Rez Ball

Jimmy Holiday (Kauchani Bratt) liebt Basketball. Wenn er nicht gerade in einem Burgerladen arbeitet, um seine alleinerziehende, alkoholkranke Mutter Gloria (Julia Jones) zu unterstützen, steht er auf dem Platz. Gemeinsam mit seinem besten Freund Nataanii Jackson (Kusem Goodwind) ist er Mitglied bei den Chuska High School Warriors, einem High-School-Team, das ausschließlich aus Jungs des Navajo-Stamms bestehen. Die beiden sind ein eingespieltes Team, zeigen so viel Talent, das vielleicht sogar der Sprung zum Profibasketball drin ist. Als es jedoch zu einem tragischen Zwischenfall kommt, steht das Team plötzlich vor dem Aus. Die Moral ist am Boden, niemand weiß, wie es weitergehen soll. Doch Trainerin Hobbs (Jessica Matten) will nicht einfach so aufgeben und arbeitet hart daran, aus dem Haufen eine Einheit zu machen – trotz der Widerstände …

Auf den Spuren des eigenen Erbes

Wer gern dramatische Stoffe mag, fand zuletzt bei Netflix gleich mehrere Filme, die passen könnten. Sehr sehenswert war dabei Drei Töchter um drei Frauen, die anlässlich des nahenden Todes ihres Vaters noch einmal zusammenkommen. Ein echter Gentleman versuchte sich an großen Gefühlen, wenn ein Luxus-Callboy eine Frau kennenlernt, in die er sich tatsächlich verliebt. Und auch in Rez Ball geht es um schwierige und komplexe Gefühle. Diese werden jedoch in einem sportlichen Umfeld erläutert, wenn wir einer High-School-Basketballmannschaft folgen. Denn auch wenn der sportliche Wettkampf den Rahmen bildet, um die Geschichte zu erzählen, wird dies doch mit einer Reihe menschlicher Schicksale verbunden.

Ein besonderer Schwerpunkt ist dabei natürlich, dass hier Native Americans im Mittelpunkt stehen. Damit verbunden sind Themen, wie man sie aus vielen Dramen in diesem Bereich kennt. Alkoholismus spielt eine Rolle, was hier durch die Mutter des Protagonisten verkörpert wird. Rassismus ist überraschenderweise nicht relevant. Vielmehr interessiert sich Regisseur und Co-Autor Sydney Freeland, der bislang überwiegend im Serienbereich tätig ist, für den Umgang mit dem eigenen Erbe. In Rez Ball müssen die jungen Menschen lernen, dieses zu akzeptieren und anzunehmen, um auf diese Weise selbstsicherer zu werden und zu sich selbst zu finden. Das geht mit einer witzigen Szene und einem originellen Einfall einher, der auch von einem tatsächlichen Nutzen ist beim Spielen. Die symbolische Annäherung wird auf diese Weise zu einer ganz konkreten.

Wohlfühldrama nach üblichem Schema

Weniger originell ist der Ablauf des sportlichen Teils. Der auf einer wahren Geschichte bzw. dem Sachbuch Canyon Dreams von Michael Powell basierende Film hält sich an die üblichen Stationen, wie man sie in solchen Sportdramen immer findet. Natürlich werden die Jungs irgendwann ihre Differenzen überwinden und zu einem wirklichen Team zusammenwachsen. Natürlich wird die Mannschaft nach einer langen Krise auch in die Erfolgsspur finden und triumphieren. Rez Ball ist ein typischer Underdog-Wohlfühlfilm, der das Publikum aufbauen und inspirieren will. Wer dafür empfänglich ist, wird gut bedient. Es ist nahezu unmöglich, nicht mit den Jungs mitzufiebern und sie anzufeuern, wenn sie einen Kampf wagen, der zunächst unmöglich erscheint. Aber es ist eben kein sonderlich ambitioniertes Erzählen.

Auch in anderer Hinsicht hätte man sich mehr erhoffen dürfen. Manche Themen werden zwischendurch vergessen oder nicht wirklich ausgearbeitet. Da sind zudem diverse Figuren, die einfach nur irgendwie da sind, anstatt auch mal vertieft zu werden. Dennoch: Das Sportdrama, welches auf dem Toronto International Film Festival 2024 Weltpremiere hatte, kann man sich gut anschauen. Das ist auch dem Ensemble zu verdanken, das sympathisch ist und den mäßig interessanten Charakteren genügend Leben einhaucht. Durch den besagten Faktor, dass hier Menschen mit indigenem Erbe im Mittelpunkt stehen, ist Rez Ball trotz der inhaltlichen Mängel einer der besseren Vertreter dieser Erfolgsformel.