An ihrer Stelle El lugar de la otra In Her Place Netflix Streamen online
© Diego Araya Corvalán /Netflix

An ihrer Stelle

An ihrer Stelle El lugar de la otra In Her Place Netflix Streamen online
„An ihrer Stelle“ // Deutschland-Start: 11. Oktober 2024 (Netflix)

Inhalt / Kritik

Chile, 1955: Als die bekannte Schriftstellerin María Carolina Geel (Francisca Lewin) ihren Liebhaber ermordet, wird dies zu einer Mediensensation. Alle wollen wissen, was wirklich geschehen ist, was sie dazu veranlasst hat und ob die Angeklagte wirklich verurteilt wird. Auch Mercedes (Elisa Zulueta) ist von der Geschichte fasziniert. Sie ist zudem näher dran als andere, arbeitet sie doch beim Gericht. Das erlaubt der unscheinbaren, stillen Frau ganz eigene Einblicke, die sie auch zunehmend nutzt. Denn je mehr Zeit sie mit dem Ganzen verbringt, umso mehr baut sie eine Verbindung zu der fremden Frau auf. Und umso mehr stellt sie ihr eigenes Leben an der Seite des Fotografen Efrain (Pablo Macaya) in Frage, der die Welt festhält und dabei die Qualitäten seiner eigenen Frau übersieht …

True Crime mal anders

Auch wenn es natürlich überall irgendwelche True-Crime-Geschichten gibt, sei es Fernsehen, Kino oder als Podcast, niemand wird wohl mehr damit in Verbindung gebracht als Netflix. Jeden Monat kommen neue Titel heraus, manchmal sogar im Wochentakt. Zuletzt berichtete man gleich doppelt über den Fall zweier Brüder, die ihre Eltern ermordet haben. Zuerst war da die kontroverse fiktionalisierte Fassung Monster: Die Geschichte von Lyle und Erik Menendez, bevor im Anschluss der Dokumentarfilm Die Brüder Menendez anstand. Gleich im Anschluss brachte der Streamingdienst die True-Crime-Doku Das Schweigen brechen: Der Fall Maria Soledad. Und wem das noch nicht reicht, für den gibt es jetzt den Spielfilm An ihrer Stelle, die dritte Produktion innerhalb einer Woche, die auf einem wahren Verbrechen basiert.

Wobei dennoch Fans solcher Produktionen eher weniger glücklich mit dem Ganzen werden dürften. Ja, es gibt den wahren Fall von María Carolina Geel, einer chilenischen Autorin, die in den 1950ern ihren deutlich jüngeren Liebhaber erschossen hat. Bis heute wirft die Geschichte auch Fragen auf, ideal also für einen Film. An ihrer Stelle interessiert sich aber gar nicht so sehr für den konkreten Vorfall. Es werden auch keine Erklärungen geliefert, selbst die Spekulationen halten sich zurück, obwohl das ganze Land gespannt die Verhandlung verfolgt. Anstatt diese aber in den Mittelpunkt zu stellen, wie man das vermutlich hätte erwarten können, wird hier eine unbedeutende und fiktive Figur zur Protagonistin. Der Mord der Schriftstellerin ist hier lediglich der Anlass für eine Nabelschau, bei der es um die Rolle der Frau geht, sowohl daheim wie auch in der Welt allgemein.

Gesellschaftsporträt und Selbstbehauptung

Tatsächlich hat Regisseurin Maite Alberdi, die zuvor unter anderem die hochgelobte Demenz-Doku Die unendliche Erinnerung gedreht hat, hier eine Art Gesellschaftsporträt vorgelegt, die zwei Themen miteinander verbindet. Da geht es einerseits darum, wie Frauen sich unterordnen müssen. Wenn die Autorin einen Mann erschießt, wird das für die Gerichtsdienerin ein Ansporn, aus ihrem eigenen Leben auszubrechen. An ihrer Stelle ist da mehr ein Personendrama rund um eine Selbstbehauptung geht. Verbunden wird das mit der Frage, weshalb die Verbrechen anderer eine solche Faszination ausüben. Der Film zeigt sich da durchaus auch kritisch, was True-Crime-Fans kaum gefallen wird, wenn die Lust an der Sensation und ein Voyeurismus angeprangert werden. Wobei das Ganze eher mitschwingt, zu einer wirklichen inhaltlichen Auseinandersetzung kommt es nicht.

Das ist schade, weil dem Film etwas mehr Inhalt ganz gutgetan hätte. Obwohl er mit einer Laufzeit von rund anderthalb Stunden eher kurz ist, kommt es immer wieder zu Längen, wenn die Entwicklung zum Erliegen kommt. Dafür hat der chilenische Oscar-Kandidat, der auf dem San Sebastian Festival 2024 Premiere hatte, eine schöne Ausstattung. An ihrer Stelle nimmt uns mit auf eine Reise in die 1950er und erzeugt durch Kostüme, Setting und Einrichtung Stimmung. In der Summe ist das Drama daher einer der sehenswerteren Netflix-Filme der letzten Zeit, hat zumindest mal eine eigene Geschichte zu erzählen, anstatt streng nach Formel gefertigt zu sein. Es wäre aber noch mehr drin gewesen.

Credits

OT: „El lugar de la otra“
IT: „In Her Place“
Land: Chile
Jahr: 2024
Regie: Maite Alberdi
Drehbuch: Inés Bortagaray, Paloma Salas
Musik: José Miguel Miranda, José Miguel Tobar
Kamera: Sergio Armstrong
Besetzung: Elisa Zulueta, Marcial Tagle, Francisca Lewin, Gabriel Urzúa, Pablo Macaya

Bilder

Trailer

Filmfeste

San Sebastian 2024

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An ihrer Stelle
fazit
„An ihrer Stelle“ erzählt die wahre Geschichte einer Autorin, die ihren Liebhaber ermordete, und kombiniert das mit einer anderen Frau, die dadurch neuen Lebensmut entdeckt. Für True-Crime-Fans ist das weniger befriedigend, zumal die Faszination an Verbrechen hier auch beiläufig kritisiert wird. Sehenswert ist das dafür als Drama rund um eine Selbstbehauptung, selbst wenn dieses seine Längen hat.
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