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© WDR/Kai Schulz

Wir für immer

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„Wir für immer“ // Deutschland-Start: 11. September 2024 (Das Erste)

Inhalt / Kritik

Jann (Philip Günsch) hat es nicht leicht im Leben. Seit der Trennung seiner Eltern lebt er allein bei seiner Mutter Lina (Marie Leuenberger). Diese würde alles für ihn tun, das Verhältnis der beiden ist sehr eng. Aber es ist auch anstrengend, da Lina an einer bipolaren Störung leidet. So kann sie im einen Moment kreativ und energiegeladen sein, nur um im nächsten in ein tiefes Loch zu fallen. Er versucht dann, für sie da zu sein. Doch der 17-Jährige ist oft am Ende seiner Kräfte, wenn er versucht, sein Leben daheim, die Schule und seinen Nebenjob als Gabelstaplerfahrer unter einen Hut zu kriegen. Als dann auch noch Selma (Mina-Giselle Rüffer) in sein Leben tritt und er sich in sie verliebt, wird es vollends kompliziert. Wie soll er sie in seinem Alltag unterkriegen? Zumal Lina wenig begeistert darüber ist, dass da jemand die Aufmerksamkeit ihres Sohns streitig macht …

Leben mit einer bipolaren Störung

Die meisten dürften schon einmal von der sogenannten bipolaren Störung gehört haben, im Volksmund auch als manisch-depressiv bekannt. Einige große künstlerische Talente leiden an dieser, schaffen in den Hochphasen bedeutende Kunst, nur um im Anschluss wieder abzustürzen. Doch was bedeutet es eigentlich, mit einer solchen Krankheit leben zu müssen: Vor knapp drei Jahren nahm sich Til Schweiger in Die Rettung der uns bekannten Welt dieses Themas an, wenn ein Jugendlicher nach einem missglückten Selbstmordversuch in einem Therapiezentrum landet. Nun folgt mit Wir für immer ein weiterer Film, der eine solche Situation näherzubringen versucht. Dieses Mal handelt es sich jedoch um eine Fernsehproduktion, die auch bei der Besetzung auf unbekanntere Gesichter setzt, anstatt das große Publikum zu suchen.

Vor allem aber in der Tonalität gibt es deutliche Unterschiede. Wo Schweiger noch die Balance aus Toilettenhumor und schwerem Drama suchte, entscheidet sich Regisseur und Co-Autor Johannes Schmid (Geschichten vom Franz) hier für Letzteres. Witzige Szenen gibt es keine, auch keine, die als solche gedacht waren. Das bedeutet aber nicht, dass Wir für immer deswegen bleischwer ist. Vielmehr suchen der Filmemacher und sein Bruder Thomas Schmid, die gemeinsam das Drehbuch geschrieben haben, eine Mischung aus hoffnungsvollen Momenten, wenn Jann kurzzeitig so etwas wie einen normalen Alltag eines Jugendlichen erleben darf, und solchen, wenn alles zusammenbricht. Das führt ebenfalls zu stärkeren Umschwüngen, passt aber besser zusammen, zumal sich der Film mehr Mühe mit den Figuren gibt.

Gut gespielt

Das ist auch gut gespielt. Newcomer Philip Günsch, den man bislang durch Nebenauftritte in TV-Produktionen wie Der Staatsanwalt: Schleichendes Gift oder Dr. Nice: Hand aufs Herz kennen könnte, liefert auch als Hauptdarsteller eine überzeugende Leistung ab. Das ist insofern wichtig, weil Wir für immer eben nur zum Teil ein Porträt dieser psychischen Erkrankung ist. Der Film ist primär ein Coming-of-Age-Drama um einen Jugendlichen, der versucht, seinen eigenen Weg durch das Leben zu finden. Da gibt es genügend Anknüpfungspunkte für das Publikum. Insofern bieten sich auch Vergleiche mit Hirngespinster an. Dort war es ein junger Mann, der mit seinem schizophrenen Vater auskommen und erwachsen sein musste, weil es niemand sonst sein konnte.

Das ist insgesamt alles solide geworden. Das Drama, welches auf dem Filmfest München 2024 Premiere feierte, setzt das selbstgesteckte Ziel kompetent um. Ein bisschen schade ist aber, dass der Film nur wenige Szenen bereithält, die einem wirklich in Erinnerung bleiben müssten. Auch wenn es nicht so viele Werke gibt, die sich mit bipolaren Störungen auseinandersetzen, besteht Wir für immer aus lauter bekannten Versatzstücken, die man in der einen oder anderen Form schon woanders gesehen hat. Da fehlt ein wenig die Persönlichkeit. Wen das nicht stört, kann hier aber reinschauen. Die Geschichte um ein kompliziertes Erwachsenwerden gehört sicherlich zu den besseren gegenwärtigen deutschen Fernsehfilmen.

Credits

OT: „Wir für immer“
Land: Deutschland
Jahr: 2024
Regie: Johannes Schmid
Drehbuch: Johannes Schmid, Thomas Schmid
Musik: Michael Heilrath
Kamera: Michael Bertl
Besetzung: Philip Günsch, Marie Leuenberger, Mina-Giselle Rüffer, Vincent Hahnen, Stefan Maaß, Maurizio Magno

Bilder

Trailer

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Wir für immer
fazit
„Wir für immer“ begleitet einen Jugendlichen, der mit seiner bipolaren Mutter zusammenlebt und versucht, einen eigenen Weg zu finden. Das ist gut gespielt, kombiniert hoffnungsvollen Alltag und diverse Abstürze. Es fehlt dem Drama aber an einer eigenen Persönlichkeit, da bleibt nicht so viel zurück.
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von 10