Der Schock ist groß, als Staatsanwalt Anton Mehringer (Herbert Knaup) in einer dunklen Gasse angegriffen und dabei so schwer verletzt wird, dass er in ein Krankenhaus muss, wo er nun im Koma liegt. Nur das mutige Eingreifen der Polizistin July Bastrich (Nadja Bobyleva) konnte Schlimmeres verhindern. Nun liegt es an Frau Prof. Dr. Gabriele Keuber (Johanna Gastdorf) und ihrem Team in der auf Wachkomapatienten spezialisieren Klinik, sich um Mehrlinger zu kümmern. Während dessen Exfrau Anna (Stephanie Eidt) nicht von seiner Seite weicht und auf Besserung hofft, will Sarah Kohr (Lisa Maria Potthoff) herausfinden, was dahintersteckt. Dabei stößt sie auf Ruth Vollborn (Marie Bauer), die sich eigenartig verhält, sowie den brutalen Tim Schulmann (Adrian Topol), der mit allen Mitteln etwas zu vertuschen versucht …
Neuer Fall für die schlagkräftige Polizistin
Sarah Kohr hat sich inzwischen zu einer echten Institution gemausert. 2014 mit dem Einzelfilm Der letzte Kronzeuge – Flucht in die Alpen gestartet, locken die Krimithriller um die schlagkräftige titelgebende Polizistin regelmäßig ein Millionenpublikum vor die Fernseher. Nachdem diese 2023 das ganze Jahr pausierte, ist sie dieses Jahr wieder verstärkt im Einsatz. So gab es bereits im März mit Zement einen ersten Film. Darin musste die Protagonistin ihre Unschuld in einem Mordfall beweisen. Ein halbes Jahr später steht Koma auf dem Programm, der inzwischen zehnte Film der ZDF-Reihe. Erneut geht es damit los, dass eine der Hauptfiguren zu Beginn der Geschichte im Krankenhaus landet und im Anschluss herausgefunden werden muss, was vorher vorgefallen ist.
Auf allzu viel Rätselstoff sollte man dabei aber nicht hoffen. Wo es beim letzten Mal noch darum ging, die Antwort zu suchen, wird die hier erstaunlich früh vorgegeben. Nicht nur, dass Schulmann bereits zuschlägt, noch bevor die Ermittlungen Fahrt aufnehmen. Das Gehirn hinter dem Muskelmann wird ebenfalls so früh verraten, dass es eigentlich kein Spoiler mehr ist, das offen zu sagen. Das wird ein Publikum enttäuschen, das Krimis in erster Linie anschaut, um selbst spekulieren zu können. Nicht nur, dass Sarah Kohr: Koma die relevanten Karten achselzuckend auf den Tisch legt. Die Geschichte ist zudem unbefriedigend, da einiges überhaupt nicht erklärt wird. Man beschränkt sich auf ein Stichwort, ohne die Sache näher zu beleuchten oder auch den Figuren mehr auf den Weg mitzugeben.
Viel Action, enttäuschender Inhalt
Dabei ist das Thema gar nicht mal uninteressant. Da werden Fragen der Ethik aufgeworfen, wenn es darum geht, wie lange ein Mensch am Leben gehalten werden sollte. Gerade auch Überlegungen, welche Grenzen es bei der Forschung gibt, sind grundsätzlich spannend und laden dazu ein, nach Sichtung des Films zu spekulieren. Stammautor Timo Berndt, der seit dem zweiten Film fest dabei ist, will da offensichtlich für eine Kontroverse sorgen. Nur dass Sarah Kohr: Koma relativ wenig daraus macht. Auch der emotionale Aspekt, wenn sich die Menschen mit dem Tod von geliebten Leuten befassen müssen, wird viel zu wenig genutzt. Für einen Film, der so viel von Verlust spricht oder auch der Angst vor einem solchen, lässt einen das hier erschreckend kalt.
Dafür darf die Protagonistin wieder kräftig austeilen. Die Filme heben sich von ähnlichen Produktionen durch den höheren Actionanteil ab, wenn die Polizistin mit irgendwelchen Typen kämpft und damit ihre Unabhängigkeit beweist. Bei Sarah Kohr: Koma ist das nicht anders, Lisa Maria Potthoff ist dabei auch so überzeugend wie eh und je. Und doch kann das nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Film inhaltlich einfach zu schwach ist. Statt tatsächlicher Auseinandersetzung gibt es nur ein bisschen Kratzen an der Oberfläche, verbunden mit wenig glaubwürdigen Entwicklungen. Das ist schade, weil das hier deutlich interessanter hätte sein können und müssen. Stoff und Besetzung wurden an einen mäßigen Thriller verschwendet.
OT: „Sarah Kohr: Koma“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Mike Marzuk
Drehbuch: Timo Berndt
Musik: Boris Bojadzhiev
Kamera: Patrick D. Kaethner
Besetzung: Lisa Maria Potthoff, Herbert Knaup, Johanna Gastdorf, Nadja Bobyleva, Adrian Topol, Angelina Häntsch, Benjamin Kramme, Stephanie Eidt, Tomer Lev Tov, Benito Bause
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