AIRE - Die letzte Zuflucht
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AIRE – Die letzte Zuflucht

AIRE - Die letzte Zuflucht
„AIRE – Die letzte Zuflucht“ // Deutschland-Start: 25. Oktober 2024 (Blu-ray)

Inhalt / Kritik

Im Jahr 2147 ist die Erde nur noch eine öde, menschenfeindliche Landschaft. Ein neuer Weltkrieg, bei dem in erster Linie chemische Waffen zum Einsatz kamen, hat die Menschheit so gut wie ausgerottet, und wer noch lebt, sieht seiner baldigen Auslöschung entgegen, denn einer der Nebeneffekte der Waffen war die totale Sterilisierung der männlichen Bevölkerung, sodass kein Nachwuchs mehr geboren werden kann. In einem unterirdischen Labor versucht die Biologin Tania (Sophie Gómez), dieses Schicksal noch aufzuhalten, mittels verschiedener Experimente. Jedoch waren bislang alle Experimente ohne jeden Erfolg und die Station ist auch dabei zu verfallen, worauf sie das KI-System VIDA (im Original gesprochen von Paz Vega) stets hinweist. Bei der Reparatur des Ventilationssystems trifft sie auf einen Überlebenden, Azarias (Jalsen Santana), den sie überwältigt und mit sich in ihr Labor nimmt. Mit der Zeit beginnen die beiden einander zu vertrauen, doch als Tania mehr über den Fremden herausfindet, ändert sich nicht nur ihr Leben, sondern vielleicht auch das Los der Menschheit.

Chaos und Struktur

Leticia Tonos Paniagua gehört zu den wichtigsten Filmemacherinnen des Kinos der Dominikanischen Republik und hat neben Familiendramen auch schon einen Horrorfilm gedreht. Jedoch greift sie dabei nicht auf die bekannten Narrative und Figuren Hollywoods zurück, denn ihre Geschichten sind tief verbunden mit ihrer Heimat und der Kultur. Mit AIRE – Die letzte Zuflucht betritt sie abermals ein neues Genre, denn gerade Science-Fiction ist in Sachen Effekten nicht unbedingt das günstige Genre, was es gibt. Ihr Film, welcher der offizielle Oscarbeitrag der Dominikanischen Republik zur Oscarverleihung 2025 sein wird, verlässt sich jedoch nicht auf allein auf diese visuellen Werte und erzählt stattdessen ein intimes Drama über die letzten Tage der Menschheit, über Einsamkeit, Hoffnung und die Möglichkeit eines Neuanfangs.

Im Grunde ist der Ansatz, den Paniagua verfolgt, einer, der in den letzten Jahren immer wieder im Science-Fiction-Genre Verwendung fand. Duncan JonesMoon oder zuletzt noch Pavlo Ostrikovs U Are the Universe hatten eine ähnliche Prämisse, bei der weniger die Weite des Universums im Vordergrund stand und vielmehr die auch räumlich eingeschränkte Situation eines Einzelnen. Die Konfrontation mit der Unendlichkeit des Alls oder, wie in AIRE, der Endlichkeit der menschlichen Existenz, sind interessante Ausgangspunkte, anhand derer man Fragen über das Menschsein an sich behandeln kann. Die Protagonistin von AIRE hat sich, um dem Chaos und der Zerstörung vor ihren Toren zu trotzen, eine Routine aufgebaut, die es ihr zum einen erlaubt zu funktionieren und nicht in Depressionen zu verfallen und zum anderen das Fortbestehen des Menschen zu sichern.

Jedoch ist ihre Welt zwar unserer technisch überlegen, doch den Verfall aufhalten kann sie nicht: immer wieder muss Tania etwas reparieren, neu kalibrieren oder gar ganz abschalten, damit das Labor und ihr Leben weiter fortbestehen können. Die Zukunft, die Paniagua ihrem Zuschauer zeigt, ist finster und pessimistisch, und jeder noch so kleine Hoffnungsschimmer scheint ein Wagnis zu sein, wobei die Hauptfigur dennoch versucht, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen. Dies spiegelt sich in den Bildern des Filmes wider, die ebenso durch dunkle Töne bestimmt werden, den konstanten Fehlermeldungen des KI-Systems oder der öden Landschaft draußen vor dem Labor, die das Ende allen Lebens nochmals betont.

Neue Beziehungen

Indem ein Großteil von AIRE innerhalb der Gänge und Räume des unterirdischen Labors spielt, ist bereits von Beginn an eine angespannte Atmosphäre, die überwiegt. Sophie Gómez spielt eine Frau, deren individueller Wunsch nach einem Kind weit mehr ist, entscheidet er doch maßgeblich über das Fortbestehen der Menschheit an sich. Das Scheitern des Versuchs, dies nicht auf natürlichem Wege zu erreichen, macht sie zunehmend verbittert, auch wenn sie die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben hat. Durch eine unverhoffte Begegnung sowie die Interaktion mit einer Maschine entsteht ein Diskurs über die Zukunft des Menschen, der untrennbar mit einer Veränderung verbunden ist, einer des Wesens und einer des Körpers an sich. Paniagua spricht unterschiedliche Ideen und Themen über ihre Figuren an, auch über verschiedene Beziehungskonzepte und Visionen der Zukunft, was mal sehr interessant ist, mal aber auch sehr anstrengend und redundant. Das Kammerspiel, was sie inszeniert, hat den Nachteil, dass es einfach nicht vom Fleck kommt, vor allem erzählerisch.

Credits

OT: „Aire: Just Breathe“
Land: Dominikanische Republik, Spanien
Jahr: 2024
Regie: Leticia Tonos Paniagua
Drehbuch: Leticia Tonos Paniagua, Junior Rosario
Musik: Pablo Mondragón
Kamera: Luis Enrique Carrión
Besetzung: Sophie Gómez, Paz Vega, Jalsen Santana

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AIRE – Die letzte Zuflucht
fazit
„AIRE – Die letzte Zuflucht“ ist ein Science-Fiction-Drama über die letzten Tage der Menschheit und die Möglichkeit eines Neuanfangs. Leticia Tonos Paniagua inszeniert eine recht soliden Film, der stellenweise sehr interessant ist, aber nicht so recht von der Stelle kommt und daher ein paar Längen aufweist.
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