Animalia Paradoxa
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Animalia Paradoxa

Animalia Paradoxa
„Animalia Paradoxa“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Inhalt / Kritik

Schon lange ist die Welt nicht mehr das, was sie einmal war. Sie ist zerstört, Ozeane kennt man nur noch aus Erzählungen und alten Filmen. Das heißt aber nicht, dass man nicht von diesen träumen kann. Vielleicht lässt sich ja genug Wasser finden, um damit ein Bad zu füllen und so wieder in die Vergangenheit eintauchen zu können. Dabei lässt auch die Luft zu wünschen übrig, weshalb es eine Gasmaske braucht, um sich durch die Ruinen zu schlagen. Aber die Arbeit lohnt sich. Denn bei den Streifzügen durch ein Labyrinth aus bröckelndem Beton und rostigen Eisenteilen lassen sich die unterschiedlichsten Schätze finden …

Reise abseits aller Grenzen

Dass die Welt früher oder später kaputt sein wird, das ist mehr oder weniger Konsens. Zumindest in Filmen ist ein Blick in die Zukunft gleichzeitig ein Blick in den Abgrund. Die Frage ist dann nur noch, was genau den Untergang provoziert hat. Das können äußere Faktoren sein, irgendwelche Umweltkatastrophen etwa. Meistens ist es der Raubbau der Menschheit, der alles zerstört hat. Bei Animalia Paradoxa ist es gar nicht so einfach zu sagen, was genau der Auslöser war. Der Film spart mit konkreten Beschreibungen oder auch Erklärungen. Zwar gibt es immer wieder Fragmente von Informationen, etwa durch Radioübertragungen. Diese geben jedoch nur Anhaltspunkte, keine wirklichen Antworten.

Allgemein sieht Regisseur und Drehbuchautor Niles Atallah keine Notwendigkeit dafür, groß mit Worten zu hantieren. Das wird die Zuschauer und Zuschauerinnen kaum verwundern, die bereits seinen Film Rey gesehen haben. Damals erzählte er von einem französischen Abenteurer, der sich zum König der indigenen Völker in Südamerika ernennen wollte. Die Geschichte war wahr, aber kaum dokumentiert, was sich auch auf den Film niederschlug, die surreale Reise war kaum zu fassen. Bei Animalia Paradoxa ist das nicht anders, wenn uns Atallah mitnimmt auf eine Expedition, die immer weniger Gesetzen und Erwartungen entspricht. Hier ist grundsätzlich alles möglich, wenn Grenzen aufgehoben werden, physikalische, aber auch logische. Wenn überhaupt, folgt das hier einer Traumlogik.

Vielschichtiges Rätsel

Ansätze, die man gedanklich weiterverfolgen kann, gibt es dabei durchaus. Da wäre beispielsweise die ökologische Komponente, die es bei einer Welt mit verschwundenen Ozeanen automatisch gibt. Animalia Paradoxa spielt auch viel mit dem Motiv des Erinnerns, wenn alte Objekte entdeckt werden und Aufnahmen aus vergangenen Zeiten laufen. Zumindest teilweise ist der Film dann auch eine Liebeserklärung an das Filmemachen an sich, wenn sich Atallah mit dieser Kunst beschäftigt. Das Werk, das beim International Film Festival Rotterdam 2024 Premiere hatte, experimentiert aber auch selbst mit verschiedenen Darstellungsformen. So gibt es zwar viel Live-Action. Zwischendurch werden aber auch diverse Techniken angewandt, unter anderem einiges rund um Stop-Motion, wenn Puppen zum Einsatz kommen.

Das Ergebnis ist eine Mischung aus dem Endzeit-Horror-Animationsabenteuer Junk Head und der experimentellen Geschichtsstunde The Wolf House. Ähnlich wie diese ist das hier dann auch primär eine Erfahrung, ein visuelles Erlebnis, weniger ein narratives Werk, dem man folgen kann. Wer für solche Filme zu haben ist, sollte sich die chilenische Produktion nicht entgehen lassen und findet hier einen Trip, den man sobald nicht wieder vergisst. Wer hingegen darauf angewiesen ist, dass Geschichten einem klaren Ziel folgen und in sich verständlich sind, ist hier falsch. Hier ist ja nicht einmal klar, wer oder was die Hauptfigur ist, deren verzerrte Suche in einer zerstört-verstaubten Welt regelmäßig für Verwunderung sorgt. Man kann bei Animalia Paradoxa stundenlang über alles nachdenken, ohne dass es eine Garantie gibt voranzukommen. Man kann sich aber auch einfach zurücklehnen und das verdreckte Wunderland bestaunen, in das wir hier gefallen sind.

Credits

OT: „Animalia Paradoxa“
Land: Chile
Jahr: 2024
Regie: Niles Atallah
Drehbuch: Niles Atallah
Musik: Sebastián Jatz Rawicz
Kamera: Matías Illanes

Trailer

Filmfeste

International Film Festival Rotterdam 2024
Fantasia Film Festival 2024
DOK Leipzig 2024

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Animalia Paradoxa
fazit
„Animalia Paradoxa“ folgt einer unbekannten Hauptfigur durch eine zerstörte Welt, in der es nur noch fragmentarische Erinnerungen gibt. Das ist für ein experimentierfreudiges Publikum sehenswert. Wer hingegen klare Antworten braucht, geht auf dieser surrealen Reise unweigerlich verloren.
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