Die Freude ist groß bei der sechsjährigen Conny, als sie erfährt, dass sie endlich adoptiert werden soll. Diese Freude ist jedoch schlagartig vorbei, als sich herausstellt, dass die Kinder im Waisenhaus gezüchtet werden, um als Futter für Dämonen zu enden. Emma und Norman, die hinter das Geheimnis gekommen sind, wollen nicht tatenlos auf ihr sicheres Ende warten, sondern planen sofort die Flucht. Diese stellt sich jedoch als ziemlich schwierig heraus, da Isabella, die Leiterin des Hauses, ihre Vorkehrungen getroffen hat. Wenn die beiden heil aus der Sache heraus und dabei zugleich die anderen drei Dutzend Kinder retten wollen, braucht es einen guten Plan. Dabei ahnen sie nicht, dass Isabella bereits ahnt, dass etwas im Busch ist und ihrerseits nicht untätig bleiben wird …
Flott erzählter Erfolgstitel
Als The Promised Neverland 2016 an den Start ging, dauerte es nicht lange, bis der von Kaiu Shirai geschriebene und von Posuka Demizu illustrierte Manga sein Publikum fand. Insgesamt 42 Millionen Exemplare wurden von der 20 Bände umfassenden Reihe verkauft, was sie zu einer der erfolgreichsten der letzten Jahre macht. Daran hatte aber auch die Anime-Adaption ihren Anteil, die 2019 im Rahmen der Programmschiene Noitamina ausgestrahlt wurde. Zumindest die erste Staffel war seinerzeit sehr populär. Die zwei Jahre später nachgeschobene Staffel konnte dabei nicht mithalten. Ein Grund war, dass diese zu viele Bände auf einmal adaptieren wollte, weshalb sehr vieles zwangsläufig auf der Strecke blieb. Nahm man bei der ersten Staffel Material aus den ersten fünf Bänden, sollte die zweite dann den Rest erledigen – und damit knapp das Dreifache.
Die gute Nachricht ist, dass es gar nicht unbedingt die vielgescholtene Fortsetzung braucht. Zwar geht es im Anschluss an die zwölf Folgen hier noch weiter, die Geschichte ist bei weitem nicht auserzählt. Man fand aber für The Promised Neverland einen Punkt in der Handlung, bei dem man durchaus auch Schluss machen kann. Das hängt auch damit zusammen, dass der Anime flott erzählt ist. Zwar handelt es sich hierbei offiziell um einen Mysterythriller. Das große Geheimnis – die Kinder werden an Dämonen verfüttert – wird aber schon in der ersten Episode verraten. Später kommt es zwar zu einigen Wendungen. Man erfährt auch mehr über einige der Figuren, weshalb es sich lohnt dranzubleiben. Es handelt sich jedoch nicht um einen Anime, bei dem das Publikum groß rätseln kann oder soll.
Eine etwas andere Fluchtgeschichte
Stattdessen ist The Promised Neverland im Grunde eine Prison-Break-Geschichte, bei der die Figuren aus einer Gefangenschaft entkommen müssen. Der Vergleich zu Filmen wie Papillon oder Flucht von Alcatraz bietet sich da an. Natürlich ist die Situation etwas anders, ob Männer ihrer gerechten Strafe entkommen wollen oder Kinder vor menschenfressenden Dämonen fliehen. Vom Aufbau her ist vieles aber ähnlich. Da wird an Plänen gearbeitet, wird die Gegend ausgekundschaftet und nach Schwachpunkten im System gesucht. Und auch das Thema Allianzen spielt eine größere Rolle, wenn die Hauptfiguren sich nicht ganz sicher sein können, wem in dem Waisenhaus nun zu trauen ist oder nicht. Vor allem, als der Verdacht aufkommt, unter ihnen könnte ein Verräter sein, wird es richtig kompliziert.
Und eben spannend. Während der ersten Staffel darf wirklich bis zum Ende mitgefiebert werden, wer es aus dem Waisenhaus schafft. Dass man bei The Promised Neverland nicht zimperlich ist, wird schließlich gleich am Anfang gezeigt, wenn eines der Kinder tot ist. Ohne zu viel vorwegnehmen zu wollen: Es werden im Lauf der Vorbereitungen noch andere sterben, was teilweise recht überraschend ist. Da sieht man dann auch darüber hinweg, dass manche Charaktere nicht sonderlich interessant sind oder übertrieben. Und auch optisch hat die Serie nicht ganz so viel zu bieten, das gibt das begrenzte Setting einfach nicht her. Für sich genommen ist die visuelle Umsetzung durch das Studio CloverWorks (Spy x Family) aber ordentlich geworden, zu meckern ist da nichts.
OT: „Yakusoku no Nebārando“
Land: Japan
Jahr: 2019
Regie: Mamoru Kanbe
Drehbuch: Toshiya Ono
Vorlage: Kaiu Shirai, Posuka Demizu
Musik: Takahiro Obata
Animation: CloverWorks
Amazon (DVD „The Promised Neverland“)
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