Skunk
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Skunk
„Skunk“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Immer wieder stehen die Leute vom Jugendamt vor der Tür, weil sie vermuten, dass Liam (Thibaud Dooms) von seinen Eltern (Colin H. van Eeckhout, Sarah Vandeursen) vernachlässigt oder gar misshandelt wird. Irgendwann ist es so weit: Der Junge wird aus seiner Familie genommen und in eine Einrichtung gebracht, die sich um Fälle wie ihn kümmert. Dort findet er ein neues Zuhause, Pauline (Natali Broods), David (Boris Van Severen) und Jos (Dirk Roofthooft) versuchen ihm und den anderen Jungs zu helfen, wieder einen Weg zurück in ein normales Leben zu finden. Einfach ist das nicht, manche von den Kindern und Jugendlichen sind durch ihre Erfahrungen selbst schwer gestört. Dazu zählt auch Momo (Soufian Farih), der sich selbst zum Schreckensherrscher erkoren hat und den Neuen immer wieder terrorisiert …

Aus dem Alltag einer Einrichtung

17 Jahre ist es inzwischen her, dass Koen Mortier mit Ex Drummer international auf sich aufmerksam machte. Zwar waren die Kritiken der schwarzen Musikkomödie seinerzeit gar nicht so toll. Das überbordende Werk fand aber seine Fans und genießt bis heute Kultstatus. Seither hat der Belgier zwei weitere Langfilme gedreht, dazu Kurzfilme, Musikvideos und eine Serie, ohne noch einmal einen vergleichbaren Eindruck zu hinterlassen. Mit Skunk meldete sich der Regisseur 2023 zurück und macht dabei wieder etwas verstärkt von sich reden. So wurde das Drama, angefangen bei den Tallinn Black Nights, auf mehreren Festivals gezeigt und sorgte dabei regelmäßig für Entsetzen, wenn er dem Lebens- und Leidesweg eines Jugendlichen folgt.

Vorlage für diese Odyssee bildet dabei ein Roman von Geert Taghon, der wiederum – so wird im Film behauptet – auf wahren Geschichten basiert. Zumindest an manchen Stellen hat man auch den Eindruck, Mortier, der auch das Drehbuch geschrieben hat, wäre an einem klassischen Sozialdrama interessiert. Skunk ist nicht nur Porträt des Protagonisten, sondern auch eine Milieustudie, die aus dem Alltag der Figuren erzählt. Vieles ist beiläufig und zurückgenommen, im Gegensatz zum Debütfilm des Belgiers. Das große Spektakel bleibt über weite Strecken aus. Die große Charakterisierung aber auch. Liam wird eigentlich nur durch seine Erfahrungen definiert, eine Persönlichkeit entwickelt er dabei nicht. Vom Rest erfahren wir praktisch gar nichts. Wir wissen nicht, wer die Leute sind, die in der Einrichtung zusammengekommen sind.

Aus der Sicht eine kaputten Jugendlichen

Das mag man als Manko empfinden, ist aber insofern passend, weil der Film konsequent aus der Sicht des Protagonisten erzählt wird. Er ist ständig zu sehen, wir sehen die Welt durch seine Augen. Und so richtig scheint er nicht an seinem Umfeld interessiert zu sein, sieht man einmal von einer bestimmten Schwärmerei ab. Das würde auch erklären, warum in Skunk die Charaktere entweder schemenhaft oder übertrieben sind. Letzteres trifft auf die Eltern zu, die oftmals wie Karikaturen wirken. Andere, wie Momo, sind reine Stereotype, das Bild eines despotischen und brutalen Schlägers, der die übrigen Jugendlichen systematisch unterdrückt. Spannend ist das weniger, erfüllt aber seinen Zweck: Das Leben von Liam ist ständig durch Gewalt definiert, es gibt nur wenige Möglichkeiten, dieser zu entkommen. Und er neigt auch selbst zu dieser, wie man mehrfach zu sehen bekommt.

Das Publikum darf daher gespannt sein: Wird er noch einmal die Kurve schaffen oder endet das alles in einem Desaster? Schließlich wechselt der Film regelmäßig zwischen Fortschritten und Rückschlägen, zwischen Momenten der Zärtlichkeit und der Brutalität. Auch zeitlich schwankt Skunk mitunter, wenn immer wieder die Haupthandlung durch Rückblicke unterbrochen wird. Dieses Fragmentarische bringt zwar die Geschichte nur bedingt weiter, da vieles eben doch unerklärt bleibt. Aber es nimmt einen schon ordentlich mit, wenn wir an der Seite des Jungen durch das Leben stolpern, auf der Suche nach Antworten und Halt. Das ist auch gut gespielt, Nachwuchsdarsteller Thibaud Dooms (Sea Sparkle) überzeugt als Jugendlicher, bei dem man für die Häufung von Misshandlungen mitfühlt, der einem gleichzeitig aber auch unheimlich ist.

Credits

OT: „Skunk“
Land: Belgien, Niederlande
Jahr: 2023
Regie: Koen Mortier
Drehbuch: Koen Mortier
Vorlage: Geert Taghon
Musik: Amenra
Kamera: Nicolas Karakatsanis
Besetzung: Thibaud Dooms, Natali Broods, Boris Van Severen, Dirk Roofthooft, Colin H. van Eeckhout, Sarah Vandeursen, Flo Pauwels, Soufian Farih

Bilder

Trailer

Filmfeste

Tallinn Black Nights 2023
Fantasy Filmfest 2024
Filmfest Oldenburg 2024

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Skunk
fazit
„Skunk“ erzählt aus dem Leben eines Jugendlichen, der von seinen Eltern misshandelt wurde und nun in einer Einrichtung neu anfangen soll. Das ist stark gespielt und nimmt das Publikum mit auf eine schwer erträgliche Reise, selbst wenn vieles bei dieser Romanadaption nur schematisch bleibt und man über die Figuren kaum etwas erfährt.
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