Speak No Evil 2024
© Universal Pictures

Speak No Evil (2024)

Speak No Evil 2024
„Speak no Evil“ // Deutschland-Start: 19. September 2024 (Kino)

Inhalt / Kritik

Auf einem Italienurlaub lernen die Amerikaner Ben (Scoot McNairy), Louise (Mackenzie Davis) und Agnes Dalton (Alix West Lefler) eine Familie aus Großbritannien kennen. Da sich beide Familien im Urlaub angefreundet haben und die Daltons seit ihrem Umzug nach England noch keinen richtigen Anschluss gefunden haben, nehmen sie kurze Zeit später Paddys (James McAvoy) Einladung an und besuchen ihn, seine Frau (Aisling Franciosi) und ihren Sohn Ant (Dan Hough) auf ihrer ländlich gelegenen Farm. Bereits kurz nach ihrer Ankunft häufen sich jedoch Vorkommnisse, die die Daltons zunehmend an der vermeintlichen Gastfreundschaft zweifeln lassen.

Ein Remake nach zwei Jahren?

Vor zwei Jahren landete der dänische Regisseur Christian Tafdrup mit dem gleichnamigen Horror-Thriller Speak No Evil einen Überraschungshit. Kurze Zeit später sicherte sich Blumhouse die Rechte, um 2024 ein amerikanisches Remake zu veröffentlichen. Die Regie übernahm diesmal James Watkins (Die Frau in Schwarz). Das Remake von 2024 versucht in den ersten zwei Dritteln des Films, möglichst genau am Original zu bleiben. Handlungstechnisch hält sich der Film – bis auf kleine Details und humoristische Spitzen – fast eins zu eins an das Original-Drehbuch. Auch atmosphärisch bleibt er dem Vorgänger treu. Speak No Evil nimmt sich Zeit, seine Prämisse langsam aufzubauen. Dabei spielt der Film mit gesellschaftlichen Normen und der Frage, wie weit Menschen bereit sind, ihr eigenes Unbehagen zu ertragen, um höflich zu bleiben oder diese Höflichkeit zumindest vorzutäuschen.

Je länger die Daltons bei ihren Gastgebern auf der Farm verweilen, desto unbehaglicher wird ihnen deren Verhalten. Allerdings scheuen sie eine Konfrontation so sehr, dass sie ihr eigenes Bauchgefühl weitgehend unterdrücken, um die zerbrechliche Harmonie zu wahren. Gleich zu Beginn ignoriert Paddy, dass Louise Dalton Vegetarierin ist, und nötigt sie, seinen Gänsebraten zu probieren. Hinzu kommt, dass Ant oft abwesend oder sogar abweisend wirkt – sowohl gegenüber den Gästen als auch seinen eigenen Eltern. Zwar erklärt Paddy bei ihrem ersten Treffen, dass Ant aufgrund eines Gendefekts mit einer verkleinerten Zunge geboren wurde und daher kaum sprechen kann, sein distanziertes Verhalten erklärt das jedoch nicht. Diese und viele weitere Situationen lassen die Zuschauer die Gemütslage der Daltons nachvollziehen, und auch sie beschleicht zunehmend das Gefühl, dass mehr hinter der vermeintlichen Offenheit der Gastgeber steckt, als es zunächst den Anschein hat.

Der Facettenreichtum des James McAvoy

James McAvoy liefert in der Rolle von Paddy eine der besten Schauspielleistungen seiner Karriere ab. Mit seinem ständigen Wechsel zwischen liebendem, strengen, manchmal unfairen Familienvater und Ehemann sowie passiv-aggressiven, aggressiven und verletzlichen Momenten vertieft er die Vielschichtigkeit, die er bereits in Split unter Beweis gestellt hat. Auf der anderen Seite verkörpern Scoot McNairy und Mackenzie Davis die Rollen der übermäßig höflichen Großstädter, die in ihren eigenen familiären Problemen gefangen sind, tadellos.

Slow-burn

Sowohl das Original als auch das Remake spielen mit dem langsam aufkommenden Unbehagen und dem Gefühl, das den Zuschauern im Laufe des Films mehr und mehr unter die Haut geht. Allerdings lässt sich Christian Tafdrups Version noch mehr Zeit und schafft damit eine düsterere und wirkungsvollere Atmosphäre. James Watkins hält sich zwar weitestgehend an die schrittweise Eskalation des Originals, beschleunigt diese jedoch zunehmend, um Zeit für das große Finale einzusparen, was allerdings zulasten der Atmosphäre geht. Speak No Evil ist zwar ein Remake, weicht jedoch im Finale stark von der Handlung des Originals ab. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, wird offensichtlich, dass das Remake für den amerikanischen Markt maßgeschneidert ist. Die Handlung nimmt schneller Fahrt auf, die allgemeine Stimmung ist weniger düster, und das Finale endet in einer actiongeladenen Sequenz, die auf eine andere Art versucht, atmosphärisch zu wirken, als es das Original tat.

Credits

OT: „Speak no Evil“
Land: USA
Jahr: 2024
Regie: James Watkins
Drehbuch: James Watkins, Christian Tafdrup, Mads Tafdrup
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Tim Maurice-Jones
Besetzung: James McAvoy, Mackenzie Davis, Scoot McNairy, Aisling Franciosi, Alix West Lefler, Dan Hough, Kris Hitchen

Bilder

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Speak No Evil (2024)
fazit
James Watkins' Remake erzählt über weite Strecken die Geschichte des Originals, inklusive der beklemmenden Atmosphäre und der zugrundeliegenden Thematik. Im Finale weicht der Film jedoch vom Original ab und entscheidet sich für einen weniger düsteren, aber damit auch zahnloseren Weg, der offensichtlich auf ein amerikanisches Publikum zugeschnitten ist. Insgesamt ist "Speak no Evil" sehenswert, kommt aber nicht an das Original heran.
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