Betrügerische Liebe

An Geld mangelt es Gabriella (Monica Guerritore) nicht, die Besitzerin eines Luxushotels schwimmt geradezu darin. Einen Mann an ihrer Seite hat sie jedoch nicht, seit der hässlichen Scheidung ist sie allein. Umso größer ist die Überraschung der 60-Jährigen, als sie den nur knapp halb so alten Elia (Giacomo Gianniotti) kennenlernt und der sich anscheinend wirklich für sie interessiert. Bald schon schwebt sie im siebten Himmel. Die Familie ist hingegen weniger angetan von dieser neuen Beziehung. Vor allem ihr älterer Sohn Stefano (Emanuel Caserio) ist sehr ungehalten. Für ihn steht fest, dass der gutaussehende Fremde lediglich des Geldes wegen hinter ihr her ist. Tatsächlich hat der Frauenschwarm einige Geheimnisse im Gepäck, von denen niemand etwas ahnt …

Hässliche Krise im Luxusambiente

Darf eine Frau mit einem deutlich jüngeren Mann zusammen sein? Nicht, wenn es nach Netflix geht. Zumindest ist es auffällig, dass der Streamingdienst in kurzer Zeit gleich zwei Serien herausbringt, bei dem eine solche Konstellation zu jeder Menge Ärger führt. Den Auftakt machte die mexikanische Produktion Wir waren Könige, bei dem sich der Protagonist in die Mutter seines besten Freundes verliebt, was zu Mord und Todschlag führt. Ganz so heftig geht es bei der italienischen Serie Betrügerische Liebe nicht zu. Mit Thrillerelementen wird aber auch hier gearbeitet, wenn das Publikum gespannt sein soll, worauf das alles hinausläuft. An Konflikten mangelt es zudem nicht, wenn die Ankunft des Mannes eine hässliche Familienkrise nach sich zieht, bei der mit harten Bandagen gekämpft wird.

Der Ursprung der Serie liegt dabei nicht in Italien, sondern in Großbritannien. Genauer handelt es sich hierbei um ein Remake der BBC-Produktion Gold Digger aus dem Jahr 2019. Dass die Geschichte nach Südeuropa verlegt wurde, ist inhaltlich ohne Belang. Im Grunde könnte sie überall spielen. Es führt jedoch zu deutlich anderen Bildern, wenn wir uns hier in Bella Italia herumtreiben. Und natürlich in der High Society, schließlich ist die Protagonistin die Inhaberin eines Luxushotels. Wie sie zu diesem kam, wird nicht verraten. Allgemein ist Betrügerische Liebe nicht sonderlich an Erklärungen interessiert. Zumindest nicht an solchen, die auch wirklich Sinn ergeben. Dialoge, die alles für das Publikum zusammenfassen, sind schon reichlich vorhanden. Das macht das Ganze aber nicht sinnvoller.

Überzogen, öde und anstrengend

Tatsächlich schert sich die Serie nicht darum, ob sie in irgendeiner Form glaubwürdig oder wenigstens möglich ist. Hin und wieder hat man sogar den Eindruck, dass das Drehbuchteam einen internen Wettbewerb gestartet hat, wer den größten Blödsinn verzapft. Ob es das irrationale Verhalten ist oder die Dialoge, die mehrfach die Grenze des Zumutbaren überschreiten, da gibt es keinerlei Scheu. Und dann wären da noch die dunklen Geheimnisse und traurigen Vorgeschichten, die Betrügerische Liebe zwischendurch mal einwirft, wenn es droht, mal irgendwie normal zu werden. Anstatt sich tatsächlich mit der Frage auseinanderzusetzen, ob eine Liebe mit einem solchen Altersunterschied eine realistische Chance hat, wie es beispielsweise Im Herzen jung getan hat, gibt es hier einen Seifenoperthriller. Die völlig überzogene Musik gibt dem Ganzen noch den Rest.

Natürlich ist es kein Muss, dass man sich diesem Thema ernsthaft annähert und wirklich etwas aussagen möchte. Beispielsweise war da auch der deutsche Beitrag Der neue Freund, bei dem eine Frau davon überzeugt ist, dass ihre Mutter einem Betrüger aufgesessen ist. Warum sonst sollte ein so junger Mann etwas mit ihr anfangen wollen? Während man sich dort aber bewusst war, wie absurd das ist, und entsprechend humorvoll an die Sache ging, da ist Betrügerische Liebe allenfalls unfreiwillig komisch. Das wäre aber auch die einzige halbwegs realistische Möglichkeit, hierbei irgendwie unterhalten zu werden. Manche werden sich sicherlich daran erfreuen, dass Hauptdarsteller Giacomo Gianniotti so oft seine Klamotten auszieht, um seinen durchtrainierten Körper zu präsentieren. Es reicht aber nicht, um daraus einen Erotikthriller zu machen, auch wenn der Film immer mal wieder andeutet, ein solcher zu werden. Anstatt wenigstens in der Hinsicht anregend zu werden, schwanken die sechs Folgen zwischen öde und anstrengend, wenn eine Reihe nerviger Leute einander das Leben zur Hölle machen.