Die Situation war brenzlig, fast wäre Lara Glanz (Rosalie Thomass) Opfer eines brutalen Rituals geworden. Nun ist sie wieder frei, während der Jugendliche Aaron Wagner (Laurids Schürmann) noch im Koma liegt. Während sie noch versucht, das Ganze zu verarbeiten, wendet sie sich wieder ihrem eigentlichen Anliegen zu: der Suche nach ihrer verschwundenen Nichte Magda. Noch immer hofft sie, das Mädchen wiederfinden zu können, und ist davon überzeugt, dass Aaron etwas zu dem Thema weiß. Da wird sie von Jochen Rust (Moritz Führmann) angesprochen, dessen Tochter Merle ebenfalls seit zwei Jahren verschwunden ist. Anders als seine Frau Verena (Judith Bohle), die von dem Tod des Mädchens überzeugt ist, spürt er, dass sie noch lebt und irgendwo sein muss – bis sie alle eine überraschende Entdeckung machen …
Konsequent mysteriös
Als die Zuschauer und Zuschauerinnen bei der neuen ARD-Reihe Wäldern eingeschaltet haben, dürfte das Ergebnis für die meisten überraschend gewesen sein. Eine Frau, die wie andere Kinder und Jugendliche verschwunden ist? Das klang nach einem herkömmlichen Krimi. Und doch war die erste Folge Das verschwundene Mädchen das nur bedingt. Ja, da waren die Vermisstenfälle. Es gab auch zwei Leute, die für Verbrechen verantwortlich sind. Und doch wurden diese regulären Bestandteile mit Mystery-Elementen verbunden, die zeitweise ins Übernatürliche gingen. Nicht nur, dass eine esoterische Heilpraktikerin bei den Ermittlungen beteiligt war. Es war dann auch von jenseitigen Welten die Rede. Nun kommt mit Das Böse in den Spiegeln der zweite Teil und setzt diesen eingeschlagenen Weg fort.
Diesmal tat man gar nicht erst so, als handele es sich um einen Krimi. Das ist vielleicht die bessere Wahl, da der erste Film seltsam unschlüssig wirkte. Indem man sich nun ganz auf das Übersinnliche konzentriert, ist die Geschichte konsequenter. Auf Realismus muss man nun ganz verzichten. Wer kein Interesse an Fantasy hat, braucht es hiermit gar nicht erst zu versuchen. Denn während beim letzten Mal alles noch etwas vage blieb, wird nun klar, dass es etwas jenseits unserer Realität gibt. Wobei man sich bei Wäldern: Das Böse in den Spiegeln immer noch nicht wirklich festlegen will. Offensichtlich war Regisseur und Co-Autor Till Franzen der Ansicht, dass es bei dem Genre am besten ist, nicht wirklich etwas zu sagen, um das Publikum auf die Folter zu spannen.
Langsam und ohne eigene Einfälle
Das klappt aber nicht so wie erhofft. Zwischendurch sind da schon Szenen dabei, die einen neugierig machen und bei denen man sich fragt, was die Wahrheit ist. Erneut hat man aber das Gefühl, dass es bei dem Film mehr darum ging, eine mysteriöse Atmosphäre zu erzeugen, als wirklich eine Geschichte zu erzählen. Über weite Strecken ist Wäldern: Das Böse in den Spiegeln ein seltsam leerer Film, bei dem man darauf wartet, dass da mal etwas geschieht. Tatsächlich ist das hier insgesamt eine eher langweilige Angelegenheit. Grundsätzlich ist nichts gegen ein geringes Tempo einzuwenden, solange der Eindruck da ist, dass sich das Ganze in die richtige Richtung bewegt. Hier ist es eher so, als würde jemand Zeit schinden, weil man selbst nicht weiß, was man erzählen soll und auf eine plötzliche Eingebung wartet.
Die Umsetzung ist dafür wieder recht atmosphärisch geworden. Mit Einfällen wie nebelverhangenen Wäldern, dunklen Höhlen, die nur durch Taschenlampen erhellt werden, oder auch plötzlich auftauchende unheimliche Figuren sind sicherlich kein origineller Einfall. Da ist nichts dabei, das man nicht schon woanders gesehen hat. Aber es hat auch seine Gründe, warum diese Elemente so oft verwendet werden: Sie funktionieren. Insofern ist es schade, dass Wäldern: Das Böse in den Spiegeln erneut an der Aufgabe scheitert, dieses bewährte Korsett mit einem interessanten Inhalt zu füllen. Auch wenn es prinzipiell zu begrüßen ist, dass man hier mal etwas anderes machen wollte als den nächsten x-beliebigen Fernsehkrimi: Die Absicht allein reicht nicht aus.
OT: „Wäldern: Das Böse in den Spiegeln“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Till Franzen, Martin Simons
Musik: Hannah von Hübbenet
Kamera: Alina Albrecht
Besetzung: Rosalie Thomass, Sabine Vitua, Peter Franke, Narges Rashidi, Tanja Schleiff, Ralf Drexler, Max Bretschneider, Mark Zak, Moritz Führmann, Judith Bohle, Tilda Jenkins
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