Un/Dressed

Elle (Lena Meckel) steht Großes bevor: Sie soll das erfolgreiche Modehaus ihrer Großmutter Margot (Brigitte Karner) übernehmen, was sie als ihre persönliche Lebensaufgabe ansieht. Und auch privat läuft es gut im Leben der jungen Frau, steht doch die Hochzeit mit Thilo (Gerrit Klein) an, der ebenfalls aus einer vermögenden Familie kommt. Aber dann wird das alles irgendwie kompliziert. Nicht nur, dass Thilo offensichtlich in irgendwelche Geschichten verwickelt ist, von denen er nichts sagen will. Da ist auch noch Ben (Malik Blumenthal), der neue Bodyguard ihrer Großmutter, der schon einmal wegen Totschlag im Gefängnis saß. Zunächst will Elle mit ihm nichts zu tun haben, wäre ihn am liebsten gleich wieder los. Aber mit der Zeit kommen sie sich doch näher …

Erotikthriller made in Germany

Dieses Jahr hat Amazon Prime Video eine ganze Reihe von deutschen Eigenproduktionen auf den Markt gebracht. Mit der Romanadaption Maxton Hall: Die Welt zwischen uns um eine junge Liebe fand der Streamingdienst sogar ein internationales Publikum. Besser waren aber zwei andere Serien. Bei Viktor bringt’s folgen wir einem ungleichen Vater-Sohn-Duo, das Elektrogeräte ausliefert. Perfekt verpasst erzählt von zwei Menschen im mittleren Alter, die eigentlich ideal füreinander wären. Sie begegnen sich nur nicht. Nun gibt es mit Un/Dressed einen weiteren Titel, dieses Mal in Filmform, der von großen Gefühlen erzählt. Zumindest wird das behauptet, wenn eine junge Frau zwischen zwei Männern steht.

Welcher davon der „richtige“ ist, weiß das Publikum von Anfang an. Schließlich folgt der Film dem bekannten Herzkino-Schema, bei dem eine Protagonistin eigentlich vergeben ist, einem neuen Mann begegnet, mit dem sie gar nicht klarkommt, der am Ende aber doch ihr Herzbube ist. Ein Spoiler ist es daher nicht zu sagen, für wen sich Elle entscheidet. Un/Dressed versucht ja nicht einmal, sich von den Klischees zu lösen. Wobei es schon einen Unterschied zu den üblichen Liebesdramen gibt. So ist Thilo, das ist früh klar, in irgendwelche finsteren Sachen involviert. Schließlich wurde der Film als Erotikthriller angekündigt. Da müssen dann auch gefährliche Sachen passieren, damit man sich diese Bezeichnung verdient hat. Viel sollte man davon aber nicht erwarten. Die entsprechenden Szenen sind selten, spannend sind sie auch nicht.

Langweiliger Hochglanzkitsch

Der Erotikteil ist ebenso wenig interessant. Natürlich ist das Trio attraktiv. Lena Meckel (Der Alte), Malik Blumenthal (Tatort: Was bleibt) und Gerrit Klein (Inga Lindström: Geliebter Feind), das kann sich schon sehen lassen. Zumal man sich auch nicht lumpen ließ im Hinblick auf die Schauwerte. Immer mal wieder lassen die drei die Klamotten fallen, um so die Zuschauer und Zuschauerinnen zu erfreuen. Allerdings sind die entsprechenden Momente wenig aufregend in Szene gesetzt. Vielmehr ist Un/Dressed nur belangloser Hochglanzkitsch, begleitet von einer Säuselmusik, die auch nicht unbedingt dazu geeignet ist, den Puls nach oben zu treiben. Und selbst wenn die Szenen spannend geworden wären, sie sind nicht genug, um dem trübseligen Rest auszugleichen.

Über Mode hat der Film auch nichts zu sagen. Zwar wird behauptet, wie wichtig dieses Thema der Protagonistin ist. Gezeigt wird das aber nicht, da hat die parallel gestartete Apple TV+ Serie La Maison deutlich mehr zu bieten. Bei den Figuren sowieso, die sind in Un/Dressed mal wieder besonders nichtssagend geworden. Mit Sicherheit wird das Werk trotzdem sein Publikum finden, das sich nicht daran stört, wie schwach das inhaltlich geworden ist. Statt menschlicher Abgründe gibt es glattpolierte Oberfläche, die man sich anschauen kann, von der aber nichts zurückbleibt. So schön es ist, wenn Amazon auch hierzulande Titel produziert: Wenn dabei am Ende so etwas wie hier rauskommt, kann man sich Zeit und Geld sparen und in etwas Sinnvolleres investieren.