The Ties That Bind Us L'Attachement
© 2024 - Karé Productions - France 2 Cinéma - Umedia

The Ties That Bind Us

The Ties That Bind Us L'Attachement
„The Ties That Bind Us“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Es hätte der schönste Tag in ihrem Leben werden können, doch er endete in einer Katastrophe. Als Alex (Pio Marmaï) aus dem Krankenhaus zurückkommt, kann er die Tränen nicht zurückhalten. Seine Frau ist bei der Geburt von Lucille gestorben. Alex muss sich nun nicht nur um das Mädchen kümmern, sondern auch Eliott (César Botti) aus einer früheren Beziehung der Toten. Zu seinem Glück ist da aber auch noch seine Nachbarin Sandra (Valeria Bruni Tedeschi), die ihm durch diese schwierige Zeit hilft. Immer wieder ist sie bei ihnen, kümmert sich um die Kinder und steht dem überforderten Vater zur Seite, bis sie nach und nach selbst zu einem Teil der Familie wird – was unerwartete Probleme mit sich bringt …

Das Leben nach dem Schicksalsschlag

Es geht doch nicht über einen schweren Schicksalsschlag, um eine neue Liebe zu beginnen! Zumindest ist es das, was einem Filme zuweilen weismachen wollen. In Herzkino-Romanzen ist es etwa nicht unüblich, dass irgendwelche schlimmen Dinge geschehen müssen, damit am Ende alles gut ausgeht. Auf den ersten Blick sieht es so aus, als würde auch The Ties That Bind Us dieser Formel folgen. Zwar ist anfangs die Trauer bei dem Witwer groß, weshalb es undenkbar ist, dass er noch mal jemand anderes lieben kann. Dass seine Nachbarin eine überzeugte Junggesellin ist, die sich gegen das herkömmliche Familienbild entschieden hat, macht eine Beziehung auch nicht wirklich wahrscheinlich. Aber wie wir das aus Liebesfilmen kennen: Das muss alles nichts heißen, wer füreinander bestimmt ist, kommt auch zusammen.

Regisseurin und Co-Autorin Carine Tardieu, die bereits zuvor bei Im Herzen jung und Eine bretonische Liebe von komplizierten Beziehungen erzählt hat, beugt sich aber nicht dieser Erwartung. Vielmehr ist ihre Adaption des Romans L’Intimité von Alice Ferney das Porträt einer Konstellation, die mit der Zeit immer komplexer und komplizierter wird. Beispielsweise erfährt man erst später in The Ties That Bind Us, dass Elliot gar nicht der Sohn von Alex ist. Der eigentliche Vater (Raphaël Quenard) kommt aber ebenso ins Spiel wie ein weiteres Love Interest (Vimala Pons). Während Lucille immer größer wird – die einzelnen Kapitel sind nach ihrem Alter benannt –, tut sich in ihrem Umfeld eine ganze Menge. Einiges davon kündigt sich an, anderes kommt überraschend. Das Leben dieser Schicksalsgemeinschaft macht den einen oder anderen Schlenker.

Zwischen tieftraurig und tröstlich

Das erinnert ein wenig an die Werke von Hirokazu Koreeda, der in Filmen wie Shoplifters – Familienbande oder Broker das Thema alternativer Familienkonstrukte durchexerzierte. The Ties That Bind Us hat zudem eine ähnliche Tonalität, wenn ein Drama immer wieder von humorvolleren Momenten aufgelockert wird. Auch den Hang zum Versöhnlichen kennt man von dort. Einer der schönsten Momente ist, wenn eine Gruppe von Frauen, die auf verschiedenste Weise zusammengeführt wurden, eine Solidarität und Gemeinschaftlichkeit entwickeln, die einem das Herz wärmen darf. Und doch wird es nie einfach. Immer wenn man meint, man habe einen guten Weg gefunden zum konventionellen Happy End, läuft es doch wieder anders. Es ist auch nicht so, als würde Tardieu definitive Antworten für das Publikum bereithalten, eine Lösung finden, mit der sich die Schwierigkeiten auflösen lassen.

Manchmal wirkt das dann ein wenig beliebig. Gerade auch die Neigung von Alex, jede alleinstehende Frau als Nachfolgerin der Toten aufzubauen, darf einen etwas irritieren. Hinzu kommt, dass der Film trotz der ständigen Wechsel, die ihm einen episodenhaften Charakter verleihen, seine Längen hat. Dennoch ist das Drama, welches 2024 in Venedig seine Weltpremiere hatte, sehenswert. The Ties That Bind Us zeigt verschiedene Lebenskonzepte, lässt unterschiedlichste Menschen aufeinanderprallen, schwankt zwischen unterhaltsam, tieftraurig und tröstlich. Da ist sicherlich einiges dabei, das man noch hätte vertiefen können, man versteht auch nicht immer, warum wer sich wie verhält. Das gut besetzte Porträt alternativer Familienstrukturen hat gefällt aber auch in dieser Form.

Credits

OT: „L’Attachement“
Land: Frankreich, Belgien
Jahr: 2024
Regie: Carine Tardieu
Drehbuch: Carine Tardieu, Raphaële Moussafir, Agnès Feuvre
Vorlage: Alice Ferney
Musik: Eric Slabiak
Kamera: Elin Kirschfink
Besetzung: Pio Marmaï, Valeria Bruni Tedeschi, Vimala Pons, Raphaël Quenard, César Botti

Bilder

Filmfeste

Venedig 2024

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The Ties That Bind Us
fazit
„The Ties That Bind Us“ beginnt mit einem Schicksalsschlag, bevor aus der Situation eine alternative Familienkonstruktion erwächst. Das mag nicht immer tiefsinnig sein, hat trotz ständiger Wechsel zudem seine Längen. Insgesamt ist die Romanadaption aber unterhaltsam, tieftraurig und tröstlich.
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