Animale
© Plaion Pictures
Animale
„Animale“ // Deutschland-Start: 6. Februar 2025 (Kino)

Inhalt / Kritik

Nejma (Oulaya Amamra) ist in ihrem Bereich eine Ausnahmeerscheinung. Schließlich ist sie die einzige Frau, die für den Stierkampf trainiert, der in der Camargue eine lange Tradition hat. Die anderen Männer stört das aber nicht, sie haben die 22-Jährige in ihrer Mitte aufgenommen. Um sich zu beweisen, wird sie nach einer durchzechten Nacht dazu überredet, sich allein in die Wildnis zu begeben. Am nächsten Tag wacht sie ohne viele Erinnerungen wieder auf, dafür aber mit reichlich Schmerzen. Außerdem stellt sie eigenartige Veränderungen an ihrem Körper fest, die sie vor den anderen zu verbergen versucht. Die haben sowieso etwas anderes im Kopf: Einer der Männer wurde tot aufgefunden, offensichtlich wurde er Opfer eines wilden Stiers. Und es wird nicht der einzige Todesfall sein, der die Gemeinschaft erschüttert …

Genremix voller Verwandlungen

Ist das schon ein neuer Trend? Zumindest ist es auffällig, dass es in den letzten Jahren mehrere französische Regisseurinnen gab, die sich des ursprünglich männlichen Segments des Bodyhorrors annahmen und daraus jeweils etwas ganz Eigenes machten. Der rätselhafte Metamorphose-Trip Titane von Julia Ducournau erhielt dafür die Goldene Palme in Cannes, was gleich in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert war. Coralie Fargeats The Substance, das Genre mit einer Showbiz-Satire verband, war bei dem französischen Festival einer der diesjährigen Titel, über die alle sprachen. Etwas versteckt war hingegen Animale, das ebenfalls in Cannes Premiere feierte, genauer in der Parallelsektion Semaine de la Critique. Dabei hat auch der Film einiges zu bieten.

Das fängt schon damit an, dass es sich ebenfalls um einen Genremix handelt, den man so leicht gar nicht einordnen kann. So ist der Body Horror zwar prominent eingesetzt, immer wieder sehen wir Szenen, in denen sich die Protagonistin verwandelt. Verbunden ist das aber mit sehr alltäglichen Themen, die man normalerweise in einem Drama erwarten würde. Anderes ist eher diffus, weshalb man von Mystery sprechen könnte. Was genau ist in der Nacht geschehen? Und dann sind da noch die Westernelemente, wenn in der Camargue der dort übliche Stierkampf betrieben wird. Animale lässt diese Elemente ineinander übergehen: So wie Nejma sich in jemand anderen zu verwandeln scheint, sind auch beim Drumherum die Grenzen durchlässig – in einem von Traditionen geprägten Umfeld.

Selbstbehauptung in einer Männerwelt

Dabei ist auch der Body-Horror-Part nicht ganz das, was man erwarten könnte. So gibt es viele Filme, in denen sich junge Menschen in Tiere und Monster verwandeln. Meistens ist das aber ein Zeichen des Erwachsenwerdens: Blue My Mind und Animalia verbanden diese Transformationen mit Coming-of-Age-Elementen und der Suche nach sich selbst. Bei Animale ist das etwas anders. So weiß hier die Protagonistin sehr wohl, wer sie ist und sein will. Das Ganze ist vielmehr Ausdruck einer Selbstbehauptung, wenn sich Nejma ihren Platz erkämpfen will. Bemerkenswert ist in der Hinsicht auch, dass hierbei ein Stier genommen wird, der normalerweise ein Symbol für Männlichkeit ist: groß, mächtig, wild.

Regisseurin und Drehbuchautorin Emma Benestan, die nach der Liebeskomödie Fragil hiermit ihren zweiten Langfilm vorlegt, lässt dabei einiges unausgesprochen. Sie will sich auch nicht ganz darauf festlegen, ob ihre Protagonistin nun stark oder schwach ist, das kann von Moment zu Moment wechseln. Das wird manche vielleicht irritieren, ebenso die fehlende Auseinandersetzung mit dem Stierkampf als solchen. An manchen Stellen schimmert in Animale zwar durch, dass der Film die Unterwerfung von Tieren kritisch sieht. Aber nicht einmal Nejma ist dabei konsequent, wenn sie an der traditionellen Veranstaltung teilnimmt. Dennoch ist der Genremix sehenswert, hat immer wieder stimmungsvolle Szenen, dazu die Aufnahmen der dortigen Gegend. Und auch Oulaya Amamra, die schon beim ersten Spielfilm von Benestan eine Hauptrolle hatte, überzeugt in dieser sich immer wieder wandelnden Rolle.

Credits

OT: „Animale“
Land: Belgien, Frankreich, Saudi Arabien
Jahr: 2024
Regie: Emma Benestan
Drehbuch: Emma Benestan
Musik: Yan Wagner
Kamera: Ruben Impens
Besetzung: Oulaya Amamra, Damien Rebattel, Vivien Rodriguez, Claude Chaballier

Bilder

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Animale
fazit
Drama trifft Body Horror trifft Western: „Animale“ macht aus der Geschichte einer jungen Frau, die am traditionellen Stierkampf teilnimmt und Veränderungen an sich feststellt, einen interessanten Genremix. Der Film profitiert dabei von dem stimmungsvollen Setting und der Hauptdarstellerin, auch wenn manches ein bisschen diffus bleibt.
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