Sunflower
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Sunflower

Sunflower
„Sunflower“ //  Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Der Italo-Australier Leo (Liam Mollica) macht, was 17-Jährige in einem Vorort von Melbourne eben so machen: Er geht zur Schule, trainiert, fährt mit seinen Kumpels auf dem Skateboard umher – und versucht die eigene Sexualität zu erkunden. Sein Umfeld ermutigt ihn, Letzteres mit Monique (Olivia Fildes) zu tun, die offensichtlich ein Auge auf ihn geworfen hat. Doch da sind diese verunsichernden Gefühle, die zum Vorschein kommen, wenn er mit seinem besten Freund Boot (Luke J. Morgan) herumrauft oder in der Umkleide einen Blick auf Tom (Daniel Halmarick), einen Freund seines Bruders, erhascht. Und die sich Leo nicht so recht eingestehen will …

Queer wächst die Sonnenblume

Nüchtern betrachtet bietet die Geschichte von Sunflower im Grunde nichts Neues: Da ist das sympathische Mädchen, welches erst in den schwulen Protagonisten verschossen ist und dann zur unterstützenden Ally wird. Da ist der beste Kumpel, der offensichtlich mehr sein könnte. Da sind auch die Queerfeindlichkeit und das eher strenge Elternhaus, die es erschweren, sich die eigene Homosexualität einzugestehen. Alles schon mal gesehen, oder? Stimmt. Und trotzdem ist Regisseur und Drehbuchautor Gabriel Carruba mit seinem Debütfilm ein Coming-of-Age-Drama gelungen, das die Zuschauer:innen mit den ersten Szenen in seinen Bann schlägt und nicht mehr loslässt.

Das fängt schon an mit der namensgebenden Sonnenblume, die sich als Motiv durch den gesamten Film zieht. Die hochgewachsene, langstielige Pflanze wendet sich zur Sonne hin, in einer Sequenz sieht man sie im Zeitraffer aufblühen. Ebenso wächst und gedeiht auch Leo, indem er sich trotz aller Widrigkeiten die eigene Identität erschließt und in einer ersten Liebe aufgeht. Das Gelb der Sonnenblume scheint dabei wie ein weicher Instagram-Farbfilter über den gesamten Film gelegt zu sein und man spürt beinahe die sirrende Hitze des australischen Suburbs auf der Haut, im Hintergrund das allgegenwärtige Zirpen der Grillen.

Authentische Darstellung

Die Kamera bleibt dabei immer nah an Leo dran, wirkt persönlich und intim. Mal sieht man von hinten nur seinen Kopf und die Schultern, als würde man direkt hinter ihm gehen, mal scheint er das Publikum mit großen braunen Augen direkt anzuschauen. Das feinsinnige Spiel von Hauptdarsteller Liam Mollica überzeugt hier ebenfalls auf ganzer Linie. Jeder Blick spricht Bände, jede angespannte Bewegung oder Haltung überträgt sich auf die Zuschauer:innen. Und so sind Leos innere Kämpfe zuweilen regelrecht schmerzhaft mitanzusehen, zum Beispiel als Monique bei einer kleinen Party versucht, ihm körperlich näher zu kommen und das Ganze irgendwo zwischen Unbeholfenheit und Widerwillen in einem missglückten Blowjob endet.

Sunflower bringt authentisch, einfühlsam und atmosphärisch die Erfahrung des schwulen Erwachsenwerdens auf die Leinwand. Dies gelingt sicherlich nicht zuletzt so gut, weil Regisseur Gabriel Carruba autobiografische Elemente in den Film einfließen ließ. In einem Interview mit Queer Review sagte er dazu: „Als Teenager hätte ich nie gedacht, dass ich jemandem erzählen würde, dass ich schwul bin, geschweige denn einen Film darüber drehen würde.“ Doch er hat es getan. Und das Publikum darf sich darüber freuen.

Credits

OT: „Sunflower“
Land: Australien
Jahr: 2023
Regie: Gabriel Carruba
Drehbuch: Gabriel Carruba
Musik: Marlon Grunden
Kamera: Martine Wolff
Besetzung: Liam Mollica, Luke J. Morgan, Daniel Halmarick, Olivia Fildes

Bilder

Trailer

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Sunflower
fazit
„Sunflower“ ist ein schauspielerisch und inszenatorisch überzeugender Debütfilm, dem es gelingt recht herkömmliche Storyelemente zu einem einfühlsamen und stimmungsvollen Coming-of-Age-Drama zu verbinden. Im Sonnenblumenfeld irgendwo zwischen „Alex Strangelove“ mit weniger Humoristik und „Call me by your Name“ ohne Altersunterschied angesiedelt.
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