Als die Pianistin Lara Glanz (Rosalie Thomass) in ihren alten Heimatort Wäldern zurückkehrt, nimmt sie eine Stelle als Musiklehrerin an. Ihr eigentliches Ziel ist es aber, ihre Nichte Magda zu finden, die wie einige andere junge Menschen auch spurlos verschwunden ist. Auf die Polizei kann sie sich schließlich nicht verlassen, der bisherige Einsatz zeigt kein Ergebnis. Dabei lernt sie den 15-jährigen Aaron Wagner (Laurids Schürmann) kennen, der von anderen gemobbt wird und dem sie zur Hilfe eilt. Auch daheim hat der Jugendliche Schwierigkeiten, die Trennung seiner Eltern Carola (Julika Jenkins) und David (Peter Fieseler) macht ihm zu schaffen. Während Lara mehr über die Geschichte herauszufinden versucht, macht sie eine Reihe eigenartiger Erfahrungen und hofft dabei auf Unterstützung durch die Heilpraktikerin Dorothea Freiberg (Sabine Vitua) und den emeritierten Professor Rudolf Klein (Peter Franke) …
Mysteriöser Doppelpack
Es kann doch nie genügend Krimis im deutschen Fernsehen geben. Zumindest die öffentlich-rechtlichen Sender sind dieser Ansicht und werden dabei von einem millionenstarken Publikum unterstützt. Während nach der ewig langen Sommerpause die ersten üblichen Verdächtigen sich zurückmelden, startet die ARD mit Wäldern den Versuch, eine neue Reihe zu etablieren. Dabei sind die Vorzeichen gemischt. Ungewöhnlich ist, dass innerhalb weniger Tage gleich zwei spielfilmlange Folgen ausgestrahlt werden. Los geht es am Mittwoch mit Das verschwundene Mädchen, bevor am Freitag Das Böse in den Spiegeln ansteht – wohlgemerkt, ohne ein Zweiteiler zu sein. Dafür investierte man offensichtlich nichts in die Pressearbeit. Es gab weder Pressemitteilungen noch ein Presseheft, so als wollte man nicht zu sehr darauf aufmerksam machen.
Zumindest der Auftakt bestätigt dann auch den Pessimismus. Dabei ist der Einstieg eigentlich noch vielversprechend. So handelt es sich hierbei nicht um einen herkömmlichen Krimi, bei dem eine mehr oder weniger realistische Verbrecherjagd ansteht. Vielmehr wird der Fall um die vermissten Jugendlichen mit sehr viel Mysterystimmung verbunden. Das kennt man natürlich von anderen deutschen Fernsehkrimis. Sobald da etwas in einem Wald spielt, ist die Wahrscheinlich groß, dass überall dicker Nebel auftaucht, von alten Legenden die Rede ist und mit der Möglichkeit des Übernatürlichen spielt wird. Wo andere aber bei Andeutungen bleiben, da geht Wäldern: Das verschwundene Mädchen deutlich weiter. Schon früh hat die Protagonistin eigenartige Visionen, die darauf schließen lassen, dass es sich nicht um reguläre Entführungen handelt.
Zu viel gewollt
Das Ergebnis ist gemischt. Auf der einen Seite verdanken wir diesen Ausflug in eine jenseitige Welt Bilder, die noch einmal deutlich über das hinausgehen, was man in diesem Segment sonst so zu sehen bekommt. Das ist dann zwar alles schon ziemlich dick aufgetragen, mit Subtilität hat man es bei Wäldern: Das verschwundene Mädchen nicht so. Aber es verfehlt die Wirkung nicht. Regisseur und Co-Autor Till Franzen, der vor Jahren schon bei der Serie Weinberg seine Affinität für Mystery demonstriert hat, weiß zumindest, wie man diese Elemente einzusetzen hat, um beim Publikum Eindruck zu schinden. Die Settings sind stimmungsvoll, das Auflösen der Grenzen zwischen Realität und Traum funktioniert auch. Rein atmosphärisch kann sich das alles sehen lassen.
Während die Folge so einen ordentlichen Eindruck macht, ist sie inhaltlich leider nah am Totalausfall. Beispielsweise gibt es kaum eine Figur, die sich irgendwie nachvollziehbar verhält. Das kann in Maßen klappen, um das Geheimnisvolle noch zu verstärken. Wenn aber irgendwann alle so wirken, als wären sie aus einer Parallelwelt gekommen, ist man deutlich am Ziel vorbeigeschossen. Hinzu kommen spirituell-esoterische Fantastereien, die ernst tun und dabei unfreiwillig komisch werden, gerade zum Ende hin. Natürlich ist nichts dagegen einzuwenden, dass eine deutsche Serie sich dem Übernatürlichen zuwendet. Wäldern: Das verschwundene Mädchen ist dabei aber zu unbeholfen. Anstatt in eine fremde Welt einzutauchen, sitzt man hier ratlos davor, wie das alles durchgewunken werden konnte. Das ist schade, weil in dem eintönigen Grau deutscher Fernsehkrimis ein neuer Ansatz nicht verkehrt ist. Zudem wurde mit Rosalie Thomass (Mordnacht) eine starke Hauptdarstellerin gefunden, die aber an eine nervige Figur und eine schwache Geschichte verschwendet wurde.
OT: „Wäldern: Das verschwundene Mädchen“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Till Franzen
Drehbuch: Till Franzen, Martin Simons
Musik: Hannah von Hübbenet
Kamera: Alina Albrecht
Besetzung: Rosalie Thomass, Sabine Vitua, Peter Franke, Narges Rashidi, Tanja Schleiff, Ralf Drexler, Max Bretschneider, Mark Zak, Julika Jenkins, Peter Fieseler, Laurids Schürmann
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