. Visuell ist das so gelöst, dass die Figur etwa so aussieht wie eine Schaufensterpuppe, nur mit noch weniger Details. Überhaupt setzt Reise der Schatten auf einen extremen Minimalismus, so als wollte man das Gegenteil der US-Produktionen der großen Studios kreieren. Das ist alles so spärlich, man bekommt den Eindruck, hier ein No-Budget-Computerspiel im Anfangsstadium anzuschauen.

Faszinierend und anstrengend

Das soll aber nicht bedeuten, dass es hier gar nichts zu sehen gibt. Da sind beispielsweise einzelne Szenen, wo durch den Einsatz von Licht für Atmosphäre gesorgt wird. Manche Kreationen sind zudem sehr bizarr geworden, bietet Stoff für Alpträume. Überhaupt hat man zwischendurch das Gefühl, es hier eigentlich mit einem Horrorfilm zu tun zu haben. Manches ist erstaunlich brutal geworden. Schön ist Reise der Schatten so oder so nicht. Der Animationsfilm, der auf dem International Film Festival Rotterdam 2024 Premiere feierte und anschließend bei mehreren anderen Festivals zu Gast war, ist manchmal sogar ausgesprochen hässlich. Das ist dabei nicht auf mangelndes Talent zurückzuführen, ist vielmehr Teil eines Werks, das bewusst experimentell gehalten ist.

Das betrifft nicht nur das Äußere, sondern gleichermaßen den Inhalt. Klare Antworten sollte man hier nicht erwarten. Man wird sich sogar schwertun, so etwas wie eine Geschichte festlegen zu wollen, selbst wenn die offizielle Beschreibung eine solche impliziert. Das Ergebnis kann ganz faszinierend sein, wenn man sich darauf einlässt. Da ist viel Stoff zum Rätseln und Interpretieren. Vielleicht sogar zu viel Stoff. Mit einer Laufzeit von rund anderthalb Stunden ist Reise der Schatten zwar nicht besonders lang geworden. Dennoch ist der Film durch Abstraktion, fehlende Dialoge und Identifikationsflächen sowie die anderen besagten Elemente so anstrengend geworden, dass man sich wünschen darf, eine Kurzfilmfassung davon zu sehen.

Credits

OT: „Reise der Schatten“
AT: „Journey of Shadows“
Land: Schweiz
Jahr: 2024
Regie: Yves Netzhammer
Drehbuch: Yves Netzhammer

Bilder

Trailer

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Reise der Schatten
fazit
„Reise der Schatten“ ist eine surreale Odyssee einer Figur ohne Eigenschaften durch die Welt, auf der Suche nach Identität. Der minimalistisch-experimentelle Animationsfilm ist zwar schon irgendwie faszinierend, aber auch schwer zu greifen und letztendlich eine Geduldsprobe.
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